Aufwaertstrend.jpg

© Adobe Stock

Jahresrückblick 2017

Ein Jahr der Rekorde

Ein Artikel von Günther Jauk | 11.01.2018 - 09:11
Konju_IB_IV_17.jpg

© Holzkurier

Der Rundholzeinschnitt der Sägewerke mit über 50.000 fm/J steigerte sich 2017 in Österreich gegenüber dem Vorjahr um 5 % auf 11,8 Mio. fm. 2018 dürfte dieser laut Holzkurier-Erhebungen sogar auf über 12 Mio. fm (+2,5 %) anwachsen. Nimmt man noch jene Unternehmen hinzu, welche in der Holzkurier-Erhebung keine Angaben gemacht haben, lag der Jahreseinschnitt der großen Sägewerke Österreichs bei rund 13,5 Mio. fm. Bemerkenswert ist, dass nahezu alle Betriebe in diesem Jahr einen zumindest gleich bleibenden bis höheren Einschnitt melden. Insgesamt möchten fünf Sägewerke 2018 mindestens 1 Mio. fm schneiden: Binderholz, Hasslacher Norica Timber, Holzindustrie Maresch, Mayr-Melnhof Holz Holding und Stora Enso am Standort Ybbs.

Gl_Zukunft_IV_17.jpg

© Holzkurier

Der Holzkurier-Absatzindikator erreichte im vergangenen August mit 111 % den höchsten Wert seit Dezember 2013 und ging bis Jahresende kaum zurück. Die Geschäftslage beurteilen mittlerweile über 90 % der Säger als „gut“ oder zumindest „zufriedenstellend“ und auch die Investitionsbereitschaft legte in den vergangenen beiden Jahren eine beachtliche Entwicklung hin (s. Grafiken).

BSP-Boom hält an

Bildschirmfoto 2017-11-08 um 15.16.03.jpg

Mehrere angekündigte Großprojekte lassen den europäischen BSP-Markt bis 2020 massiv wachsen – bereits 2018 dürfte die 1 Mio. m3-Marke geknackt werden © Günther Jauk

Gäbe es ein Produkt des Jahres, wäre dies wohl wieder einmal Brettsperrholz. Fleißig arbeitet die europäische Industrie an Kapazitätssteigerungen, um dem Bedarf an den kreuzweise verleimten Massivholzelementen gerecht zu werden. Mit den angekündigten Produktionen dürfte sich der Ausstoß in Europa bis 2020 um rund 1 Mio. m3/J auf 1,8 Mio. m3/J erhöhen. Für ein Marktgleichgewicht müsste der Bedarf ebenfalls um rund 30 % pro Jahr anwachsen.

Über 700.000 m³ Leimholzprodukte

In puncto Unternehmensentwicklung waren es zwei österreichische Holzindustrien, die 2017 – in unterschiedlichen Kategorien – den Sprung an die europäische Spitze schafften.
Mit der Übernahme von Klenk Holz – einer der größten deutschen Holzindustrien – wuchs der Tiroler Familienbetrieb Binderholz zu einem der ganz Großen in Europa. Im Bezug auf die Schnittholzproduktion (2,9 Mio. m3/J) rangiert Binderholz hinter Stora Enso (4,6 Mio. m3/J) jetzt auf Platz 2. Bei der Leimholzproduktion (BSH, BSP, KVH, Massivholzplatten) liegen die Tiroler mit 715.000 m3/J auf dem ersten Platz. 2017 nahm Binderholz ein zweites BSP-Werk in Burgbernheim, eine weitere BSH-Presse in Jenbach sowie eine neue Presslinie für Massivholzplatten in Fügen in Betrieb.

BSH-Riese aus Kärnten

Einen Paukenschlag lieferte im Juni Hasslacher Norica Timber mit der Übernahme des größten deutschen BSH-Herstellers, Nordlam, Magdeburg. Mit diesem Schritt setzten die Kärntner den massiven Expansionskurs der vergangenen 20 Jahre fort und stiegen zum größten Leimbinder-Produzenten des Kontinents auf (140.000 m3/J in Sachsenburg und 200.000 m3/J in Magdeburg).
Zählt man auch noch Konstruktionsvollholz (100.000 m3/J in Preding) und Brettsperrholz (80.000 m3/J in Stall im Mölltal) dazu, kommt man auf 520.000 m3/J Leimholz. Damit zählt Hasslacher zu den Top 3-Herstellern Europas. 2018 geht in Stall eine zweite BSP-Presse in Betrieb, welche den Output des Standorts verdoppeln dürfte. Darüber hinaus startet man in Magdeburg mit der Fertigung kleiner BSP-Elemente.

Verlassen der alten Welt

Mit dem Verkauf des Standortes Friesau an Mercer Holz, Blankenstein/DE, veräußerte die Klausner-Gruppe im Frühling ihr letztes europäisches Sägewerk. Bereits vor Jahren gingen die Standorte Wismar und Landsberg an Ilim Timber sowie im Sommer 2015 Kodersdorf an die Holzindustrie Schweighofer. Die Schnittholzkapazität von Friesau beziffert das Unternehmen mit 1,3 Mio. m3. Für das Sägewerk Friesau sowie die beiden Zellstoffwerke in Stendal und Rosenthal benötigt Mercer derzeit rund 7 Mio. fm/J.

Zankapfel Zertifizierung

Kurz vor Weihnachten ging der Fall Schweighofer gegen FSC in die nächste Runde. Es wurde der „FSC Conditions Framework“, ein Bedingungen-Katalog als Teil des Prozesses zur Beendigung des temporären Zertifikatentzugs, veröffentlicht. Darin fordert FSC unter anderem den Ausbau des Due-Diligence-Systems von Schweighofer bis zum stehenden Stamm. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen in Eigenregie daran gearbeitet, ein Trackingwerkzeug in Form einer Applikation zu entwickeln, welches es erlaubt, den Holzlieferanten bis zur Beladung zurückzuverfolgen.

Ein weiteres Mal schaffte es FSC durch die Klage eines tschechischen EU-Abgeordneten gegen Ikea in die Schlagzeilen. Tomáš Zdechovský hatte Klage gegen Ikea bei der Wettbewerbsbehörde der Europäischen Kommission eingebracht wegen der Praxis des Möbelkonzerns, nur FSC-zertifiziertes Holz für die Möbelproduktion zu verwenden. Die strikte Ikea-Anforderung des FSC-Zertifikats könnte eine unzulässige Wettbewerbsbeschränkung darstellen, hieß es in der Begründung der Beschwerde. In der Tschechischen Republik gilt das FSC-System nur auf 2 % der Waldfläche. Die überwiegende Mehrheit der Wälder ist dort nach dem PEFC-System zertifiziert.

Zukunftsmarkt BSP verdoppelt sich bis 2020

Das stärkste Wachstum erfuhr im abgelaufenen Jahr die Brettsperrholz-Industrie. Mit einem Plus von 14 % wuchs die mitteleuropäische Produktion laut Holzkurier-Erhebungen auf über 700.000 m3. Bis 2020 dürfte sich die gesamteuropäische Produktionsleistung mehr als verdoppeln – oder anders formuliert: Die Wachstumsraten steigen auf rund 30 % pro Jahr. Erreicht wird diese massive Erhöhung mit Kapazitätserweiterungen und zusätzlichen Standorten bestehender Hersteller sowie mehreren neuen Marktteilnehmern. Bemerkenswert sind neben den weiter wachsenden Märkten im Alpenraum vor allem Investitionen in Nord- und Westeuropa sowie Nordamerika (s. Holzkurier Heft 43, BSP-Special).

Für ein Marktgleichgewicht müsste der Bedarf allerdings ebenfalls um beinahe ein Drittel pro Jahr anwachsen. Laut einer jüngst erschienenen Studie des Council on Tall Buildings and Urban Habitats (CTBUH) waren 2017 rund 40 über achtstöckige Gebäude in Holz geplant, in Bau oder bereits fertiggestellt – 2018 sind bereits einige weitere Leuchtturmprojekte in der Pipeline. Trotz dieser Vielzahl an Projekten sowie der immer noch sehr langen Lieferzeiten bleibt die Frage, ob ein Ausgleich von Angebot und Nachfrage in den kommenden Jahren erreicht wird, an dieser Stelle offen.

Gute Aussichten

Die österreichischen und deutschen Säger erwarten sich einen positiven Start ins I. Quartal. Bei der Holzkurier-Konjunkturumfrage rechnen 52 % der Befragten mit einer „guten“ und 38 % mit einer „zufriedenstellenden“ Entwicklung ihrer Geschäftslage in den ersten drei Monaten (vorläufige Daten).

Mit diesen positiven Aussichten wünscht Ihnen das Holzkurier-Team alles Gute und erfolgreiche Geschäfte im neuen Jahr. Wir werden Sie auch heuer wieder tagesaktuell auf unserer Homepage holzkurier.com sowie jeden Donnerstag in gedruckter Form über alle branchenrelevanten Themen informieren.