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Archivbild © Martina Nöstler

Käferholz – wie viel gibt es wirklich?

Ein Artikel von Dr. Rainer Eder | 13.09.2018 - 08:30

Diverse Fragen standen im Raum: „Um wie viele Festmeter an minderwertigem und daneben auch noch gut brauchbarem Sägerundholz wird es wirklich gehen? Wie rasch kommen die Mengen auf dem Markt?“ Die zu den Sägewerken fließenden Rundholzmengen sind völlig unterschiedlicher Qualität: Der eine Waldbesitzer schneidet wirklich nur die dürren Bäume um und vergisst, dass der Käfer schon längst in den noch gesund aussehenden Nachbarbäumen sein tödliches Werk verrichtet. Die noch frisch wirkenden Bäume lässt der weitsichtige, oft hoffern lebende Waldeigentümer gleich mitumschneiden und rasch aus dem Wald bringen. Damit erzielt er auch noch einen besseren Mischpreis als derjenige, der dann mehrmals in den Wald gehen muss. So gut das halt alles möglich ist, wenn Schlägerungsunternehmer nicht mehr wissen, wo sie zuerst Hand anlegen sollen, weil sie mit ihrem schweren Gerät ständig von einem Krisenherd zum anderen wechseln müssen.

„Schneid weg, was geht, bevor der Käfer kommt“, berichten die einen von Endzeitstimmung, wenn etwa mehrere Walderben kleiner Flächen gleichzeitig mit gleich hohen Strafen von der Forstbehörde bedacht werden und nicht mehr im Ort leben. Sie kennen die Grenzen ihrer schmalen, oft nur 10 m breiten Riemenparzellen selbst nicht mehr, erörtern die anderen, während der Bezirksförster via GPS sofort weiß, wer der Übeltäter ist, wenn er ein weiteres Käfernest entdeckt hat. Da sind die Schlägerungsunternehmer im Nachteil, wenn sie vor Ort beim Nachbarn auch längst zu fällende Bäume sehen, diesen aber nicht identifizieren und kontaktieren können. So ist des Öfteren ineffizientes, nochmaliges Anreisen in häufig unwegsames Gelände nötig.

Selbst bei 100 €/fm Rundholz gingen vor allem kleinere Waldbesitzer nicht oft genug in den Wald.


Ein nachdenklicher Holzexporteur

Schnelle Mengenprognose gefragt

Für die Holz verarbeitende Industrie und deren Kunden wird die Lage erst sicherer, wenn erste ernst zu nehmende Mengen- und Aufkommensprognosen, möglichst bis Ende kommenden Jahres, vorliegen. Erst dann wird die Spekulation über fallende Holzpreise bei Rund- und Schnittholz sowie veredelter Ware in ganz Europa aufhören. Eigentlich sollten etliche Hunderttausend Festmeter den Markt nicht so in Unruhe versetzen können, wenn sie noch dazu in gemischter Form kontinuierlich aus dem Wald und aus Zwischenlagern angeliefert werden. Im Gebirge sei das Problem ohnedies nicht vorhanden, berichten Förster allerorten. Also kein Grund zur Sorge, dass die nachhaltige Versorgung mit Fichte gefährdet sein könnte. Den regenarmen Jahren werden auch wieder feuchtere folgen, sodass der Käfer wieder schlechtere Rahmenbedingungen findet. 

„Wir rechnen 2019 mit ebenso viel Käferholz wie 2018“, meinen die Holzexporteure unisono –in Skandinavien ebenso, wo sehr viel davon in die Papierindustrie geht. Dieses trifft auf eine sich wieder verbessernde, mancherorts boomende Bauwirtschaft, der zusehends die Handwerker fehlen. Weniger in Italien, dafür aber im Rest Europas und in Übersee. Dort allerdings mit starken Schwankungen. Die große Ausnahme ist China.

„Der Forst sollte dringend auf den richtigen Liefermix mit genügend Anteil an noch frischer Ware Wert legen“, empfehlen die Holzexporteure. Sonst würden entsprechende Holzqualitäten, etwa für CLT, fehlen, das auf den Absatzmärkten sehr gefragt sei. So klagen die Produzenten schon, dass sie anteilig nur mehr 30 % Sichtqualitäten produzieren können und damit die Nichtsichtware stärker unter Preisdruck komme. 

Auf der Holzmesse in Klagenfurt wurde Optimismus auch für Italien verbreitet. Aber der große Run ist bei der dortigen Regierung und der Stimmung vor Ort nicht zu erwarten.


Ein realistischer Holzexporteur

Nachfrage im Inland wieder voll da

Aus vielen Regionen Österreichs wird von boomender Holz-Bauwirtschaft berichtet. Im Westen gibt es Holzbaumeister, die mit bis zu 50 Leiharbeitern unterwegs sind. Mehr schaffen sie einfach nicht mehr. In besonders holzfreundlichen Regionen gibt es Auslastungen bis weit ins Jahr 2019 hinein, sodass keine neuen Aufträge mehr angenommen werden können. „Viele Zimmermeister freuen sich, dass Leimholz wieder kurzfristiger erhältlich ist“, heißt es. Mussten sie doch meist schon vor über einem halben Jahr bei vollen Lagern und den damaligen Preisen ihre Offerte legen und nun müssen sie die Anbote halten. 

Der Absatz von Fußbodenware läuft in ganz Europa zufriedenstellend. Lärche ist in Österreich offenbar nicht mehr in ausreichender Qualität vorhanden und Sibirien ist nach wie vor lieferfähig, obwohl die Gebiete entlang der Wasserwege schon intensiv genutzt wurden, die Wege aus dem Wald also länger werden. 

Eiche boomt so sehr, dass die Rohware in der Beschaffung für Fußbodenhersteller im vergangenen Halbjahr um weitere 100 €/m3 angezogen hat. „Das ist im Objektbau nicht umsetzbar, wo man doch schon Monate vorher haltende Preise anbieten musste“, beklagen die Produzenten. China, Indien, Pakistan und Vietnam sind selbst für besonders mindere Laubholzqualitäten dankbare Märkte. Dort wird jedes brettähnliche Holz von Hand aufgearbeitet und verwertet.

Gott sei Dank ist der Absatz da, sodass derzeit auch noch Käferholz gut unterzubringen ist.


Ein optimistischer Holzexporteur

Vielfach weiter Stillstand im Süden

Aus Italien wird von anhaltender Stagnation berichtet. Die Baukurve steht nach wie vor stabil am Tiefststand. Geld fehlt über weite Strecken. So stehen nach wie vor 40.000 Schulen zur Renovierung an. Zudem diskutiert die Regierung die Abschaffung der holzfreundlichen Steuergesetzgebung, wonach über zehn Jahre hinweg bis zu 100.000 € für Renovierungen absetzbar waren. Außerdem fürchten sich alle vor wieder anziehenden Zinsen. 

Gleichzeitig waren zuletzt die Lieferzeiten aus Österreich zu lang und die Preise nicht mehr mit Ware, etwa aus dem Baltikum und anderen Ländern, konkurrenzfähig, auch wenn die Qualität nicht immer vergleichbar ist. Derzeit stabilisiert sich das allerdings wieder – bei gleichzeitig weiter verbesserter Zahlungsmoral und Ausfallsicherheit. 

In der Levante setze sich die politische Katastrophe weiter fort. „Fast alle Länder sind im Bürgerkrieg und praktisch zahlungsunfähig. Zuverlässig geht es nur noch in Marokko, besser auch in Ägypten, den Emiraten und bei den Saudis zu“, wird berichtet. Das stabile Marokko und der dort gut laufende Tourismus sorgen dafür, dass hier auch die Skandinavier gut leben, die allerdings nun mit eher steigenden Rund- und Schnittholzpreisen rechnen müssen. Dabei geht es in Marokko nicht nur um Nadelholz, sondern immer mehr auch um Laubholz, insbesondere auch Rotbuche aus Mitteleuropa.

Im Zeichen des Sports

Insgesamt sollte also aus Sicht der Holzexporteure das 1. Halbjahr 2019 ebenso gut laufen, wie das für das gesamte 2. Halbjahr 2018 erwartet wird – mit guten Leistungen der gesamten Holz-Lieferkette. „Spitzenleistungen kann man nur unter den besten Rahmenbedingungen und mit allen Beteiligten erbringen“, erläuterte denn auch die Jahrhundert-Sportlerin Annemarie Moser-Pröll beim abendlichen Treff im Hause Weiss in Kleinarl. Im Holzcenter Weiss wird Sportlerförderung hochgehalten: Vor Kurzem gewann ein Mitarbeiter bei den Paralympics in Barcelona die Silbermedaille im 100 m-Schwimmen. Holz kann also vielfach beflügeln und zu sportlichen Erfolgen beitragen.

Die Markteinschätzungen folgender Unternehmen wurden berücksichtigt: Cappellari, St. Stefan; Frischeis, Stockerau; Jung, Maishofen; Torgersen, Innsbruck; Teuschler, Waltersdorf; Weiss, Reitdorf