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Franz Mühlbauers ganzer Stolz: eine schwarze Mooreiche aus Kroatien © Martina Nöstler

Mühlbauer Holz

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Ein Artikel von Martina Nöstler | 23.05.2018 - 10:37

Als Franz Mühlbauer den Holzhandel seines Vaters 1978 übernommen hatte, war man ein klassischer Zulieferer für Tischler und Private. Bauholz und Tischlerware in Fichte und ein bisschen Eiche oder Buche waren damals im Programm. 40 Jahre später ist Mühlbauer Holz in Himberg quasi der Inbegriff für Wert- und Edelhölzer. 84 Holzarten findet man auf einer Lagerfläche von 55.000 m2. Der Geschäftsführer schätzt den Wert seines gut gefüllten Holzlagers auf einen hohen siebenstelligen Betrag.

Das Geschäftsfeld des Wiener/niederösterreichischen Holzhändlers teilt sich aber in zwei Bereiche: Das Wertholz – sämtliche bekannte und auch weniger bekannte Holzarten – macht rund 55 % des Umsatzes aus. 45 % betreffen klassisches Bau- und Konstruktionsholz, also Schnitt- und Leimholz, Dreischichtplatten oder OSB. Damit beliefert Mühlbauer Betriebe, wie Tischlereien oder Zimmereien, im Umkreis von 150 km. Während sich das Lager für Bauholz ständig dreht, schaut das beim Wertholz anders aus. „Dieses dreht sich maximal zwei Mal pro Jahr – je nach Sortiment“, schätzt Mühlbauer.
Zudem findet sich in Himberg eine Weiterverarbeitung mit Trennbandsägen, Kappanlage, zwei Hobelmaschinen, einer Keilzinkanlage und einer Zuschnittanlage für Platten. Außerdem nahm man unlängst zwei weitere Mühlböck-Trockenkammern in Betrieb. Damit hat man mittlerweile elf Trockenkammern (drei Vakuum-, acht klassische Zuluft-Abluft-Kammern). Außerdem unterhält man einen eigenen Fuhrpark mit fünf Kran-Lkw.

Immer auf Achse

Der Geschäftsführer kümmert sich auch selbst um den Einkauf. Dafür spult er jährlich rund 80.000 km mit dem Auto ab, um das Holz vor Ort zu begutachten oder den Einschnitt in Lohnsägewerken zu überwachen. Hinzu kommen noch zig Kilometer im Flugzeug, etwa nach Kanada oder Russland.

Apropos Kanada: Von dort bezieht der Holzhändler Western Red Cedar. „Wir haben vor 20 Jahren den ersten Container gekauft und sind mittlerweile der größte Importeur von Western Red Cedar in Österreich“, erklärt Mühlbauer. Diese Holzart ist beispielsweise sehr beliebt bei den Saunabauern, welche man ebenso beliefert. Im Vorjahr verkaufte das Unternehmen rund 900 m³ davon.

Überwiegend ist Mühlbauer aber in Kroatien, Ungarn oder Polen unterwegs – zu 65 % in Sachen Eiche. Diese sei nach wie vor die Holzart Nummer 1, wenn auch die Nachfrage nach den rustikalen Qualitäten etwas nachgelassen habe. In Kroatien ist die Eiche mittlerweile sehr teuer geworden, mit Mühlbauers guten Verbindungen sei der Einkauf von vorgetrockneter Ware aber nach wie vor möglich.

Je nach Auftrag trocknet Mühlbauer das Holz, kappt es auf die gewünschte Länge oder hobelt Terrassendielen oder diverse Sonderprofile für die Innen- und Außenanwendung.

Aufwendiges System

Beim Rundgang durch das Lager verweist Mühlbauer auch auf einige Stämme aufgetrennten Teakholzes aus Myanmar. Dieses Exotenholz ist nach wie vor in der Außenanwendung, etwa für Gartenmöbel, unschlagbar. Die Beschaffung sei aber seit der EUTR-Verordnung sehr aufwendig bis schwierig geworden. „Es gibt im Prinzip keine klaren Richtlinien und auch keine Checkliste, an die man sich halten kann“, kritisiert Mühlbauer. Darum ist man bestrebt, dass die Wirtschaftskammer gemeinsam mit dem Holztechnikum Kuchl einen Experten aufstellt, der genaue Richtlinien erarbeitet und Händlern beziehungsweise Importeuren ein klares Werkzeug in die Hand geben sollte. „Ich kann nur jedem raten, die EUTR-Verordnung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und sich um die entsprechenden Unterlagen zu kümmern“, mahnt Mühlbauer.

Dennoch trifft die Regelung auf Unverständnis: „Warum werden PEFC- oder FSC-Zertifizierungen von der EUTR nicht anerkannt? Beide sind angesehene Zertifizierungsstellen.“ Laut Mühlbauer ist es vor allem für kleine und mittelständische Betriebe schwierig, die Bürokratie dieser Verordnung zu händeln, denn: „Es wäre das Beste, von der Fällung jedes Baumes über die Aufarbeitung und den Transport dabeizusein und alles mit Fotos und Zertifikaten zu dokumentieren.“

Spaß am Holz

Obwohl Mühlbauer der bürokratische Aufwand zu schaffen macht, hat er sichtlich Freude an seinem Tun und verweist in einer Halle auf einige Besonderheiten. Er geht zu einem Stapel, es ist Makassar. Typisch ist die rotbraune Färbung mit schwarzen Streifen. Dahinter steht ein Paket Palisander. Im Weitergehen verweist Mühlbauer noch auf besonders breite Ipépfosten, welche sich, ähnlich wie Teak, wunderbar im Außenbereich einsetzen lassen. Zum Schluss zeigt er mir noch einen einzigartigen Mooreichen-Stamm. Die Pfosten sind durch und durch schwarz – eine Seltenheit, die ihren Preis hat.

Mühlbauers Devise ist, das Holz zu kaufen, wenn es in guten Qualitäten verfügbar ist. So hat er sich im Wertholzhandel einen Namen gemacht, weit über die Grenzen Österreichs hinaus. „Wir haben unsere Nische gefunden und sind erfolgreich damit.“

Mühlbauer Holz

Standort: Himberg
Gegründet: 1903
Geschäftsführer: Franz Mühlbauer
Mitarbeiter: 42
Umsatz: 23 Mio. €/J
Lagerfläche: rund 55.000 m², davon etwa 15.000 m² überdacht
Sortimente: Edel- und Werthölzer, Bauholz, Konstruktionsholz
Holzarten: rund 80 heimische und ausländische Arten
Export: 25 %, hauptsächlich in der EU