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Über 50 Jahre alt ist die Vakuumgreiftechnologie - nie war sie zeitgemäßer als heute © Christoph Zeppetzauer

Ohne Hände – rasches Ende

Ein Artikel von Christoph Zeppetzauer | 23.04.2013 - 16:30
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Über 50 Jahre alt ist die Vakuumgreiftechnologie - nie war sie zeitgemäßer als heute © Christoph Zeppetzauer

Franz Wagner in Strengberg ist spezialisiert auf europäische Laubhölzer. Um die Vielfalt und Flexibilität bei Produkten erreichen zu können, unterstützt ein Portalroboter 1000 TS seit Beginn des Jahres die Mitarbeiter im täglichen Betrieb. Der Portalroboter verfügt über vier Vakuumgreifer, welche um 90° schwenkbar sind. „Das Ziel dieser Investition war es, größtmögliche Flexibilität zu erlangen“, sagt Geschäftsführer Franz Wagner. Nach dem Einschnitt mit der Bandsäge wird großteils unbesäumte Ware vor wie auch nach dem Trocknungsvorgang abgestapelt.

Spezielle Anfertigung

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Die 14 Abstapelungspunkte in der Halle sind weiß markiert und werden in die Steuerung des 1000 TS einprogrammiert © Christoph Zeppetzauer

Die Halle, welche den 1000 TS beherbergt, wurde eigens zu diesem Zweck erbaut. Nachdem die Planungsphase abgeschlossen war, bekamen die Mitarbeiter von Joulin in Etampes den Hallenplan in 3D-Ansicht, um den Portalroboter ideal einzupassen. Dieser sollte sowohl in Längs- als auch in Querrichtung fahrbar sein, um 14 gekennzeichnete Abstapelungspunkte in der Halle zu erreichen. Eine Reihenfolge der Abstapelung kann einfach programmiert werden. Die Installation der Anlage selbst sei in rund einer Woche durch die Monteure von Joulin erledigt gewesen. Obwohl die Verarbeitungsgeschwindigkeit mit dem neuen Portalroboter zugenommen hat, war dies nicht der Hauptgrund für die Anschaffung. „Im Wesentlichen ist es eine Erleichterung für die Mitarbeiter. Früher musste man die Ware oft händisch im Freien umstapeln – mit dieser Investition sind wir effizienter geworden. Die ideale Lösung für einen KMU-Betrieb, wie wir es sind“, erfährt man von Wagner. Lediglich die Stapellatten werden jetzt noch händisch gelegt. Auch die Besichtigung eines Referenzobjektes in Gaflenz bei Mirako habe dazu beigetragen, dass im Oktober schließlich die Entscheidung für die Anschaffung fiel. Beraten wurde man dabei von Waco Jonab Systeme (WJS) aus Neuwied/DE. WJS vertritt Joulin in den deutschsprachigen Ländern und wickelt dabei neben dem Verkauf auch das After-Sale-Service ab. „Die Installation bei Franz Wagner zeigt deutlich die hohe Bandbreite von Einzelstücken oder Paketen, die von dieser Greiftechnik ohne jegliche Umstellung bewerkstelligt werden kann“, veranschaulicht Thomas Schmidt, bei WJS im Vertrieb tätig. Ein Sicherheitsrahmen, der das Hebeportal umgibt, sorgt für eine beschädigungslose Annahme sowie Abgabe, da der Portalkran schon vor der möglichen Berührung mit einem Hindernis stoppt und sich ausschaltet.

Schlau gemacht

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Auch kürzere Ware wird problemlos transportiert, da sich nicht benötigte Ventile verschließen und sich die Vakuumkraft konzentrieren kann © Christoph Zeppetzauer

Bereits seit Oktober 2011 versieht ein Portalkran 1000 TS bei Mirako, Gaflenz, seinen Dienst. „Diese Investition haben wir schlau gemacht. Wir sind in puncto Beständigkeit und vom Ablauf her sehr zufrieden mit der Anlage“, teilt Hans Stadler, bei Mirako im Key Account Management tätig, mit. Primär diene die Anlage zur Manipulation vor und nach der Thermobehandlung von Laub- und Nadelhölzern. Rund 5000 m³ pro Jahr laufen über die Anlage. Die Beschickung erfolgt dabei durch den Seitenstapler, der die Pakete an einen Kettenförderer übergibt. „Mussten wir früher die Stückelung manuell erledigen, so wird mit dem Greifer die Leistungsfähigkeit pro Tag enorm gesteigert“, erklärt Stadler die Investition. Dabei gehe es keinesfalls darum, Mitarbeiter einzusparen, sondern die Personalressourcen am Gelände effizient zu nutzen. Bis dato laufe die Anlage wie geschmiert, wie auch Stadler bestätigt: „Nach der Inbetriebnahme haben wir keine Probleme gehabt, lediglich Optimierungen bezüglich der Geschwindigkeit und Hubhöhe wurden ein paar Monate nach der Installation umgesetzt.“ Das sei völlig normal, so Thomas Schmidt, denn: „Erst in der Anwendung fallen den Kunden Parameter ein, die man vorher nicht berücksichtigt. Es ist natürlich in unserem Sinne, das Optimum he- rauszuholen.“ Als Verschleißteile nennt Schmidt lediglich die Schaumstoffmatten sowie den Hubriemen, wobei deren Wechsel schnell vonstattengeht. Gleichzeitig berichtet er von einer Anlage in Niederösterreich, die seit 1992 ohne nennenswerte Reparatur läuft. Unternehmen, die trotzdem über den Zustand ihres Greifers genauestens Bescheid wissen wollen, bieten Joulin und WJS alle zwei bis drei Jahre ein Rundumservice an.

Unempfindlich gegen Staub

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Leistungsfähigkeit gesteigert: Thomas Schmidt (li.) von WJS und Hans Stadler (Mirako) freuen sich über die gelungene Zusammenarbeit © Christoph Zeppetzauer

Die Greifer sind mit einem patentierten Wave-System ausgerüstet, das neben Energieeinsparungen (bis zu 50 %) Schutz vor Verschmutzung mit Spreißel und Staub bietet. Die Konstruktion weist nämlich eine Toleranz im Rückschlagventil auf, damit die Staubpartikel durch den Greifer entweichen können. Egal, ob raues, rissiges, trockenes oder nasses Schnittholz, Formteile, Paletten oder komplette Hauswände: Auf 10 kg bis 5 t Hubkraft ist die Kapazität für Portalroboter ausgelegt. Selbst schmale Produkte ab 20 mm und ausgerissene Bretter stellen keine Probleme dar. Die Verfahrbewegung geschieht mittels Riemenantrieb, der eine hohe Verfahrgeschwindigkeit und Beschleunigung ermöglicht. Selbst kürzere Ware kann jederzeit mit voller Vakuumkraft angehoben werden, da sich nicht benötigte Greifer automatisch verschließen. Damit ist gewährleistet, dass das Vakuum nur dort tatsächlich wirkt, wo es soll.

Integration nach Plan

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Eine Bewegung in Längs- und Querrichtung erlaubt der Portalroboter, um die Abstapelungspunkte in der Halle präzise zu bedienen © Christoph Zeppetzauer

Egal, ob zur Beschickung/Abnahme in Produktionslinien, zum Stapeln/Entstapeln vor oder nach dem Trocknen oder als Abnahme nach Bandsägen: Nach einem Lokalaugenschein vor Ort erstellt Joulin die Greifer nach den Anforderungsprofilen der Kunden, um den Warenfluss zu beschleunigen. Damit können Flexibilität und Effizienz in den Betrieben maßgeblich erhöht werden, wie man bei Wagner und Mirako festgestellt hat.