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In der CLT-Produktion: Auf einer Brücke aus CLT stehend, erklärt Gleiss die Produktionsschritte - rechts erfolgen die Beurteilung und die Kappung © DI Johanna Schnaubelt

Viel mehr als Späne absaugen

Ein Artikel von DI Johanna Schnaubelt | 16.07.2012 - 08:12
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In der CLT-Produktion: Auf einer Brücke aus CLT stehend, erklärt Gleiss die Produktionsschritte - rechts erfolgen die Beurteilung und die Kappung © DI Johanna Schnaubelt

CLT steht für Cross Laminated Timber, den Markennamen des Konzerns für Brettsperrholz (BSP). Dass Stora Enso Building and Living große Hoffnungen in den massiven Holzbaustoff setzt, wird nicht nur durch die Errichtung des neuen CLT-Werkes klar, sondern auch bei einem Rundgang durch die neue Produktion. Wo möglich, wurde CLT eingesetzt. Nicht nur im klassischen Sinne, wo beispielsweise im angrenzenden Büro Wände und Decken aus CLT sind. Böden, Stühle und Tischplatten aus CLT schaffen eine Wohlfühlatmosphäre. Noch beeindruckender war jedoch, dass in der Produktionshalle sämtliche Maschinen auf CLT und nicht, wie sonst üblich, auf Stahlunterkonstruktionen gesetzt sind. Damit tritt Stora Enso Building and Living den Beweis an, wie stabil und robust das Produkt ist, und zeigt dabei, wie man mit dem Holzbaustoff arbeiten und auch leben kann.

Gute Zusammenarbeit mit Spezialisten

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Scheuch-Filteranlage in Holz eingehaust: So wird laut Gleiss der Schallschutz gewährleistet © DI Johanna Schnaubelt

„Die ersten Konzepte für das neue CLT-Werk lagen bereits im zweiten Halbjahr 2010 vor“, erinnert sich Markus Gleiss. Der Bauingenieur aus der Stora-Abteilung der Technical Department European Unit betreute bautechnisch die Konzeptionierung und Errichtung der Werkshalle. Darüber hinaus zeichnete er für die Restholzentsorgung, Kräne sowie Absaugung verantwortlich. An dieser Stelle kommt der Absaugspezialist Scheuch ins Spiel. Anlagen aus Aurolzmünster sind bereits im CLT-Werk in Bad St. Leonhard sowie in der Säge am Standort Ybbs zu finden. „Wir haben in der Vergangenheit immer gut zusammengearbeitet. Somit ist relativ schnell die Entscheidung für Scheuch gefallen“, berichtet Gleiss.
Für maximale Produktivität installierte Scheuch zur Absaugung von Spänen und Staub eine SEGAS-Plus-Anlage (Scheuch Effektives Gruppen-Absaug-System). Diese verfügt über eine Länge von 200 m und 65 m Breite. „In den Absauganlagen SEGAS-Plus steckt das Know-how von mehreren Hundert ausgeführten Anlagen im baunahen Bereich und in der Massivholzindustrie. Das Plus steht für hohe Verfügbarkeit trotz extremer Anforderungen, wie Mehrschichtbetrieb, große Materialmengen, hohe Bearbeitungsgeschwindigkeiten und Dauerbetrieb“, erklärt Ing. Alois Burgstaller, Scheuch-Spartenleiter Holzindustrie.

Enge Platzverhältnisse

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3D-Planung: Diese unterstützte das komplexe Bauvorhaben und die Umsetzung © DI Johanna Schnaubelt

Die Herausforderung in der Halle war laut Gleiss die, dass neben der Absaugung auch sechs Hallenkräne, die Haustechnik, Beleuchtung, Belüftung und noch vieles mehr untergebracht sind. Somit waren die Platzverhältnisse beengt. Aus diesem Grund führte Scheuch in Zusammenarbeit mit dem Stora-Team zur Konstruktion der Absauganlagen und im Speziellen für die Verrohrung in der Halle eine 3D-Planung durch. Diese unterstützte das komplexe Bauvorhaben und die Umsetzung wesentlich. Das unterstreicht auch Gleiss: „Es gehört sehr viel Know-how dazu, bei diesen Bedingungen die richtige Leitungsführung zu finden“, sagt Gleiss. „Die 3D-Planung hat sehr gut funktioniert.“

Effiziente Abreinigung

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Die Zuluftverteilung zum Technikplateau in Ybbs © DI Johanna Schnaubelt

Die neue Anlage realisierte Scheuch mit einem Ligno-Impulsfilter, der für eine Luftmenge von 150.000 m³/h ausgelegt ist. Dieser garantiert eine effiziente Abreinigung unabhängig von Differenzdruck und Druckschwankungen. Durch strömungstechnische Einbauten im Filter wird ein Top-down-Effekt erzielt, der eine gute Abscheidung von Staub und Spänen zulässt. Eine spezielle Verteileinrichtung im Rohgaseintritt bewirkt die Vorabscheidung der überwiegenden Späne- und Staubfracht und erzeugt eine Querströmung über dem Staubsammelbehälter. Durch das Querströmungsprinzip wird ein Wiederaufwirbeln der bereits ausgeschiedenen Späne und des Staubes verhindert. Das von Scheuch entwickelte Impuls-Abreinigungssystem ist laut Hersteller wirkungsvoll und energiesparend. Die speziell geformten Doppelstrahldüsen bewirken eine schonende Abreinigung aufgrund des hohen Sekundärluftanteils. Geringerer Druckluftverbrauch, längere Abreinigungszyklen sowie höhere Schlauchstandzeiten sind die Folgen. Ein leiser Betrieb ist durch die innen liegende Abreinigungsautomatik und verlängerte Abreinigungszyklen sichergestellt.
Mit dem H3-Zeichen für das gesamte Ligno-Filterprogramm sind eine ständige Reststaubüberwachung sowie eine sichere Unterschreitung des Reststaubgehalts von 0,1 mg/Nm³ gewährleistet. „Mit dem deutschen Gütesiegel GS (Geprüfte Sicherheit) wird dem kompletten Ligno-Filterprogramm höchste Geräte- und Rechtssicherheit bestätigt“, weiß Burgstaller.
Eine weitere Besonderheit ist, dass das Anlagenkonzept SEGAS-Plus die Hallenlüftung und -heizung übernimmt. Die Hallenluft wird dabei über ein Zuluftgerät im Umluftbetrieb beheizt und der Produktionsstätte über spezielle, in der gesamten Halle verteilte Zuluftöffnungen wieder zugeführt. Die Steuerung erfolgt vollautomatisch über verteilte Temperatursensoren. Ein optimaler Luftaustausch wird sichergestellt, indem über die Sensoren der Rückluftanteil beziehungsweise der Frischluftanteil abhängig von der Außentemperatur automatisch geregelt wird.
Für den pneumatischen Transport des abgesaugten Materials vom Filter zum 350 m entfernten Silo installierte Scheuch eine Hochdruckanlage (HD-Anlage). Diese habe sich bei großen Materialmengen und Distanzen bewährt, erfährt man in Aurolzmünster. Auch hier kann Scheuch mit einer besonderen Lösung aufwarten: Nicht nur das Material von der Filteranlage, sondern auch das vom Schredder aus der Restholzentsorgung wird zum Transport in den Silo aufgenommen. Die Fördermenge der HD-Anlage beträgt etwa 4 t/h.

Eingehauste Filteranlage

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Freitragendes Technikplateau: Dahinter verbirgt sich das Herz der Scheuch-Absauganlage © DI Johanna Schnaubelt

Wo gehobelt wird, fallen Späne. Aus diesem Grund spielte auch das Schall-, Brand- und Explosionsschutzkonzept von Scheuch eine wichtige Rolle bei der Auftragsvergabe. „Wir produzieren in unmittelbarere Nähe zu einem Siedlungsgebiet und der Stadt Ybbs“, verdeutlicht Gleiss. „In 100 m Entfernung befinden sich etwa 80 Haushalte mit rund 200 Einwohnern. Der Schallschutz im Freien ist für uns ein wichtiges Thema.“ Daher hat Scheuch die SEGAS-Plus-Anlage so ausgelegt, dass die Auflagen hinsichtlich des Nachtbetriebes und Anrainerschutzes erfüllt werden können. Zur Gewährleistung des Schallschutzes ist die Filteranlage mit einer Einhausung aus Holz versehen. Diese ist aus schall- und explosionsschutztechnischen Gründen nach oben hin offen.
Im Hinblick auf den Brandschutz hat Scheuch das Brandschutzkonzept Brana 120 realisiert. Das ist eine kompakte Lösung, die wenig Platz und keine Brandschutzwände benötigt. Eine Funkenlöschanlage wurde ebenfalls in die Anlage integriert, wie im Technikplateau zu sehen ist. Letzteres hat seinen Namen nicht von ungefähr: Es handelt sich um ein freitragendes Plateau – natürlich aus CLT – in der Halle, in der auch die Scheuch-Anlage untergebracht ist.
Das bewährte Explosionsschutzkonzept Rosek 65 kam ebenfalls zum Einsatz. Dieses garantiert im Ereignisfall eine Flammenausbreitung von weniger als 5 m. „Ohne unsere innovativen Schall-, Explosions- und Brandschutzkonzepte wäre es nicht möglich gewesen, die von Stora Enso gewünschte Einhausung der Filteranlage in nur 5 m Abstand von der Produktionshalle zu verwirklichen. Denn normalerweise wäre hier ein Mindestabstand von 35 m einzuhalten“, führt Burgstaller aus.

Leistung auf den Punkt gebracht

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In der ganzen Halle verteilt: die Zuluftöffnungen von Scheuch - die Steuerung erfolgt automatisch © DI Johanna Schnaubelt

Weitere Pluspunkte der Scheuch-Anlagen sind der hohe Vorfertigungsgrad, die Modulbauweise und vor allem das qualifizierte Montagepersonal. „Scheuch realisierte seine Anlage auf den Punkt genau und hielt sich an alle vorab vereinbarten Termine“, lobt Gleiss unaufgefordert. „Die Anlage entspricht höchster Qualität. Pünktlich in Betrieb genommen, konnten wir von Beginn an voll produzieren.“
Das war auch unbedingt erforderlich. Aufgrund der hohen Auftragslage produziert Stora Enso in Ybbs seit Mai zweischichtig, obwohl für dieses Jahr nur der Einschichtbetrieb geplant war.

Stora Enso Building Solutions

Standorte: Helsinki (Zentrale), Bad St. Leonhard und Ybbs (Produktion)
Geschäftsführer: Mag. Herbert Jöbstl
CLT-Produktion Ybbs: 60.000 m³/J
Mitarbeiter in Ybbs: 370

Scheuch

Gründung: 1963
Geschäftsführer: DI Herbert Kendler, DI Stefan Scheuch
Zentrale: Aurolzmünster
Mitarbeiter: 630
Geschäftszweige: Holz-, Holzwerkstoff-, Energie-, Metall-, Steine-Erden-Industrie sowie Geräte und Komponenten
Produkte: Gesamtlösungen der Luft- und Umwelttechnik für Säge- und Hobelindustrie, KVH-, BSH- und Massivholzplatten-Produktion, Fenster-, Türen sowie Parkettindustrie, Pelletsherstellung und Möbelindustrie