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Hauptpreisträger: Dott. Federico Giudiceandrea © Schweighofer/Foto Pfluegl

Holz macht erfinderisch

Ein Artikel von Hannes Plackner | 06.06.2013 - 14:21
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© Schweighofer

Es war wieder einmal eine prächtige Veranstaltung. 600 Gäste folgten der Einladung von Gerald Schweighofer zur sechsten Verleihung des Schweighofer Prize ins Wiener Rathaus am 4. Juni. Hauptpreisträger war diesmal Dott. Ing. Federico Giudiceandrea. Als er als junger Elektroingenieur die Methoden der elektronischen Bildverarbeitung in die Sägewerke trug, führte das dort im Laufe der Jahre zu einer deutlichen Steigerung bei Ausbeute und Qualität. So habe sich sein Unternehmen, Microtec aus Brixen/IT, zum Technologieführer in diesem Segment entwickelt, betonte Juryvorsitzender Univ.-Prof. Dr. Alfred Teischinger in seiner Laudatio. Dieser Wille, dem Holz auch die letzten Geheimnisse zu entlocken, führte zur Entwicklung eines Computertomografen für Rundholz. Der CT.Log erkennt schon bei den Blochen, wo Jahrringe, Äste, Harzgallen oder Risse liegen. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten bei der Optimierung. Das ist in Zeiten knapper und teuren Ressourcen umso wichtiger.
In seiner emotionalen Rede bedankte sich der frischgebackene Hauptpreisträger bei seinen Mitarbeitern, der Springer Maschinenfabrik (die 70 % an Microtec hält), und mit „Grazie, Grazie, Stefania!“ bei seiner Frau. Diese habe ihm die Freiheit gegeben, sich in seinen Entwicklungen zu verwirklichen.
Die Leistungen von Giudiceandrea und Microtec werden weithin anerkannt. Das Unternehmen wurde 2012 bereits zum zweiten Mal als Holzkurier-Betrieb des Jahres ausgezeichnet (s. Holzkurier Heft 51-52/11, S. 18–19).

Alle Innovationspreise an den Holzbau

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Hauptpreisträger: Dott. Federico Giudiceandrea © Schweighofer/Foto Pfluegl

Gleich zwei Bundesminister waren bei der Preisverleihung anwesend: Arbeitsminister Rudolf Hundstorfer und Umweltminister Niki Berlakovich. Letzterer bekannte sich in seiner Rede zur kaskadischen Holznutzung – also Holz zunächst stofflich zu nutzen, und erst am Ende der Lebensdauer zu verbrennen.
Dieser Anspruch wurde von den vier Innovationspreisträgern vorbildlich umgesetzt. Alle Projekte beschäftigten sich mit dem Holzbau, wenngleich mit höchst unterschiedlichem Ansatz. Die Jury hatte keine leichte Aufgabe. 71 Einreichungen gab es für den Innovationspreis. Das ist Rekord. Eine Beschreibung der Projekte finden Sie im Kasten auf der rechten Seite.
Stefan Krestel, Ulrich Spiegel und Gernot Kulmer wurden zuerst auf die Bühne gerufen. Sie holten sich die Urkunde und 50.000 € Preisgeld für die Entwicklung und Marktaufbereitung der Kielsteg-Leichtbauplatten.
Ein weiterer Innovationspreis ging an die Hochschule Rhein-Main, Wiesbaden. Dort entwickelte ein Team um Univ.-Prof. Dr. Leander Bathon mit eingeklebten Lochblechen eine neue, leistungsfähige Verbindungstechnik.
Ebenfalls ein Holzkurier-Betrieb des Jahres 2012 bekam den Innovationspreis Nr. 3: Cree. Über das Bregenzer Unternehmen vertreiben Bauunternehmer Hubert Rhomberg und Architekturprofessor Hermann Kaufmann ihr Lifecycle-Tower-System für vielgeschossigen Holzhybridbau. Gelobt wurden der systematische Ansatz und der intelligente, aber undogmatische Einsatz von Holz.
Den vierten Innovationspreis verlieh die Jury an „Nordic Wooden Cities“. Ziel dieser Kooperationsplattform ist es, den Holzbau in nordeuropäischen Kommunen zu forcieren.

Weltweit einmalige Veranstaltung

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Preisträger und Gratulanten © Schweighofer/Foto Pfluegl

Dass ein Holzindustrieller einen Teil seines Vermögens der uneigennützigen Holzforschung widmet, ist bemerkenswert. Darüber hinaus ist aber auch die Zeremonie selbst wertvoll. In entspannter Atmosphäre trafen sich hochrangige Unternehmer, Manager und Branchenvertreter aus 35 Ländern. Darunter waren etwa Måns Johansson, der neue Präsident der Europäischen Sägeindustrie (EOS), oder zahlreiche frühere Preisträger – beispielsweise Hans Hundegger, der 2003 als Erster die Trophäe für seine Verdienste beim CNC-Abbund bekam. „This setting is absolutely unique“, pflichtete auch ein kanadischer Unternehmer bei, der extra für die Preisverleihung nach Wien gereist war.
Nach zehn Jahren Schweighofer-Prize kann der Initiator zufrieden Bilanz ziehen: „Die Forschung ist der Schlüssel für die Zukunft“, sagte Schweighofer in seiner Rede. „Dass es mit 71 eine Rekordzahl an Einreichungen gegeben hat, beweist, wie viele Ideen und wie viel Potenzial es noch in der Holzbranche gibt“, blickte der Mäzen optimistisch in die Zukunft.

Schweighofer Prize-Auszeichnungen 2013

Hauptpreis: Dott. Ing. Federico Giudiceandrea wurde für seine Verdienste in der Scannertechnologie für Holz ausgezeichnet. Mit seinem Unternehmen Microtec entwickelte er zahlreiche Systeme zur Marktreife. Die Entwicklung begann mit einem einfachen Winkelsensor für Rundholzdurchmesser und erreichte kürzlich mit der Entwicklung des Computertomografen für Rundholz „CT.Log“ einen Höhepunkt. „Die intelligente Erkennung verschiedener Holzeigenschaften und Holzfehlern zur Optimierung der Verarbeitung von Holz hat neue Maßstäbe in der Branche gesetzt. Das Holz im Zuge seiner Verarbeitung intelligent zu vermessen, in das Innere des Holzes mit Röntgenaugen hineinzublicken, bedeutet, den Rohstoff Holz ressourceneffizient und wirtschaftlich verarbeiten und sortieren zu können. Aus dem Rohstoff Holz kann ein Maximum an Wert generiert werden. Viele haben sich dieser Aufgabe gestellt, doch nur Microtec unter der Leitung von Dott. Giudiceandrea hat hier in konsequenter Entwicklungsarbeit wirkliche Technologieführerschaft errungen“, lobte Juryvorsitzender Univ.-Prof. Dr. Alfred Teischinger in seiner Laudatio.

Innovationspreis: Kielsteg-Bauelemente – Stefan Krestel, Ulrich Spiegel und Gernot Kulmer erhielten den Schweighofer Prize für die Entwicklung und Marktaufbereitung der Kielsteg-Leichtbauelemente. Bei hohen Spannweiten rechnet sich das Decken- und Dachelement rasch. Eine Besonderheit ist, dass die Bauteile mit Überhöhung erzeugt werden können. Die komplett automatisierte Produktionslinie in Pischelsdorf beweist, dass diese Technologie auch wirtschaftlich ist.

Innovationspreis: eingeklebte Lochbleche – Univ.-Prof. Dr.-Ing. Leander Bathon, Oliver Bletz-Mühldorfer, Friedemann Diehl, Jens Schmidt und Michael Weil verdienten sich die Auszeichnung mit der Entwicklung einer neuen Verbindungstechnik im Holzbau. In 4 mm starke Schlitze werden spezielle Lochbleche eingeklebt. Diese Technik ist enorm leistungsfähig, da das Holz im Verbindungsbereich nur minimal geschwächt wird. Eindrucksvoll umgesetzt wurde diese Methode in einer „schwebenden Treppe“ an der Universität Vancouver sowie im 100 m hohen Timbertower, einem Windkraftwerk aus Holz, welches vor vier Jahren selbst den Schweighofer Prize erhielt.

Innovationspreis: Lifecycle-Tower – Univ.-Prof. Hermann Kaufmann und Hubert Rhomberg bekamen den Schweighofer Prize für ihr Holzhybrid-Bausystem. Bei der Entwicklung des Lifecycle-Towers (LCT) legten die beiden Vorarlberger Augenmerk auf intelligente Kombination von Baustoffen, Nachhaltigkeit und Systematisierung. Die Jury lobte den intelligenten Einsatz von Holz, wo er sinnvoll ist. Das erste Exemplar, der achtgeschossige LCT One in Dornbirn, zeigt eindrucksvoll, wie hochwertig, rasch und effizient im Holzbau gearbeitet werden kann.

Innovationspreis: Nordic Wooden Cities – Hans Andrén und Eva Britt Isager sind die treibenden Kräfte hinter der skandinavischen Holzbaupartnerschaft. Seit zehn Jahren vernetzen sie nordische Städte mit dem Ziel, den Holzbau zu forcieren. Fertige Projekte werden evaluiert und als Beispiele aufbereitet. Die „Nordic Wooden Cities“ inspirieren sich damit gegenseitig. Und die Kooperation wächst. Immer mehr Kommunen, Institutionen und Universitäten werden Partner.

Schweighofer Prize 2013

Hauptpreis: Dott. Ing. Federico Giudiceandrea
Auf Vorschlag von: Christoph Kulterer
Dotiert mit: 100.000 €
Jury: Univ.-Prof. Alfred Teischinger, Bo Borgström, Dr. Manfred Brandstätter, Dr. Georg Erlacher, Univ.-Prof. Matti Kairi, Dr. Josef Rettenmeier

Innovationspreise:
Kielsteg-Elemente: Stefan Krestel, Ulrich Spiegel, Gernot Kulmer (s. Holzkurier Heft 38/11, S. 20-21)
Eingeklebte Lochbleche: Prof. Dr.-Ing. Leander Bathon, Oliver Bletz-Mühldorfer, Friedemann Diehl, Jens Schmidt, Michael Weil (s. Holzkurier Heft 27/12, S. 15)
Lifecycle-Tower: Prof. Hermann Kaufmann, Hubert Rhomberg (s. Holzkurier Heft 48/11, S. 32–33)
Nordic Wooden Cities: Hans Andrén, Eva Britt Isager Dotiert mit:jeweils 50.000 €
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Bei einem delikaten Abendessen im festlichen Rahmen setzten sich die Konversationen fort © Schweighofer/Foto Pfluegl

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Minister, Preisträger, Mäzen: Niki Berlakovich, Federico Giudiceandrea, Gerald Schweighofer (v. li.) © Schweighofer/Foto Pfluegl

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Jurymitglied Dr. Josef Rettenmeier im Gespräch nach der Preisverleihung © Schweighofer/Foto Pfluegl

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Gerald Schweighofer diskutiert mit einer Gruppe internationaler Holzstudenten © Schweighofer/Foto Pfluegl