Nordwood-Sägewerk Viiratsi

Ausbeute und Flexibilität

Ein Artikel von Gerd Ebner | 16.10.2019 - 08:10

Das Sägewerksequipment für Viiratsi vereint beste schwedische Bandsägentradition mit den Scanner- und Optimierungslösungen des Mutterkonzern USNR. Das ist die eine Besonderheit. Die andere waren die präzisen Vorstellungen des Nordwood-Teams rund um CEO Tõnu Ehrpais: „Das Rundholz ist bei uns teuer und rar. Wir müssen unbedingt den höchsten Wert aus jedem Stamm holen. Dazu brauchen wir eine perfekte Optimierung, welche die Aufträge möglichst effektiv erzeugt. Im Verkauf bekommt man bei uns faktisch alles in Millimeterabstufung. Das erfordert eine sehr flexible Einschnittlinie.“

In allen drei Nordwood-Sägewerken laufen Hewsaw-Linien von Veisto, so auch in Viiratsi. Sie sind also eher auf schwächere Rundholzdimensionen ausgerichtet. „Daher war es unsere Überlegung, künftig auch auf Starkholz zu setzen. Wenn wir den Waldbesitzern alles – von der Stangenware bis zum Starkholz – abnehmen können, haben wir im Einkauf klare Vorteile.“

Alles – von 8 bis 60 cm

Die Lösung, die man sich bei Nordwood vorstellte und von USNR in Stahl gegossen bekam, sieht nun so aus: Schwachholz (8 bis 18 cm) wird auf der bestehenden Hewsaw 200 SE verarbeitet. Alles darüber bis 52 cm Zopf oder 60 cm am starken Ende wird der im Vorjahr installierten USNR-Linie zugeführt. Das werden rund 130.000 fm/Schicht/J sein.

Die Maschinenauswahl: Cambio-Entrinder, 3D-Vermessung, Spaner, zwei Qua- drobandsägen, wobei an der ersten bogenfolgender Einschnitt möglich ist. Gekrümmte Model durchfahren nochmals die erste Vierfachbandsäge. Sämtliche Seitenware gelangt in den Catech-Hochleistungsbesäumer. Bei stärkeren Stämmen fallen bis zu 55 Stück pro Minute an, die zum Besäumer müssen.

In Estland fehlen zu Normalzeiten immer Rundholz und Mitarbeiter – darauf haben wir uns einzustellen.


Tõnu Ehrpais, CEO Sägewerk Viiratsi

Maximales Kurvensägen

„Auf Bandsägen zu setzen, war für uns klar, als wir über den Neubau nachzudenken begannen. In Estland steigt die Bedeutung von Starkholz, dieses wollten wir mit maximaler Ausbeute und höchstmöglicher Flexibilität nutzen“, wiederholt Ehrpais. Von seinem Team stammt auch die ungewöhnliche Idee, zwei Vierfachbandsägen in Serie zu schalten und um einen Hochleistungsbesäumer zu ergänzen. „Bei Starkholz fallen viele Teile an. Da darf der Besäumer nicht der Engpass werden.“

Alles von einem – schnittstellenfrei

Von USNR bekam Ehrpais dann das Angebot, das seinen Zielen am besten entsprach. Es war auch wesentlich, dass alle Komponenten von einem Anbieter stammen.

„USNR ist der Weltmarktführer bei der Bandsäge“, umschreibt Hakan Westlund, USNR-Repräsentant für das Baltikum und für Osteuropa, unbescheiden das eigene Selbstverständnis.

„Wir haben schon eine sehr feine Rundholzsortierung mit 50 Boxen. Am Hekotek-Platz wird also vorsortiert“, erklärt Ehrpais die Einschnittvorbereitung. Nach der Entrindung (Cambio 800 – ebenfalls ein USNR-Produkt) geht es in die Sägelinie.

Wir sind am Weg, das beste Sägewerk im Land zu werden. Das geht nur mit Fokussierung des Kerngeschäftes: der rationellen Schnittholzproduktion.


Tõnu Ehrpais, CEO Sägewerk Viiratsi

Liveoptimierung, optimale Eindrehung

Die Linie läuft zumindest mit einem Vorschub bis 110 m/min. Mit dieser Geschwindigkeit wird am Sägewerkseingang 3D-vermessen. Die wahre Stammkontur ist also nun bekannt. Jeder Stamm erhält auf der kurzen Strecke zur Bandsäge eine Extraoptimierung. „Das Geheimnis des perfekten Schnittes liegt in der Stammeindrehung“, formuliert es Westlund: „Wir garantieren ±5° Genauigkeit.“

Der Spaner reduziert den Stamm und übergibt ihn der ersten Quadrobandsäge. Der Einschnitt wird so gestaltet, dass die Servomotoren Zeit haben, die Aggregate für den bogenfolgenden Schnitt optimal einzustellen. Im Fall der Fälle ist es dann einmal eine 1 m-Lücke zwischen zwei Stämmen.

Servo-Blattführungen

Die Bandsägen sind mit Blattführungen ausgestattet. Je nach Stammhöhe werden sie servogesteuert verstellt, damit immer genug Support am Blatt ist. Eine Spezialkamera kontrolliert die Zähne der Bandsäge. Erkennt diese eine Abnutzung, wird gewechselt. Das Model gelangt zur zweiten Bandsäge oder in den Rundlauf.

70 Bretter im Top-, 55 im Dauerbetrieb

Die zwei oder vier Seitenbretter der ersten Bandsäge gelangen zum Besäumer – einem Catech 4000 TS-5. In Viiratsi erfolgt die erste Installation des USNR-Topscanners mit BioLuma 2900L-Sensoren. Diese haben eine Scanrate von 2500 Hz und schaffen eine Auflösung von 8 mm. Die gefundenen Holzmerkmale können in zwei Besäumerboxen berücksichtigt werden. „70 Teile waren der bisherige Rekord, 55 schafft der Catech im Dauerbetrieb“, weiß Ehrpais zu erzählen.

Fünf Bediener für zwei Schichten und zwei Linien

Die Anlagen sind auf minimalen Personeneinsatz ausgelegt. Nur zwei Bediener je Schicht plus ein Springer ergibt eine unglaublich keine Bedienmannschaft: fünf Mitarbeiter im Zweischichtbetrieb für die USNR- und die parallele Veisto-Linie. Der Catech-Besäumer läuft etwa komplett mannlos.

Die Lohnkosten liegen in Estland bei rund der Hälfte dessen, was in Mitteleuropa anzulegen wäre. Aber: Die Löhne steigen seit Jahren um 7% pro Jahr – werden also in naher Zukunft gleichziehen. Noch stärker plagt Ehrpais aber, dass es in Estland einen Facharbeitermangel gibt. Ihm reichen auch keine Hilfsarbeiter mehr. Die Arbeitsplätze sind immer stärker „computerisiert“.

Gut 50% der Holzernte in Estland stammen aus wiederaufgeforsteten Flächen. Dieses Holz unterscheidet sich gravierend vom gepflegten Holz aus den autochthonen Staatswäldern. 4 Mio. fm/J liefert konstant der Staatsforst, 4 bis 8 Mio. fm/J – je nach Preislage – liefern die Privaten.

Rundholz teurer als in Mitteleuropa

Beim Rundholzpreis hat Estland mit Mitteleuropa gleichgezogen beziehungsweise ist daran vorbeigezogen: 90 €/fm sind bis zum Sägewerk für Fichte, 90 €/fm für Kiefer derzeit anzusetzen – rund 15 bis 20 €/fm mehr, als man „gewöhnt“ war.

Das heurige Jahr umschreibt Ehrpais auch angesichts sinkender Schnittholzpreise am Weltmarkt so: „Es ist hart. Wir haben nie so hart gearbeitet und so wenig verdient.“ Heuer holen estnische Sägewerke Rundholz aus Schweden. Die Warenströme haben sich also umgekehrt. Viiratsi schneidet „noch“ (Ehrpais) 100% estnisches Rundholz.

Das Hackgut exportiert man nach Skandinavien. „Die Hackgutqualität muss sehr gut sein. Dann bekommt man auch einen entsprechenden Preis“, erklärt Ehrpais. Beim Hackgut ist die Stärke entscheidend, die passt bei USNR. Es wird in Viiratsi in drei Fraktionen absortiert.

Nordwood Sägewerk Viiratsi

Sägelinie (2018): Entrinder, 3D-Vermessung, Spaner, 2 Vierfach-Band-
sägen, vollautomatischer Besäumer
Vorschub: bis 110 m/min
Stammdimensionen: 3 bis 6 m Länge, 18 bis 52 cm Zopf
Besäumer: durchschnittlich 55 Bretter pro Minute, Spitze 70 Bretter pro Minute. Vorschub ab 110 bis ca 450 m/min
Betriebsart: derzeit zweischichtig
Mitarbeiter: fünf (insgesamt für zwei Schichten an zwei Sägelinien; je ein Anlagenführer plus ein Springer)

USNR

Gegründet: 1850
Produkte: Entrindung und Rundholzmanipulation, Band- und Kreissägeanlagen für den Vor- und Nachschnitt, Schnittholzmanipulation, Rohbrettoptimierung, Informationssysteme, Prozesssteuerung, Schnittholztrockner, Schnittholzmanipulation in Hobelwerken, Hobel- und Trockenholzoptimierung, Holzwerkstoff-Industrie und Weiterverarbeitung, Verarbeitung von Sägerestholz, Layoutzeichnungen
Produktionsstandort
Europa: Söderhamn/SE
Vertrieb: weltweit