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Eingespieltes Team: Christoph Kulterer (li.) ist seit 2002 CEO der Hasslacher Gruppe. Franz Meliessnig ist CFO und bereits seit 42 Jahren im Unternehmen © Hasslacher Norica Timber

Hasslacher Norica Timber

Binnen zwei Jahrzehnten in die Champions League

Ein Artikel von Gerd Ebner | 19.12.2019 - 15:05

Den Weg vom mittelgroßen Oberkärntner Sägewerk zur Holzindus- trie von europaweiter Bedeutung würdigt der Holzkurier mit der Auszeichnung zur Holzindustrie des Jahres 2020.

Zeit für Fortbildung, weil Projekte am Weg

Als ob es eines Beweises bedurft hätte, dass man gut organisiert ist: 2019 musste Hasslacher Norica Timber ohne den eigentlichen Kopf – Eigentümer und CEO Christoph Kulterer – auskommen. Dieser nahm sich nach zwanzig Jahren Führungsverantwortung ein Sabbatical an der London School of Economics. Zurück in den Hörsaal ging es aber erst, als mehrere Investitionsprojekte für in Summe 100 Mio. € auf den Weg gebracht wurden:

  • Ausbau der BSP-Produktion in Stall in Mölltal
  • Umbau und Erweiterung bei Nordlam in Magdeburg/DE
  • Kompletter Neubau der Sägelinie in Preding

Nie langweilig, immer große Schritte

Betrachtet man die Entwicklung der vergangenen zwei Jahrzehnte, ging es in der Hasslacher Gruppe immer Schlag auf Schlag. Die Versorgungssituation in Oberkärnten erforderte 1999 die Verarbeitung aller Rundholz-Durchmesser: Daher setzte man auf eine Spaner-Bandsägen-Kombination, die den Einschnitt von 100.000 auf über 500.000 fm/J hob. Mittlerweile schneidet man am Stammsitz bis zu 850.000 fm/J.

Die Linie war faktisch erst im Anfahren, als man im selben Jahr die Chance ergriff, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: mit dem Kauf der Feltrinelli-Sägewerke in St. Veit und Arnoldstein. Ersterer Standort wurde bald stillgelegt, zweiterer etwas länger für den expliziten Schwachholz-Bereich genutzt.

„Wir sind im Hochgebirge zu Hause. Unser Rohstoff wird immer teurer sein. Um die höchstmögliche Wertschöpfung zu halten, war für mich der Weg in die Weiterverarbeitung immer klar“, erläutert Kulterer heute in der Rückbetrachtung. In Stall im Mölltal begann man damals im Joint Venture eine 20.000 m3/J BSH-Produktion. Zur selben Zeit startete in Magdeburg Nordlam seine BSH-Anlagen. Heute gehört Magdeburg zur Hasslacher Gruppe, die in Summe 380.000 m3/J BSH herstellt.

Pionier im Abbund und Kommissionierung

Dass man in Stall klein startete, ist aus Autorensicht weniger bemerkenswert als der sofortige Start mit einer Hundegger-Abbundanlage. „Eine Abbundanlage beim Leimholzproduzenten war eine echte Neuheit. Wir entschieden uns dafür, um uns zu differenzieren“, erklärt Kulterer die Beweggründe. Sonst hätte er gegen die etablierten Stangenproduzenten keine Chance gehabt. Erneut der Sprung ins Jahr 2020: Im kommenden Jahr werden in Summe 12 „Hundegger“ laufen, 18 Abbundanlagen sind es insgesamt.

Gerade als man 2005 in Stall mit BSH richtig hochstarten wollte (Ausbau auf 50.000 m3/J), zerstörte ein Brand die Produktion. Aus Transportkostengründen erfolgte der moderne Wiederaufbau mit 100.000 m3/J dann am Firmensitz in Sachsenburg. Michael Fercher, der sowohl Magdeburg als auch Sachsenburg für Anlagenbauer plante, ist heute Technikchef des Unternehmens.

Zeitpunkt katastrophal, langfristig Übernahme aber passend

2008 übernahm Hasslacher Norica Timber das Sägewerk des Andreas Kogler in Liebenfels. Man erwarb damit ein neues Einkaufsnetzwerk und konsolidierte indirekt die Kärntner Einschnittskapazität. Bitter war, dass der Kauf einen Monat vor der Lehman Brothers-Pleite und damit vor Ausbruch der Finanzkrise erfolgte. Zwölf Jahre später schmunzelt man darüber: „Langfristig haben alle Verarbeiter im Land davon profitiert. Wir investierten Jahre später in Sachsenburg in den Rundholzplatz und schneiden heute zweischichtig in einem Werk so viel wie früher in zwei. Es war also auch für die Waldbesitzer von Vorteil, weil sie Kunden mit modernen Anlagen haben.“

Eine der größten Übernahmen in der Geschichte der Hasslacher Gruppe erfolgte 2009. Die Finanzkrise führte zur Insolvenz der Holzindustrie Leitinger. Das steirische Holzindustrieunternehmen benötigte für seine KVH-, das Hobelwarenund Plattenproduktion mehr Schnittholz, als man in Preding schnitt. So half die Übernahme der Hasslacher Gruppe über schwierige Jahre hinweg.

Investiert in Krise

In der Finanzkrise boten sich 2010 und 2011 zwei weitere Übernahmen an: des Ingenieurholzbau-Spezialisten Buchacher, Hermagor, sowie der BSP-Produktion Stall.

„2011 und 2012 machten die größten Holzindustrien auch die größten Verluste. Alle integrierten Unternehmen waren zu unflexibel, auf den Bedarfsabschwung mit Produktionsrücknahmen zu reagieren“, erkennt Kulterer rückblickend. Den Aufschwung der Folgejahre definiert Finanzchef Franz Meliessnig mit „dem Lösen von der Italienabhängigkeit und dem Finden neuer Märkte“. Deutschland, Frankreich, Tschechien und Asien werden als Alternativmärkte erwähnt.

BSP auch in Deutschland

In den konjunkturell starken Jahren 2014 und 2015 standen auf einmal Hess Timber und Nordlam zum Verkauf. Speziell das zweite Unternehmen wird nun umgebaut und teilweise neu errichtet. „Weg von großen uniformen Aufträgen an große Abnehmer hin zu mehr Kommissionierung“, definiert Kulterer die Ziele. Im Januar werden im älteren Werk 1 eine neue flexible Kallesoe-Presse sowie eine weitere Hundegger-Abbundanlage installiert. Die Presse wird auch BSP produzieren. „2020 wollen wir 20.000 m3 in 1,25 m Breite herstellen, in der Folge dann um die 50.000 m3/J BSP“, lauten Kulterers Pläne.

Mit der Übernahme von Nordlam überschritt man eine Grenze: Die Hasslacher-Gruppe produziert in Summe mehr Weiterverarbeitungsprodukte, als man selber Schnittholz herstellt. 720.000 m3/J Schnittholzproduktion steht ein Bedarf von 750.000 m3/J für die Weiterverarbeitung gegenüber. Um weiterhin als Schnittholzlieferant attraktiv zu sein, musste man aus Sicht Kulterers reagieren: Die Einschnittserhöhung in Preding war seine Antwort, die günstiger war als ein allfälliger Neubau in Slowenien. An die 500.000 fm/J will man künftig in Preding einschichtig einschneiden. „Noch vor Weihnachten wird die Linck-Linie kommen.“

Fertiglösungen für Holzbau

Das Hauptaugenmerk will Hasslacher weiterhin auf die Produkte für den modernen Holzbau legen. „Dass wir an das Hoho Wandelemente mit fertiger Oberfläche, eingebaute Fenster und Dampfsperre geliefert haben, ist schon bemerkenswert“, ist Kulterer stolz.

Sobald 2020 alle Investitionsvorhaben umgesetzt sind, will man einmal zwei, drei Jahre „durchatmen“ (Meliessnig). Ein Dauerthema in der Sägeindustrie bleibt die Rundholzversorgung. „Eine fundamentale Veränderung erfolgt aber gerade in Mitteldeutschland, Nordösterreich und Tschechien. Dort ändert sich alles, während wir inneralpin wohl weniger betroffen sind“, sagt Kulterer voraus.

Alleine schon wegen dieser Unsicherheiten will Kulterer den Weg der kommenden zehn Jahre nicht skizzieren. Kurzfristig heißt das Motto: Positionierung in Europa ausbauen.

Die laufenden Erweiterungen in Zahlen:

  • plus 300.000 bis 500.000 fm/J Einschnitt
  • plus beim Leimholz
  • plus 90 bis 120.000m3/J KVH

Europa – und nicht mehr Italien – ist für die Hasslacher Gruppe der Heimmarkt. Trotzdem glaubt man, dass man für Italien der größte Einzellieferant sei.

Hasslacher Norica Timber

Eigentümer: Christoph Kulterer

Geschäftsführung: Christoph Kulterer, Franz Meliessnig

Stammsitz: Sachsenburg

Standorte: Magdeburg (seit Juli 2017), Kleinheubach (Übernahme 2016), Stall im Mölltal (seit 2011), Liebenfels (2016 stillgelegt), Preding (massiver Ausbau 2020), Hermagor (Übernahme 2011), Bohinjska Bistrica/SI (Übernahme 2009), Malaya Vishera/RU (Übernahme 2009)

Mitarbeiter: 1700

Strategischer Ansatz: Hasslacher Gruppe verarbeitet im Kern ihr eigenes Schnittholz zu verleimten Holzbauprodukten

Sägewerke: Sachsenburg, Preding, Bohinjska Bistrica/SI, und Malaya Vishera/RU schneiden in Summe 1,5 Mio. fm/J

Leimholzproduktion: BSP (Stall im Mölltal; 62.000 m3 2019), BSH (Sachsenburg, Magdeburg: zusammen 380.000 m3, damit ist man die Nummer 2 in Europa), KVH (Preding: 120.000 m3)