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Europapremiere: Mit der Installation des ersten THG-Quersortierers bei Mercer Timber Products feiert USNR Produktpremiere in Europa © Fabian Pöschel

Mercer Timber Products

2-by-4 optimal sortiert

Ein Artikel von Fabian Pöschel | 07.05.2019 - 10:34

Mercer Timber Products in Friesau ist ein aufstrebender Sägewerksstandort. Nach der Klausner-Übernahme 2017 wurde die Produktion kontinuierlich gesteigert. Auf einem Betriebsgelände von 21 ha verarbeitet das Sägewerk im vergangenen Jahr 1,2 Mio. fm, Tendenz steigend. Das Produktportfolio ent- wickelte sich ebenso schnell weiter. Wurde in Klausner-Zeiten noch maßgeblich für den amerikanischen Markt produziert, erweiterte Mercer Timber Products die Schnittdimensionen. Gegenwärtig gelangen zwischen 30 und 40 % der Schnittholzware in den US-Markt. Rohstoffseitig erwirbt das erste Sägewerk der US-amerikanischen Mercer-Gruppe sein Rundholz aus 130 km Umkreis. Aufgrund der momentanen Situation ist dieses zu 90 % Fichtenholz. Angestrebt sei jedoch eine Aufteilung von 30 % Kiefer sowie 70 % Fichte, wie der Geschäftsführer, Dr. Carsten Merforth, im Holzkurier-Gespräch erwähnt. Eine betriebseigene Bahnverladung ermöglicht die Anfuhr des Rundholzes per Zug oder per Lkw und erleichtert den Abtransport der fertigen Produkte. Rund 350 Mitarbeiter sind in dem 1992 in Betrieb gegangenem Sägewerk beschäftigt.

Synergien nutzen

Interessant ist die Konzerngeschichte von Mercer International: 1992 in Seattle/US gegründet, investierte man früh in deutsche Standorte, beispielsweise 1994 in eine Zellstofffabrik in Rosenthal/DE. Zehn Jahre später kam mit Stendal/DE das zweite Zellstoffwerk hinzu. 2005 folgte eine Zellstofffabrik in Castlegar/CA. Mit Friesau erwarb Mercer 2017 das erste Sägewerk der Gruppe. 2018 erweiterte der Konzern in schnellen Schritten: Zunächst wurden zwei weitere Zellstoffwerke (Peace River/CA und Quesnel/CA) eingegliedert, anschließend folgte die Übernahme der Sandelholzöl-Fabrik in Perth/AU.

Mercer International versteht sich neben der Produktion von Zellstoff und Schnittholz als Experte für biochemische Stoffe, wie das bei der Zellstoffproduktion anfallende Tallöl oder Sandelholzöl, und als regionaler Energielieferant (Produktionskapazität: 412 MW/J elektrische sowie 49,6 MW/J thermische Energie). Aufgrund der Nähe gelangt das bei der Schnittholzproduktion entstehende Hackgut zur Fasererschließung nach Rosenthal.

Arbeitssicherheit und Produktqualität

Im Holzkurier-Interview fasst Merforth zusammen, was für den Standort Friesau besonders wichtig ist: „Die Herausforderung, auf vergleichsweise engem Raum eine große Produktion aufzubauen und zeitgleich die Arbeitssicherheit, die bei uns größte Priorität hat, zu gewährleisten. Zudem möchten wir unseren Kunden die bestmöglichste Produktqualität bieten.“

Da die Produktion von 2-by-4-Ware einen großen Raum in Friesau einnimmt, sind die strengen amerikanischen Standards für diese Produktgruppe elementar für das Unternehmen. Im vergangenen Jahr mussten viele europäische Holzindustrien feststellen, was die Folgen sind, wenn diese nicht eingehalten werden. Kontrollen führten dazu, dass große Mengen herabgestuft wurden. Um diesem Konflikt vorzubeugen, investierte Mercer Timber Products in die Qualitätssortierung. Mit der Anschaffung des Transverse High Grader (THG) des amerikanischen Sägewerksausstatters USNR verfeinert man seit August des vergangenen Jahres die Produktqualität.

Drei Gründe führten Mercer Timber Products zu dem Scanner von USNR:

  • die bessere Gewährleistung der Produktqualitäten
  • die Entlastung der vor Ort arbeitenden Sortierlinien-Mitarbeiter
  • die Ausbeutesteigerung

Dass mit USNR ein Ausstatter tätig wurde, der sich bestens im amerikanischen Schnittholzmarkt auskennt, ist ein weiterer Pluspunkt für Merforth. Wie Eckart Müller, Vertrieb USNR, ergänzt, war es herausfordernd, das Betriebskonzept umzusetzen: Um die Ausbeute weiter zu steigern, schneidet man zunächst Bretter mit einer Dimension von 2-by-8, welche abschließend zu 2-by-4 aufgetrennt werden.

Förderband statt Mitnehmer

Der neue THG aus dem Hause USNR ist der Erste seiner Art in Europa. Im Gegensatz zu anderen Scannersystemen weist er einige Besonderheiten auf: Bei der Holzkurier-Inaugenscheinnahme fallen die Förderbänder auf. Viele Scannerhersteller setzen bei der Brettbeförderung auf Mitnehmer. Aufgrund deutlich verbesserter Scaneigenschaften installierten die USNR-Ingenieure Förderbänder. Sie schließen damit eine Fehlerquelle aus, die bei Mitnehmer-Systemen entstehen, wenn Brettbestandteile verdeckt sind. Weiterführend muss keinerlei Höhenunterschied überwunden werden. Die Bretter laufen deutlich ruhiger durch den THG.

2 x 10 + 1 mit Astverlaufserkennung

Das Herzstück der Scaneinheit bilden die in zwei Reihen verbauten BioLuma 2900 LVG+ Scanner. Leicht versetzt nehmen jeweils zehn Laser alle vier Brettseiten verlässlich auf und senden die Daten zur Auswertung an die Software.

Mit der Entwicklung der GrainMap-Technologie ist USNR einen Schritt weiter gegangen. Ein orthogonal zur Brettseite angebrachter Scanner nimmt die Informationen an der Stirnseite der durchlaufenden Bretter auf. Entscheidend ist hierbei der Jahrringverlauf des Holzes. Anhand dessen und unter Zuhilfenahme der BioLuma-Daten ist die Systemsoftware in der Lage, den Astverlauf in der Ware zu berechnen und weiterführend auszuwerten.

Mit diesem Algorithmus können entscheidende Parameter ermittelt werden, wie die Astfläche innerhalb des Brettes oder die Beschaffenheit der Holzfasern um den Ast. Die Software hilft den Sortierern zwischen schwer erkennbaren Defekten zu unterscheiden, wie beispielsweise heller Ästen, die auf einer Länge von 5 m nur schwer ersichtlich sind.

XHD-Farberkennung und HD-Laservermessung

Um möglichst akkurat zu arbeiten, besitzt der BioLuma 2900 LVG+ Scanner Highend-Technologie: Die verbauten Lasereinheiten nehmen selbst geringste Farbschwankungen wahr und scannen die durchlaufenden Bretter mit einem Raster von 0,25 mal 0,5 mm. Um geringe Maßschwankungen wahrzunehmen, findet alle 8 mm eine exakte Laservermessung statt.

True Grade-Software hilft, Entscheidungen zu treffen

Mit der True Grade-Software ist es bei Mercer Timber Products möglich, Einfluss auf die Sortierung zu nehmen. Bevor die Bretter den Scanner passieren, werden sie noch einmal durch Sortiermitarbeiter gesichtet. Die Erfahrung der Mitarbeiter ist hierbei entscheidend. Sehen diese eine für das System schwer einzuordnende Abweichung, sind sie in der Lage, die Bretter mit unterschiedlichen Markern zu kennzeichnen und besondere Holzfehler dem System ersichtlich zu machen. Eine eigene Software wertet die Markierung aus, schlüsselt diese nach Holzfehlern auf und überträgt die Entscheidung an die SPS-Steuerung.

Erweiterung geplant

Merforth ist zufrieden mit der Kaufentscheidung. Besonders das Wissen, welches USNR über die amerikanischen Gepflogenheiten hinsichtlich der Produkteigenschaften mitbrachte, überzeugte ihn. Mit der Installation des THG-Scanners wurden in Friesau die Qualitätsbedürfnisse verbessert. „Die Anschaffung des Scanners wird sich vergleichsweise schnell amortisieren. Mit einer exakten Qualitätsansprache steigen unsere Produkte schnell im Wert“, führt er weiter aus.

Im Laufe des Gespräches gibt der Geschäftsführer ebenso einen Einblick in die zukünftige Entwicklung des Unternehmens: Gegenwärtig wird an der Erweiterung des Standortes gearbeitet. Ein neues Hobelwerk soll zu einer Kapazitätserhöhung führen. Mit dieser ist außerdem die Installation eines weiteren THG-Scanners geplant. Dieses Mal jedoch in der Ausführung als Occlusion-Less-Version, welche in der Lage ist, durch die modifizierte Messmodulanordnung ein vierseitiges, völlig abdeckungsfreies Scanergebnis zu erzeugen. Hier wird der neuesten Entwicklung bei USNR folge geleistet.

Wie die jüngsten Investitionen der Mercer International-Gruppe zeigen, ist der Konzern im Wachstum begriffen. Einen weiteren Sägewerksstandort schließt Merforth im Gespräch nicht aus. Gegenwärtig arbeitet man in Friesau an der Produktionsoptimierung. Die Investitionen zeigen, dass qualitative Parameter für die Geschäfte entscheidend sind.

Mercer International

Gegründet: 1992
Beschäftigte: 2200
Verwaltungsratspräsident: Jimmy S. H. Lee
Büros: Seattle/US, Vancouver/CA, Berlin/DE
Zellstoffwerke: Rosenthal/DE (1994), Stendal/DE (2004), Castlegar/CA (2005), Peace River/CA (2018), Quesnel/CA (2018)
Sägewerk: Friesau/DE (2017)
Sandelholzöl-Fabrik: Perth/AU (2018)
Produkte & Produktionskapazitäten: 1,98 Mio. tAtro/J Zellstoff, 880.000 m3/J Schnittholz, 412 MW/J elektrische Energie, 49,6 MW/J thermische Energie, 31.500 t/J Tallöl, Sandelholzöl

Mercer Timber Products

Standort: Friesau/DE
Geschäftsführer: Dr. Carsten Merforth
Gegründet: 1991
Betriebsgröße: 21 ha
Einschnitt 2018: 1,2 Mio. fm
Einkaufsradius: 130 km
Holzarten: 70 % Fichte, 30 % Kiefer
Produkte: Nadelschnittholz und Hobelware