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Aufgabestation: Die CLT-Elemente werden nach oben gehoben und dann zu bis zu 16 m langen Teilen keilgezinkt © Stora Enso Building and Living

Auf die Länge kommt‘s an

Ein Artikel von DI (FH) Martina Nöstler | 27.08.2012 - 07:59
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Aufgabestation: Die CLT-Elemente werden nach oben gehoben und dann zu bis zu 16 m langen Teilen keilgezinkt © Stora Enso Building and Living

Dass Brettsperrholz hervorragende Werte hinsichtlich der Statik aufweist, hat Stora Enso Building and Living in Ybbs beim Bau seines CLT-Werkes bereits bewiesen. Neben der Produktionshalle wurde auch der Unterbau für den Produktionsbereich – von der Rohwarenaufgabe, Sortierung, Fräsung und Presse bis zum Puffer- und Aushärtelager – komplett aus CLT errichtet.
Jetzt hat man in Ybbs noch eines draufgesetzt: Eine der beiden Hundegger-Abbundanlagen wurde quasi mit CLT überdacht und darauf die Generalkeilzinkenanlage von Kallfass, Baiersbronn-Klosterreichenbach/DE, installiert. Rund 40 t Maschinengewicht lasten nun auf dem CLT. „Wir haben aber besonders im Bereich der Keilzinkung und der Presse die CLT-Rippendeckenelemente etwas besser abgestützt“, informiert Ing. Franz Kraus, technischer Leiter der zentraleuropäischen Werke bei Stora Enso. Die Montagearbeiten seitens des Maschinenlieferanten sind abgeschlossen, die Inbetriebnahme wurde im August gestartet.

Doppelter Vorteil

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Fräsvorgang mit Presse: Auch dicke Platten bis 300 mm können in einem Durchgang gefräst werden © Stora Enso Building and Living

„Für uns gab es im Wesentlichen zwei Motivationen, die Generalkeilzinkenanlage zu bauen“, erzählt Kraus. Erstens gibt es bei Objekten immer öfter die Anforderung, Geschosshöhen über 3 m zu liefern. Dies ist mit dem derzeitigen erzeugten CLT nur möglich, indem man die Platte aufstellt. Damit sind aber auf der Baustelle zu viele Elemente und auch Stöße in der Wand und es entsteht ein entsprechender Mehraufwand. „Mit der neuen Anlage können wir also CLT für die Wand mit bis zu 4 m Breite liefern“, bringt es Kraus auf den Punkt. Ein zweiter wesentlicher Faktor waren die Reststücke, die beim Abbund entstehen. Bisher wanderten diese in den Hacker. Künftig können die An- und Ausschnitte mit einer Mindestgröße von 1 mal 1 m verwertet und für Bauteile mit entsprechenden statischen Anforderungen eingesetzt werden.
Mit dieser Lieferung hat Kallfass absolutes Neuland betreten. „Wir haben noch nie eine Keilzinkenanlage geliefert“, sagt Helge Widmann, Kallfass-Projektleiter für die Anlage bei Stora Enso. „Sie wäre aber für jeden Lieferanten ein Prototyp gewesen, denn eine Generalkeilzinkenanlage in dieser Art wurde noch nie realisiert“, verdeutlicht Kraus. Die Wahl fiel auf Kallfass, da das Unternehmen bereits die Mechanisierung für das CLT-Werk in Ybbs geliefert hat (s. Link unten) und das Vertrauen vorhanden ist. „Uns hat das Kallfass-Konzept am besten gefallen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis war natürlich ebenfalls ausschlaggebend“, ist Kraus zufrieden.

Fest im Griff

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Saubere Keilzinkung der CLT-Elemente © Stora Enso Building and Living

Die 4 m lange CLT-Platte wird von der Hundegger-Abbundanlage abgenommen, in der neuen oberen Etage um 90° gedreht und auf dem Kettenförderer abgelegt. Die Platte wird durch die Zinkenfräse gefördert. Parallel wird eine zweite CLT-Platte nach oben gehoben. Beide Platten werden mit pneumatischen Schiebern auf Nulllinie ausgerichtet und hydraulisch geklemmt. Ein Aggregat mit zwei Zinkenfräsern und zwei Spanerwerkzeugen bearbeitet zuerst eine CLT-Platte von unten nach oben. Ist diese fertig, wird sie um 20 mm zurückgefahren, die andere CLT-Platte um denselben Weg nach vorne, und die Fräsung startet erneut.
Die Platten werden – weiterhin im gespannten Zustand und auf Linearführungen bewegt – zur Beleimstation von Oest, Freudenstadt/DE, transportiert. Zuvor kontrolliert ein Bediener nochmals die Qualität der Keilzinken. Das Leimaggregat fährt an der Keilzinkung vorbei und versetzt sich automatisch immer um 12 mm. Im gespannten Zustand geht es zur Presseinheit, die bis zu 36 t Presskraft aufbringt. Die verleimte CLT-Platte wird aus dem Pressbereich geschoben und die nächste CLT-Platte von unten hochgehoben. Dann beginnen die Vorgänge erneut, sodass theoretisch eine endlos lange Platte entstehen kann. Die Länge wurde bei Stora Enso aber vorerst mit 16 m begrenzt.
Die Länge der fertig keilgezinkten CLT-Platte wird im Vorfeld bestimmt. „Der ESA-Leitrechner weiß die Größe der Reststücke und errechnet die bestmögliche Zusammenstellung laut Auftragsvorbereitung“, erklärt Widmann.
„Mit dieser Anlage können wir den Marktanforderungen gerecht werden und unsere Ausbeute erhöhen“, ist Kraus überzeugt.

Kallfass

Geschäftsführer: DI Ernst Kallfass
Standort: Baiersbronn-Klosterreichenbach/DE
Umsatz: 20 Mio. €/J
Mitarbeiter: 100
Produkte: Stapel- und Entstapelanlagen, Mehrfach-Abläng-anlagen, Sortierwerke, Hobelmechanisierungen, Leimholzwerke, Mechanisierungen für BSP-Werke
Export: 70 %