Zu einem Tiroler Bauholzsägewerk im Winter gehören ein schneebedeckter Rundholzplatz, dick eingepackte Arbeiter und ein Chef, der mit jedem gleich per du ist. Immer häufiger gehört aber auch ein CE-Zertifikat nach EN 14081 dazu. Das garantiert, dass die verkauften Bauhölzer der Norm entsprechen. Im Zuge der stetig steigenden Qualitätsansprüche im Holzbau verlangen Zimmereien diesen Nachweis vermehrt. Auch das Flaurlinger Sägewerk Seelos hat seit November so ein Dokument. Verliehen wurde es von der Holzforschung Austria. Dieses Zertifikat ist nicht irgendeines, sondern das 500., welches von der Holzforschung Austria ausgestellt wurde. Grund genug für Dr. Manfred Brandstätter, aus Wien anzureisen. Der Holzforschungs-Geschäftsführer (selbst ein ehemaliger Säger) ließ es sich nicht nehmen, das Jubiläumszertifikat eigenhändig zu überreichen.
Gut bekannt von Rundholzeichung
Übergabe des 500. CE-Zertifikats: Karl, Walter, Martin und Markus Seelos(v. li.) mit Dr. Manfred Brandstätter in der Mitte © DI Johannes Plackner
Als sich Walter Seelos vor rund zwei Jahren dazu entschloss, sein Bauholz mit dem CE-Zeichen absegnen zu lassen, war die Holzforschung Austria der logische Partner. „Die eichen mir seit Jahren die Rundholzvermessung. Jetzt ist halt auch die CE-Kennzeichnung dabei. Das macht alles derselbe Mitarbeiter“, beschreibt Walter Seelos, der mit seinem Bruder Klaus das Sägewerk leitet. Dort wird wahlweise mit einem Gatter oder einer Bandsäge gearbeitet. Zudem stehen ein Besäumer, eine Nachschnittkreissäge, zwei Trockenkammern und ein Hobelautomat zur Verfügung. „Wir schneiden alles von 10 bis 120 cm Durchmesser. Der Fokus liegt aber auf Starkholz“, umreißt Seelos.
Acht Mitarbeiter aus zwei Generationen des Seelos-Clans arbeiten im Sägewerk. Vier davon absolvierten einen eintägigen Kurs über die Sortiervorschriften gemäß DIN 4074 (die in Österreich relevante Norm, um CE-Bauholz zu verkaufen) am Holztechnikum Kuchl. Dort wurden die Kenntnisse über die jüngsten Vorschriften zur visuellen Sortierung erneuert. Eine Probesortierung brachte den praktischen Nachweis.
Kein bürokratischer Mehraufwand
Dieser Nachweis, wonach das Sägewerk Seelos C24-Bauholz liefern kann, gilt europaweit © DI Johannes Plackner
Die Holzforschung Austria verleiht CE-Zertifikate nicht nur an Bauholzsägewerke, sondern auch an Hersteller von BSH, BSP, Fenstern, Türen und ganzen Fertighauskomponenten. Dass das 500. Zertifikat aber nach EN 14081 konstruktives Bauholz abdeckt, ist kein Zufall. „80 % unserer Zertifizierungen gehen in diesen Bereich“, spezifiziert Brandstätter.
„C“ steht für Nadelholz
Im Flaurlinger Sägewerk wird das Bauholz in eine Klasse sortiert: „Wir haben nur S10“, sagt Seelos. Eine Aussage, die Brandstätter ergänzt. „Die S10-Klasse entspricht der europaweit gültigen Festigkeitsklasse C24.“ Das „C“ steht dabei für „conifer“, also für Nadelholz. 24 zeigt an, dass diese Bretter eine Biegefestigkeit von mindestens 24 N/mm2 aufweisen. Beurteilt wird das anhand optisch erkennbarer Merkmale, wie Äste, Risse und der Waldkante.Früher verkaufte Seelos noch beträchtliche Mengen nach Italien. Heute bleibt fast alles im Inntal. Die Zimmerer zwischen Innsbruck und Imst seien in den vergangenen Jahren „wesentlich heikler“ geworden, was die Bauholzqualität angeht. Diese Güte auch zu dokumentieren, ist nur konsequent. „Die Zertifizierung habe ich schlussendlich gemacht, weil es wichtige Kunden von mir verlangt haben.“ Seelos verkauft bis zu 13 m lange Stangen. Getrocknete Ware ist bis 10 m verfügbar. Und sollte Seelos jemals wieder Bauholz nach Italien verkaufen wollen, hilft ihm das CE-Zertifikat erneut. Dieser Nachweis gilt nämlich europaweit.