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Diskussionsrunde am 13. Sägewerkskongress in Würzburg: Schmidt, Rathke, Dünser, Oppenborn, Schraml, Marx, Doehring © Holzkurier.com

13. DeSH-Sägewerkskongress

Personalmangel am dringendsten

Ein Artikel von Gerd Ebner | 20.03.2018 - 11:19

1. Personal
2. Versorgung
3. Neue Produkte

Diese drei Themen standen im Mittelpunkt des 13. DeSH-Sägewerkskongresses, der vergangene Woche in Würzburg stattfand. Rund 320 Teilnehmer mussten erfahren, dass das alles Dauerbrenner sind – und keine neuen Probleme. Anhand von Zeitungsartikeln aus den 1960er-Jahren illustrierte dies DeSH-Präsident Carsten Doehring. Einen Unterschied zu damals gibt es allerdings: Jetzt wird es wirklich ernst. Erstmals überhaupt besteht langfristig die Gefahr, dass Marktchancen nicht mehr gehoben werden können, weil das geeignete Personal fehlt.

Wir sind politisch gewollt, nachhaltig, haben keinen Abfall – das ist unser Verdienst und ein Glück. Mit diesem Wissen müssen wir Selbstvertrauen aufbauen.


Steffen Rathke, Keck Holz

Was wird sich bis 2025 tun (müssen)?

Um mehr Personal langfristig zu erhalten, muss das Berufsbild der Sägewerksbranche verbessert werden. Dazu war in Würzburg der Timber-Trainer des DeSH vor Ort. Dabei handelt es sich um ein Ausbildungsmobil mit Sägewerks-Simulator. Damit soll vermittelt werden, dass es in der Branche durchaus moderne berufliche Aufgaben gibt.

In den USA zimmern schon Roboter

Wird das Personal auf allen Ebenen knapper, ist man schnell bei den Themen Automation, Digitalisierung, maschinelle Sortierung und selbst bei Robotern. „In den USA bauen teilweise bereits Roboter 2-by-4-Häuser, weil die Arbeiter fehlen. Davon sind wir wohl noch weit entfernt“, erzählte Doehring von seinem jüngsten USA-Aufenthalt.

Je digitaler die Welt, desto wichtiger die Haptik. Das spricht für die Holzverwendung.


Mathias Haas, Trendforscher

Daten vorhanden, aber ungenutzt

Zum Schlagwort „Industrie 4.0“ gab es am Kongress mehrere Aussagen, die man so nicht erwartet hätte. „Im gesamten Prozess ,Wald bis Endprodukt‘ sind schon viele Daten da. Derzeit produzieren wir fast nur Datenfriedhöfe. Dieser Schatz muss gehoben werden.“ Dieser Satz stammt von EWD-Geschäftsführer Herbert Oppenborn. Er attestierte der Sägewerksbranche außerdem einen vergleichsweise hohen Automatisierungsgrad mit „Sensoren überall“. Für echte Industrie 4.0 fehle vielfach noch die Datenaufbereitung. „Smarttechnologien werden aber weiter ins Sägewerk Einzug halten.“

„Wir haben es noch nicht einmal geschafft, ELDAT überall zu etablieren“, mahnte Heike Marx von Schilliger Holz ein. Man solle Bestehendes umsetzen, bevor man schon wieder Neues angehe.

Es gibt eine Sehnsucht nach einer Gegenwelt zum Digitalen. Selbst die romantischsten Waldbilder kann der Wirtschaftswald erfüllen.


Ulrich Schraml, Universität Freiburg

Rohstoff immer bedeutender

„Der Erfolgsfaktor schlechthin in der Sägewerksbranche ist der Rohstoff, ohne den kann man nichts produzieren. Den Sägern geht es immer um die Stabilität der Preisfindung und Versorgungssicherheit. Um am Weltmarkt erfolgreich zu sein, muss man planen können. Die Hauptaufgabe: Wie schaffen wir es künftig besser, verbindlich Rundholz zu haben?“, formulierte es Gebhard Dünser, der als Binderholz-Geschäftsführer Einblick in finnische, deutsche und österreichische Standorte hat. Dass man in Finnland auf zwei Jahre Kontrakte schließen kann, in Mitteleuropa aber quartalsweise feilschen muss, ist aus seiner Sicht ein eklatanter Nachteil. Laubholzsäger Steffen Rathke, Keck-Holz, verwies auf Fehler, die beim Waldumbau zu mehr Laubholz passieren können. „Mit 150-jährigen Buchen-Naturdenkmälern wird die Verfügbarkeit nicht sichergestellt. Ich weiß auch nicht, ob jedem Waldbesitzer bewusst ist, dass bei der Buche 75 % Industrieholz anfallen.“

Um mehr aus der Buche zu machen, bedarf es Produktinnovationen: Ein Formel 1-Auto mit einem Chassis aus modifizierter Buche sieht Rathke schon voraus. Da könnte in Baden-Württemberg ein Buchenprojekt helfen, das mit einem zweistelligen Millionenbudget dotiert ist.

Wertschöpfung ist bedeutender als mehr Einschnitt an einem Standort. Optimierte Ausbeute statt 3 Mio. fm-Sägewerk!


Gebhard Dünser, Binderholz

Rohstoffpreis zwingt zur Innovation

„Wir haben gelernt, am Weltmarkt zu bestehen, obwohl unser Rohstoff um 50 bis 80 % teurer ist als in anderen Weltregionen“, sagte Doehring und war auf seine Kollegen stolz. Er erklärte sich diesen mitteleuropäischen Erfolgsweg mit effektiver Fertigung und innovativen Produkten.

Trotz der Zufriedenheit mit der aktuellen Produktionstechnik vermaß Doehring den nächsten Quantensprung im Einschnitt. Oppenborn verneinte, dass die spanende Einschnitttechnik bis 2025 abgelöst werden könnte. Neuartige Technologien (Laser, Wasser etc.) würden auch bis dahin das Forschungsstadium wohl nicht verlassen haben.

Lasst uns nicht immer über Negatives sprechen, wie Brandschutz. Das Problem ist gelöst. Reden wir über Positives: Wir sind schnell, leicht, haben eine tolle CO2-Bilanz.


Heike Marx, Schilliger Bois

Revolutionen bleiben aus

Beim Einschnitt wird es laut Oppenborn keine Revolutionen geben. Verminderte Emissionen, Oberflächen- und Ausbeuteoptimierung seien aber Verbesserungen, die es etwa bis 2025 geben könnte. „In diesen Bereichen sind wir noch lange nicht am Limit. Die zentralen Themen sind weiterhin Leistung, Ausbeute und Verfügbarkeit.“

Dienstleistung zum Produkt

Bei Binderholz, wo 50 % der Schnittholzproduktion in die eigene Weiterverarbeitung gehen, ist man überzeugt, dass man dem klassischen Holzbauunternehmen auch Engineering als Dienstleistung mitgeben müsse. „Erst so garantieren wir die optimale Einsatzfähigkeit unserer Produkte“, bekräftigte Dünser.

„Die Projekte unserer Kunden sind mitunter so groß, dass zwischen Kontaktaufnahme und Ausführung bis zu zwei Jahre vergehen. Wir treten in Vorfinanzierung und bekommen unser Geld zeitversetzt.“