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Üstünkarli sägt in Nottleben © DI Johannes Plackner

Die Ägäis-Alternative

Ein Artikel von DI Hannes Plackner (für Timber-Online bearbeitet) | 29.04.2013 - 16:47
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Üstünkarli sägt in Nottleben © DI Johannes Plackner

Wenn die Türkei im Holzkurier vorkommt, dann meist als Hoffnungsmarkt für Sägewerke und Holzwerkstoff-Konzerne. Doch die Türkei etabliert sich als Maschinenbaunation. Das beweist nicht zuletzt die immer stärkere Ligna-Präsenz. Üstünkarli aus Izmir an der Ägäis zählt zu diesen Unternehmen, die mit ihrer Technik weit über die türkischen Grenzen hinaus bekannt sind. Das Unternehmen mit dem einprägsamen Namen hat sich auf Bandsägen für kleinere und mittlere Betriebe spezialisiert.
„Ich verkaufte meist Anlagen bis 50.000 fm Jahreseinschnitt“, erklärt Frank Rubart, der Üstünkarli mit seinem Unternehmen Ruho-Tec, Blomberg/DE, vertritt. Ein Meilenstein war Anfang 2010 die Montage der Blockbandsäge im Sägewerk Semmler im Thüringer Neustadt/Orla. Das blieb nicht unbemerkt. Das Säge- und Palettenwerk Klimex, Nottleben (auch Thüringen), orderte nach einem Betriebsbesuch bei Semmler ebenfalls eine Üstünkarli-Blockbandsäge mit Spaner. Inbetriebnahme war nach der Ligna im Juni 2011, wo die Anlage gezeigt wurde.

Bloche bis 1,2 m Durchmesser

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Hackschnitzel statt Spreißel: Die Üstünkarli-Bandsäge ist mit einem Spaner ausgestattet - Späne und Hackschnitzel fallen auf ein Förderband © DI Johannes Plackner

Mit seiner Üstünkarli schneidet Klimex 25.000 fm/J. „Sie stellt uns voll zufrieden“, sagt Seniorchef Rudolf Mense. Mittlerweile wurde auch eine Nachschnittsäge geliefert. Die Schnittware geht bei Klimex fast ausschließlich in die angrenzende Palettenfertigung. Dort werden zwar auch Europaletten genagelt, doch spezialisiert hat sich der Betrieb auf Sonderpaletten und Kisten. „Das bringt eine abwechslungsreiche Mischung an Dimensionen“, sagt Dennis Wettstein, der technische Geschäftsführer des Werkes.
Großen Wert legen die Verpackungsnagler auf Flexibilität: „Wenn heute ein Kunde anruft, kann ich mitunter morgen schon die nötige Palette liefern.“ Das brauchte eine leistungsfähige wie flexible Anlage und entspricht genau der Stärken der Üstünkarli-Bandsäge.
Die mächtigen Stämme poltern auf den hydraulischen Spannwagen. Der Bedienmann hat im Auge, wie er das Bloch drehen muss, dass die Ausbeute stimmt. Über eine Mudata-Schnittstelle sieht er am Monitor, welche Dimension gerade gefragt ist. Routiniert fixiert er den Stamm am Spannwagen und schon geht‘s ab in die Säge. Ein grüner Laserstrahl zeigt, wo die Zähne gleich ins Holz greifen werden. Mit 25.000 fm/J ist die Anlage nicht voll ausgelastet. Bis zu 150 fm wären pro Tag möglich, sagt Wettstein. Anke Strauch, die kaufmännische Geschäftsführerin und Tochter von Mense, betont die Vorteile des Spaners. Statt lästiger Spreißel fallen in Nottleben wertvolle Schnitzel von der Anlage. Diese helfen, den „viel zu hohen“ Rundholzpreis abzufedern.
Verarbeitet werden meist Fichte und Tanne, aber auch 10 % Pappel und Buche bis 1,2 Durchmesser. „Je dicker, umso lieber“, sagt Technikchef Wettstein lächelnd dazu.

Überzeugen mit Preis-/Leistung

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Spannwagen fixiert das Restbloch - das Model geht zum Nachschnitt © DI Johannes Plackner

Wer bei einer Üstünkarli-Anlage billigen Maschinenbau erwartet, täuscht sich. Die in Izmir verbauten Komponenten stammen von renommierten Herstellern. Rubart zählt Markennamen, wie Klöckner Möller, Telemechanique, Sauer-Danfos oder Mannesmann-Rexroth, auf. Er betont das, weil viele Interessenten beim Thema Maschinenbau aus der Türkei zaudern. Doch dafür gebe es keinen Anlass, ist man bei Klimex überzeugt. Die Anlage in Nottleben ist die dritte Bandsäge, die Rubart nach Deutschland verkaufte. Zählt man Nachschnittsägen und Besäumer dazu, wickelte Ruho-Tec bereits knapp 50 Projekte in der Bundesrepublik ab. Noch besser kommen die Anlagen beim Nachbarn in Polen an: „Dort laufen 14 Üstünkarli-Bandsägen“, sagt Rubart.
Großer Vorteil der Bandsägen-alternative von der Ägäis ist der vergleichbar geringe Preis. „Auch in der aktuell schwierigen Lage dürfen Sägewerke ihre Anlagen nicht veraltern lassen“, betont der Üstünkarli-Vertreter. Zumal sich – wie bei Klimex – die Schnittqualität mit einer neuen Bandsäge deutlich verbessern lässt. Gut möglich, dass schon bald mehr deutsche Säger an die Ägäis fliegen – nicht aber, um Urlaub zu machen.