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Wie ein Samuraischwert:  Das Hobelmesser ST-1 Revo ermöglicht bei 300?m/min den fünffachen Standweg herkömmlicher HSS-Messer © Robert Kittel

Hobeln auf Japanisch

Ein Artikel von Robert Kittel | 28.05.2013 - 08:12
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Wie ein Samuraischwert:  Das Hobelmesser ST-1 Revo ermöglicht bei 300?m/min den fünffachen Standweg herkömmlicher HSS-Messer © Robert Kittel

Mit hoher Kunstfertigkeit konnten legendäre Schwertschmiede wie Masamune Okazaki unterschiedlich harte Stahl- und Eisenlagen verschmieden. So entstand bereits im Mittelalter ein Hightech-Materialverbund – eine sehr harte Schneide und widerstandsfähige Flanken umgeben einen elastischen Kern, der verhindert, dass die Klinge zerbricht. Das wende man heute noch in der hoch technisierten japanischen Werkzeugfertigung an, ist Naoki Miyamoto, der Verkaufsleiter für Deutschland von Kanefusa Europa, Eindhoven/NL, stolz. Die verwendete Technik habe sich verfeinert, das Grundprinzip sei gleich geblieben. Kanefusa hat schon frühzeitig mit der Erzeugung beschichteter Holzbearbeitungswerkzeuge begonnen. Ein modernes Hobelmesser, mit seiner hauchdünnen Ummantelung aus hartem Beschichtungsmaterial und einem Kern aus elastischem HSS-Stahl sei die Hightech-Form einer Katanaklinge, führt Miyamoto aus: „Die Präzision solcher Werkzeuge ist einzigartig.“

Hobeln mit 300 m/min

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Schillernde Beschichtung:  Die japanischen Präzisionswerkzeugmacher schützen damit die hochbelasteten Zahnspitzen vor Verschleiß © Ebner

Das auf der Ligna vorgestellte ST-1 Revo stehe für eine Revolution, sagt Miyamoto: „Es bietet zumindest die dreifache bis fünffache Standzeit, verglichen mit HSS.“ Kanefusa habe in Europa gute Referenzen, konkretisiert er. Beispielsweise setzen die Holzwerke Ladenburger in Geithain Kanefusa-Hobelmesser mit Vorschubgeschwindigkeiten von 300 m/min ein. Der schwedische Hobelwellenhersteller Kvarnstrands empfiehlt die Verwendung des ST-1 in seinem Prospekt für Spezialhobelwellen, die Vorschübe bis zu 1000 m/min erlauben.
Beschichtungen wendet Kanefusa bei zahlreichen hochbelasteten Werkzeugen an. Der Keilzinkenfräser TAF-Pro ist ein gutes Beispiel: Die Zone höchster Belastung liegt beim Keilzinkenfräser an der schwächsten Stelle – den Zahnspitzen. Der Einsatz einer Beschichtung bietet sich hier an. Allerdings: Mit zunehmender Schichtdicke wird die Schneide stumpfer, es tritt eine Schneidenverrundung ein. Bei Kanefusa umgeht man das, indem man die Freifläche nach der Beschichtung schleift. Die spitzen, abrasiv belasteten Zahnrücken können so mit einer üppigen Beschichtung versehen werden. Bei den Holzwerken Gmach, Pösing, seien solche Fräser im Einsatz, erzählt Miyamoto. Der Kunde erreiche damit die fünffache Standzeit konventioneller Fräser.

15 % dünner oder 15 % schneller

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Stabiler Grundkörper: Das Sägeblatt kann deshalb dünner als üblich ausfallen © Ebner

Das Kreissägeblatt „Stable-Saw-Blade“ sei stabiler als die Mitbewerberprodukte, versichert Miyamoto: „Es kann 15 % dünner als üblich eingesetzt werden, um weniger Verschnitt zu haben. Oder, ich kann bei normaler Blattstärke mehr Vorschub fahren.“ Wie man den Sägeblattkörper derartig steif macht, verrät man bei Kanefusa nicht. Seine Herstellung erfolge aber in der Tradition japanischer Schwertschmiedekunst, ist Miyamoto stolz. Kaizen, die ständige „Veränderung zum Besseren“, sei bei Kanefusa eine zum Managementsystem gemachte traditionelle Arbeitsphilosophie, erläutert er. Aus ihr würden Erfolge, wie der besonders stabile Sägegrundkörper, resultieren. Die Dünnschnittsägen werden nicht nur von der Holzindustrie verwendet. Auch zum Zuschnitt von Aluminium- oder Kunststoff-Strangprofilen werden sie wegen ihrer schmalen Schnittfuge verwendet.

Markierungsfreie Längsschnittsäge

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Hobelqualität bei 300?m/min: Das Sägeblatt SF kann den nachfolgenden Hobelvorgang einsparen © Ebner

Ein ganz anderes Kaliber ist die Hochgeschwindigkeitssäge SF. Mit ihr soll es möglich sein, bei bis zu 300 m/min Vorschub, Schnittflächen nahezu in Hobelqualität zu erzielen. Im Prinzip sei das ja auch einfach, erläutert Miyamoto. Man müsse nur dafür sorgen, dass die Zähne keine Spuren hinterlassen. Klingt einfach, ist es aber nicht. Kanefusa hat dazu eine besondere Zahnform und -teilung entwickelt. Die Schwingungsdämpfung wurde optimiert. Und das fertig bestückte Blatt wird wie ein Hobelmesser oder Fräser bis unter den Zahngrund beschichtet. Diese Beschichtung dient nicht nur der reinen Standwegerhöhung, sondern kann auch die Reibung vermindern. Dies konnte Kanefusa anhand von Untersuchungen des Energieverbrauchs von Hobelanlagen nachweisen. Der geringere Schnittdruck beschichteter Werkzeuge bewirke signifikante Energieeinsparungen. Beim Sägeblatt kann diese reibungsmindernde Beschichtung zusätzlich eine Verbesserung der Oberflächengüte bewirken. Eingesetzt werden solche Spezialsägeblätter zum Besäumen und auftrennen von Leimholz und Fensterkanteln nach der Presslinie. Ihre Schnittgüte bei Hochgeschwindigkeits-Vorschüben von über 200 m/min erlaubt, den normalerweise darauffolgenden Hobelvorgang einzusparen.