Nadelschnittholz

Weltmärkte für Anfallware?

Ein Artikel von Gerd Ebner | 14.05.2019 - 14:52
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Nadelschnittholzimport in China, USA und Japan im 1. Quartal 2019 © Holzkurier.com

Für die Hauptware sehen die mitteleuropäischen Holzindustrien 2019 einen stabilen guten Absatz voraus. Die Weiterverarbeiter haben zwar nicht mehr die Preise, die es 2018 gab – umgekehrt vergünstigten sich auch die Vorprodukte (KVH-Rohware, BSH-Lamellen, BSP-Mittellagen) –, für die gute Hauptware dürften die Heimmärkte in den kommenden Monaten aber stabil bleiben.

Schadholzanfall verlangt neue Märkte

Wo es angesichts der Schadholzmengen von Oberitalien im Süden bis Südschweden im Norden aber pressiert, sind Verwertungsmöglichkeiten für die Anfallware. „Wie wir vor zehn Jahren gelernt haben, mit weniger Italienexport auszukommen, stellen wir uns jetzt darauf ein, fast ohne Levante zu leben“, lautet eine häufige Antwort, wenn man österreichische Exportmanager auf die Levante anspricht. Trotz dieser pessimistischen Aussage summieren sich die österreichischen Ausfuhren nach zwei Monaten schon auf 140.000 m3, die deutschen auf rund 30.000 m3.

Deutsche Ware für Indien und China

Speziell deutsche Unternehmen haben es jüngst geschafft, riesige „Entlastungsmärkte“ für minderwertigere Sortimente zu nutzen. Indien ist ja schon länger fest in deutscher Hand. Am chinesischen Holzmarkt scheint sich die Geschichte nun zu wiederholen. 

In China wird deutsche Ware auf Tiefstpreisniveau angeboten. Bei Ausschuss lautet das Motto offenbar: „Augen zu undd durch.“ So wird dort normaler gehobelter Ausschuss schon um 130/140 US-$/m3 verkauft, 180 US-$/m3 für sägefallend. „China hat die Möglichkeiten, enorme Mengen aufzunehmen. Das geht aber letztlich immer nur über den Preis“, urteilt ein Gesprächspartner nüchtern.

Pakistan nimmt ebenfalls große Mengen aus Europa ab. Hier gibt es Parallelitäten zu China: Gesucht wird Topware oder „absoluter Ramsch“ – mit wenig dazwischen.

Teils kräftiges Übersee-Wachstum

Ein – wenn auch nicht mehr so lukrativer – Riesenmarkt sind auch heuer die USA. Faktisch alle europäischen Exportländer haben ihre Ausfuhren über den Atlantik massiv gesteigert. Deutschland +84 %, Schweden +21 %, Österreich: +20 %, Finnland +8 % (s. Artikel "Immer mehr Richtung Übersee).

Das Auftrennen dieser Sortimente ist entsprechend den nordamerikanischen Usancen nicht erlaubt. Das wäre jetzt zwar sehr hilfreich, denn regelkonformer Starkholzeinschnitt bringt viel Ausschuss. Die Konsequenzen für Fehlverhalten waren für einige US-Lieferanten in den Vorjahren aber sehr teuer.

Aufnahmefähige, aber billige Märkte

Die europäischen Schlüssel-Überseemärkte sind also aufnahmefähig – vielleicht mit der „kleinen“ Einschränkung Levante. Das Angebot überfordert aber teilweise diese Märkte. Preisrückgänge, wie in China, sind die Folge.