Betriebsanalyse

2018 – ein sehr gutes Jahr

Ein Artikel von Monika Hartmann | 18.09.2019 - 09:47

Die Benchmarkzahlen der Grafiken basieren auf einem Betriebsvergleich, der von Hartmann seit 28 Jahren jährlich für die Sägeindustrie durchgeführt wird.

2018 – ein außerordentliches Jahr

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Abb. 1: Betriebsergebnisse in den Jahren 1994 bis 2018 © Monika Hartmann

Das Vorjahr war gekennzeichnet von Preiserhöhungen sowohl im Schnittholz-als auch Restholzbereich. In der 1. Jahreshälfte war die Mengennachfrage außerordentlich gut, weshalb sich im europäischen Raum flächendeckend Preiserhöhungen bei gleichzeitig sinkenden Rohstoffkosten durchsetzen ließen. Kalamitätsholzereignisse traten länderübergreifend und erstmals überregional auf. „Die Konstellation aus steigenden Verkaufserlösen und gleichzeitig sinkenden Rohstoffkosten hat es in Deutschland so noch nicht ge-geben“, macht Hartmann deutlich.

Die Steigerung der Schnittholzerlöse 2018 gegenüber dem Vorjahr resultierte aus der sehr guten Nachfrage im 1. Halbjahr. Die saisonbedingten Winterpreissenkungen glichen sich aufgrund dessen früher als in anderen Jahren aus. Gleichzeitig sind Preiserhöhungen realisiert worden. Speziell bei größeren Abnehmern ging es laut Hartmann ausschließlich darum, sich Mengen zu sichern. Im 2. Halbjahr hat sich die Stimmung etwas eingetrübt, was zunächst eine Stagnation der Schnittholzerlöse bewirkte und weshalb zum Jahresende bereits Abschläge beim Verpackungsholz und bei der Seitenware hingenommen wurden. Die Restholzerlöse sind 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ebenso gestiegen. Die Holzwerkstoff-Industrie hat von dem guten Nachfrageverhalten genauso profitiert. „Die zunehmenden Kapazitäten in der Pelletsindustrie befeuerten die Nachfrage nach Sägespänen, was der Sägeindustrie zugute kam“, führt Hartmann weiter aus.

Welche Konsequenzen sind zu erwarten?

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Abb. 2: Entwicklung der Gesamterlöse und Rundholzeinkaufskosten 1998 bis 2018 © Monika Hartmann

Die Sägewerke erwirtschafteten seit Langem wieder Gewinne und konnten dadurch ihre Bonität und Liquidität deutlich verbessern. Investitionen seien die logische Konsequenz aus dieser Entwicklung, so die Unternehmensberaterin - gerade auch in Hinblick auf die Kostenverteilung seit 1994.

Die Kosten pro Kubikmeter für Personalaufwendungen haben sich seit 1994 leicht reduziert. Die Abschreibungen und Zinsbelastungen pro Kubikmeter sind stark gesunken. Dagegen haben sich sonstige Aufwendungen, im Wesentlichen bestehend aus Hilfs-und Betriebsstoffen, Reparaturen, Energiekosten, Versicherungen und Leasing, deutlich erhöht.

„Ein Investitionsstau aufgrund der vergangenen schlechten Jahre in der Sägeindustrie ist nicht zu verkennen“, stellt Hartmann klar. Investitionen müssen hinsichtlich des Einsparungspotenzials bei den Personalkosten, der attraktiven Gestaltung der Arbeitsplätze, einer möglichen Ausbeuteerhöhung (Ressourceneffizienz), der Produktionstiefe sowie der Einsparungen von Versicherungsbeiträgen und Energiekosten geprüft werden. „Keinesfalls sollten Investitionen in die reine Leistungssteigerung durchgeführt werden“, warnt Hartmann. Der Rohstoff Rundholz werde nach derzeitigem Kenntnisstand zukünftig ein knappes Gut werden, so die Beratungsexpertin. Es wird aus Sicht von Hartmann nicht möglich sein, alle Sägewerke mit ausreichend Rohstoff zu versorgen. Bei jeder Investitionsüberlegung sollte dieser Gedanke im Vordergrund stehen, führt Hartmann weiter aus.

Vorschau für 2019

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Abb. 3: Kostenverteilung in den Betrieben nach Kategorien 1994 und 2018 © Monika Hartmann

Das heurige Jahr ist gekennzeichnet von einem Überangebot an Kalamitätsholz und einer nach wie vor zufriedenstellenden Nachfragesituation beim hochwertigen Hauptprodukt. Bedingt durch die Qualitätsabschläge beim Schadholz, ist der Rundholzeinkaufspreis auf einem sehr niedrigen Niveau. So ist auch heuer von einem positiven Betriebsergebnis in der Sägeindustrie auszugehen. Die Gewinnung qualifizierten Personals ist das größte Problemfeld der Sägewerke. Gleichzeitig muss sich der Geschäftsinhaber oder Geschäftsführer Gedanken machen, wie das Sägewerk bei sich verändernden Voraussetzungen (nicht mehr ausreichend zur Verfügung stehendes und teures Rundholz) noch positive Betriebsergebnisse erwirtschaften kann. Die Benchmarkzahlen der Grafiken links basieren auf einem Betriebsvergleich, welcher der von Hartmann seit 28 Jahren jährlich für die Sägeindustrie durchgeführt wird.

Methodik

Die Daten des Betriebsvergleiches kommen von Nadelholzsägewerken und reinen Verpackungsholzherstellern aus Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Diese werden in vier Betriebsgruppen nach deren Einschnitt (3000 bis 250.000 fm) unterteilt.  Die Sägewerke produzieren Bauholz, Dielen, KVH, Lamellen und Verpackungsholz.

Der Betriebsvergleich repräsentiert durchschnittlich 30 Sägewerksbetriebe in Deutschland, deren Daten zu 85 % von dem Beratungsbüro Monika Hartmann, Fachberatung für die Holzindustrie, Donaueschingen/DE, vor Ort erhoben und anonym ausgewertet werden. 

Seit fast 30 Jahren führt die Unternehmensberaterin Betriebsvergleiche für die deutsche Sägeindustrie durch. 15 % der Unternehmen erarbeiten ihr Datenmaterial nach einem vorgegebenen Schema selbst und senden den Erhebungsbogen zurück. Die eingereichten Daten werden ausnahmslos auf Plausibilität geprüft und gegebenenfalls korrigiert. Alle Bearbeitungsstufen (Trocknung, Hobelung und so weiter) werden herausgerechnet. Übrig bleibt „das reine Sägewerk“. 

Verarbeitungsstufen, wie Palettenherstellung, Pelletsproduktion, Abbund oder KVH-Herstellung, sind neutralisiert. Aus diesem Grund wird in den meisten Fällen zunächst eine Profit-Center-Rechnung mit den jeweils entsprechenden internen Verrechnungen durchgeführt, um das Zahlenmaterial auf eine einheitliche Basis, das reine Sägewerk, zu beziehen.