Die Gesamtinvestition beläuft sich auf rund 32 Mio. € – in sechs Jahren soll sich der Neubau für die schwedische AB Karl Hedin, 100 %-Eigentümer von Toftan 1 und 2, im Zweischichtbetrieb rechnen. „Eine solche Performance ist bei den Rohstoffpreisen nicht schwer “, mag sich der eine oder andere Leser denken, doch so ist es nicht. „65 €/fm sind frei Werk zu zahlen“, kalkuliert Arula „seine Industrieholzsortimente“. Zumindest 90 €/fm sind für die Dimensionen über 20 cm.
Toftan 2 ist faktisch Teil eines Holzclusters: Graanul Invest erzeugt am Nachbargrundstück aus Rundholz Pellets und das Schwesterwerk Toftan 1 schneidet seit Mitte der 1990er-Jahre Nadelholz mit einem Mittendurchmesser über 20 cm. So ist der Standort im Einkauf extrem breit aufgestellt. Das Rundholz wird im Wald für diese drei Abnehmer vorsortiert.
Ich hatte klare Leistungsvorgaben. Die Ausrüster, die mir hierfür Referenzen zeigen konnten, bekamen den Auftrag.
Effizienz im Auge
Toftan 2 ist für den Autor das erste Sägewerk, das die Endung „4.0“ verdient hätte. Schon am Bedienstand des Nordautomation-Rundholzplatzes dominieren Monitore mit einer Zahl im rechten oberen Eck: der Gesamteffizienz. Nähert sich das Gesamtwerk der geforderten 70%-Effizienzschwelle, fängt ein Smiley langsam zu grinsen an. Und auch der Bediener: Denn das Gehalt jedes der lediglich 18 Mitarbeiter ist auch vom Schichtergebnis abhängig.
Das bereits an der Rundholz-Eingangsvermessung hinterlegte Schnittbild entscheidet über die Boxenzuteilung: Bis 50 Stämme je Minute werden so einsortiert. Die Förderer laufen mit bis zu 210 m/min.
2200 Stämme in der Stunde
Unmittelbar an den Rundholzplatz grenzt die Sägelinie. Die Svetruck-Fahrmaschinen füttern die Veisto-Schwachholzlinie. Unvorstellbare 2200 Stämme werden pro Stunde in die Linie eingetaktet. „Unser Rekord liegt bei 3000“, erzählt Arula stolz.
Bei Toftan 2 wird erst unmittelbar vor dem Einschnitt entrindet. Die Nordautomation-Zubringung legt die Stämme lückenlos ein. So geht es Stamm an Stamm bei Geschwindigkeiten bis 180 m/min durch den Valon Kone-Entrinder. Es folgt eine Online-3D-Vermessung von Prologic, die nun die Veisto-Hauptmaschine mit den Stammdaten versorgt. Durch eine Entzerrung tanzen die Stämme nun mit 40 cm-Lücken bogenfolgend durch die HewSaw R200 1.1. Servogesteuert lassen sich 70 bis 200 m/min fahren. Beim Holzkurier-Besuch schnitt man in der Wintergeschwindigkeit von 46 Stämmen je Minute.
Tunlichst Schnittware – und sei sie noch so dünn
Toftan schneidet die Stämme ausschließlich ausbeuteoptimiert ein. „50% Rundholzausbeute,“ fordert Arula nach dem Motto: „Alles ist besser als Hackgut.“ Entsprechend wird die abschließende Schnittholzmanipulation vor enorme Herausforderungen gestellt: Sie muss selbst durchaus gängige 12 mal 70 mm Seitenwaren-Brettchen bewältigen. Schon hier am Beginn der Vorsortierung werden bis zu 200 Bretter pro Minute jeweils für Haupt- und Seitenwarensortierung verlangt.
Geschwindigkeit nimmt ständig zu
Die Produktionsgeschwindigkeit nimmt bei Toftan 2 vom Rundholzplatz über die Sägelinie und bis hin zur weiteren Bearbeitung ständig zu. Daher kommt dem schwedischen Hochgeschwindigkeitsausrüster Gunnarsson der anspruchsvollste Part zu. Der „Brettbeschleuniger“ (© Holzkurier 2013) wurde laut Verkaufsleiter Jörgen Gunnarsson wegen dreier Parameter engagiert: „Tempo, Genauigkeit und geringer Personalbedarf.“
Fünf Mann im Sägewerk
In der Sägewerkshalle arbeiten genau fünf Mitarbeiter: einer im Bedienstand der Sägelinie, jeweils einer in der Vor- und Nachsortierung, einer in der Verpackung und ein Springer.
Faktisch alle Arbeitsschritte erfolgen vollautomatisch und computeroptimiert. Das geht auch nicht anders. Kein Mensch kann über 200 Bretter pro Minute hinsichtlich der Qualität beurteilen, kein Mensch kann bei zwei mal 17 2-metrige Lagen pro Minute die Zwischenlatten legen. Okay – die Kanthölzer könnte jemand zwischen die Pakete legen. Doch das würde selbst in Estland (durchschnittlicher Verdienst 1250 € brutto) zu viel kosten. Entsprechend hat Gunnarsson einen in sich geschlossenen Kreislauf der Paketlatten und -kanthölzer installiert. Diese werden vollautomatisch gelegt, abgezogen und wieder retourniert.
In den beiden Vorsortierwerken übernehmen zwei große Förderer Haupt- und Seitenware der Sägelinie. Sie sorgen für eine Pufferung vor der Sortierung und der Bildung der Trocknungspakete.
Üblicherweise deutlich mehr Personal
„An der Vorsortierung steht nur ein Mann, der aufpasst. Hinter ihm werden automatisch die Trocknungspakete gebildet. In einer solchen Station haben in Mitteleuropa sechs und mehr Mitarbeiter zu tun“, beschreibt Stephan Lohmeyer, dessen Unternehmen Scantec seit 40 Jahren immer wieder Projekte mit Gunnarsson abwickelt und 2017 die Vertretung im deutschsprachigen Raum übernahm.
Sämtliches Holz wird in den Heinola-Trockenkammern getrocknet. Ist die Zielfeuchte erreicht, kommen die Trocknungspakete wieder in den Gunnarsson-Anlagenpart: Lage für Lage wird abgezogen, die Feuchte kontrolliert (Brookhuis) und die Oberfläche nochmals genau beurteilt (Rema). Entsprechend diesen Informationen setzen zwei Trimmereinheiten diese digitalen Optimiervorschläge in konkrete Brettschnitte um. Und das sind im Schnitt 9000 Teile pro Stunde.
Sägelinie ab 2019 zweischichtig
Ab 2019 will Arula das Sägewerk zweischichtig betreiben – um die Zielmenge von 400.000 fm „Industrieholz“ verarbeiten zu können. Parallel zum Zweischichtbetrieb denkt der Geschäftsführer über eine zusätzliche Leistungssteigerung von 20 % nach. „Die dann geforderten 240 Takte/min werden wir mit einigen Anpassungen erreichen“, erläutert Jörgen Gunnarsson und zeigt sich überzeugt auch diese Kundenanforderung erfüllen zu können.
Toftan 2
Standort: Võrumaa/EE
Eigentümer: AB Karl Hedin, Fagersta/SE
Betriebsgelände: 12 ha (Toftan 2 );28 ha (Toftan 1)
Gesamtinvestition: 32 Mio. €
Dimensionen: 8 bis 20 cm (Mittendurchmesser; Media: 12 cm; 0,048 fm/Stamm); Stammlänge 3 m
Holzarten: 65% Fichte, 35% Kiefer
Einschnitt: 200.000 fm/J (Plan 2018; einschichtig); 400.000 fm/J (Plan 2019; zweischichtig)
Mitarbeiter: 18 (einschichtig; +16 Mitarbeiter für 2. Schicht)
Märkte: Estland, China, Japan, Litauen
CGV Gunnarsson
Gegründet: 1951
Geschäftsführung: Jörgen (Verkauf), Tony (Leiter Steuerung) und Jonas (Leiter Konstruktion)
Sortiment: Komplettanlagen für Vor- und Nachsortierung sowie Hochleistungs-Hobellinien, Automatisierung
Referenzen (Auszug): Derome, Holmen, Hedin, Moelven, Norra Skogsägarna, SCA, Setra, Södra, Vida
Vertrieb (DACH-Region): Scantec, Feldkirchen/DE