Die schwierige und teure Rundholzversorgung sorgt für Frust bei der Tiroler Sägeindustrie. Das war bei der Fachgruppentagung vergangenen Freitag in Wiesing deutlich zu spüren. Die Situation hat sich vor dem Winter durch die Rundholz-Einfkaufsaktion eines südösterreichischen Betriebes nochmals verschärft. Zumindest 200.000 fm wurden für Kärnten gesichert (s. Link 1). Diese Menge fehlt auch in Tirol, zumal der einstige Hauptlieferant Bayern seine Rundholzmengen in den vergangenen Jahren massiv reduzierte. Also müssen sich Tirols Holzeinkäufer woanders umsehen: in österreichischen Bundesländern, in der Schweiz und in Norditalien. „Das geht bereits über Südtirol hinaus“, erklärte Helmut Troger, Obmann des Holzindustrie-Fachverbandes der Wirtschaftskammer Tirol. Neben Kärnten sei Oberösterreich ein „Rundholz-Kriegsgebiet“, beschrieb Troger drastisch.
Arabern ist Tiroler Rundholzpreis egal
Vor der Fachgruppentagung besuchten die Tiroler Holzunternehmer das Sägewerk Hechenblaickner, das sich auf Listenbauholz spezialisiert hat und sich lokal über hohe Nachfrage freut © DI Johannes Plackner
Bei einem heimischen Sägerundholzanfall von rund 1 Mio. fm/J bleibt Tirol abhängig von Importen. Die Einschnittkapazität ist trotz der schwierigen Lage noch kaum zurückgegangen und bewegt sich bei 2,2 bis 2,3 Mio. fm/J.
Holzindustrie zahlt für Brenner Basistunnel
Ein spezifisches Tiroler Problem ist der Lkw-Transport. Im transitgeplagten Inntal erlässt das Land mit 1. November ein Nachtfahrverbot für Euro 5-Lkw. Fahrzeuge, die vor drei Jahren angeschafft wurden, sind nun in der Nacht verboten. „Ich bin mehr als verärgert, wie auf uns herumgetrampelt wird“, machte sich Troger diesbezüglich Luft. Zudem wird zwischen Kufstein und Innsbruck seit Jahresbeginn ein 10 %iger Mautaufschlag eingehoben, der als Querfinanzierung für den Brenner Basistunnel dient. Ein Tiroler Unikum, denn in Niederösterreich oder Kärnten sei keine Extramaut für den Koralm- oder Semmeringtunnel zu zahlen, schimpfte Troger. Dr. Thomas Leissing von Egger, St. Johann, bezifferte die Maut-Extrakosten bei einer Pressekonferenz vergangenen Mittwoch mit 100.000 €/J. Die Konsequenzen für den Holzwerkstoff-Konzern lauten: Investitionsstopp in Tirol zudem seien Arbeitsplätze in Gefahr.Rundholzpreis raubt Konkurrenzfähigkeit
Zurück zu den Sägewerken: Großbetriebe tun sich schwer, die hohen Einkaufspreise weiterzugeben. „Wir sind auf gewissen Märkten nicht mehr konkurrenzfähig“, drückte es Michael Pfeifer aus. Pfeifer Holz, Imst, reduzierte den Einschnitt in seinen österreichischen und deutschen Sägewerken bereits. Integrierte Standorte mit Biomassekraftwerk und Pelletsproduktion müssten aber mindestens zweischichtig gefahren werden, um die nachfolgenden Wertschöpfungsstufen zu versorgen. Die Absatzsituation gestalte sich „von Woche zu Woche schwieriger“, drückte Pfeifer die aktuelle Lage aus.Eine Markteinschätzung aus Osttirol bestätigte diese Entwicklung. Das Rundholz-Preisniveau war zur Holzmesse Klagenfurt schon zu hoch, habe sich seitdem aber nochmals um 5 bis 7 €/fm gesteigert.
Flaues Herbstgeschäft
Reinhard Binder berichtete als Geschäftsführer von Binderholz, Fügen, von schwachen Signalen aus Italien. „Das Herbstgeschäft ist heuer flau.“ Und weiter: „Wir müssen den Rundholzpreis auf ein Niveau von 90 €/fm ab Waldstraße bekommen“, forderte er. Belebung braucht auch der Heimmarkt: „Wir können bis heute die Gebäudeklasse 5 nicht im massiven Holzbau ausführen. Hier müssen dringend die Hausaufgaben erledigt werden.“DI Rüdiger Lex, Geschäftsführer von proHolz Tirol, nahm diesen Ball auf. Ihm fehlen vor allem die Bauträger, die sich zum Holz bekennen würden: „Die Bauordnung lässt wesentlich mehr zu, als tatsächlich umgesetzt wird“, argumentierte er. Weiterhin müsse viel in Holzbaumarketing investiert werden. Zwar wurden 2008 schon 31 % der Einfamilienhäuser und gar 58 % der Zu- und Umbauten Tirols in Holz ausgeführt, aber: „Der große Holzbauanteil ist nicht gottgegeben. Wir müssen am Drücker bleiben.“ Als positives Beispiel nannte Lex den Holzbau-Lehrstuhl von Univ.-Prof. Dr. Michael Flach in Innsbruck. Dort wurden die Mittel für eine 400.000 €-Abbundanlage für Forschungszwecke bereitgestellt. Weiters wird in Tirol ein Preis für das Tischlerhandwerk ausgelobt – ähnlich wie die etablierten Holzbaupreise.
Holzeinschlag etwa auf Vorjahresniveau
Der Tiroler Holzeinschlag werde heuer knapp unter dem Vorjahr (1,5 Mio. fm) liegen, berichtete DI Dr. Dieter Stöhr, Abteilungsleiter-Stellvertreter der Landesforstdirektion. Die tatsächliche Menge werde davon abhängen, wie bald der Winter nach Tirol kommt. Im Vorjahr gab es einen sehr späten Wintereinbruch. Zu beklagen waren aber 200.000 bis 250.000 fm Schneebruch. „Dessen Aufarbeitung hat vorzüglich geklappt“, freute sich Stöhr.Die Durchforstungsmenge sei gegenüber früher deutlich auf 200.000 fm/J angestiegen, hieß es weiter. Der Nadelholzeinschlag teilt sich heuer in 72 % sägefähiges Rundholz, 20 % Energieholz und 8 % Industrieholz. Die Energiesortimente hätten anteilsmäßig zugenommen, aber nicht auf Kosten der Blochsortimente. Es liege vielmehr daran, dass durch die Erntetechnik heutzutage mehr Wipfel und Äste an die Waldstraße transportiert werden. Im Tiroler Unterland habe sich heuer der bäuerliche Waldbesitz mit dem Einschlag zurückgehalten. Westlich von Innsbruck sei die Holzernte auf einem Normalniveau geblieben, schloss Stöhr seinen Vortrag.