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Laubholz für Konstruktionen alternativlos

Ein Artikel von Robert Kittel | 27.04.2020 - 12:52

„Operation gelungen, Patient tot“, dass diese Redewendung auch auf die Wirtschaft im Zuge der Corona-Bekämpfungsmaßnahmen zutreffen könnte, fürchtet Ralf Pollmeier, Eigentümer und Geschäftsführer Pollmeier Massivholz. Er sieht aber die „Holzbranche weniger direkt betroffen als die übrige Wirtschaft. Aber das hilft nichts, wenn weniger Möbel gekauft oder weniger Häuser gebaut werden, weil es der Bevölkerung schlechter geht. Zu restriktive Maßnahmen schaden daher allen.“ Sein Unternehmen sieht Pollmeier gleichwohl nicht gefährdet.

Nadelholzsägern geht es supergut

Etwas besser sei die Lage für die Nadelholzsägewerke. Pollmeier erkennt für diese „goldene Zeiten“ aufgrund der Schadholzsituation: „Den meisten Unternehmen geht es ,supergut‘, daher wird die jetzige Schwächephase keinen oder nur wenige umhauen.“

„Wir hatten in den ersten drei Monaten und auch schon Ende des vergangenen Jahres eine Schwächephase in China und einen gut laufenden USA-Markt. Jetzt brechen die USA ein, umgekehrt läuft China wieder an. Unter dem Strich geht es schlechter, aber nicht dramatisch schlecht“, analysiert Pollmeier die Weltmärkte. „Als wir 2000 eine Chinakrise hatten, war der Einbruch ungleich dramatischer als diese Coronakrise.“ Bei Pollmeier war der Exportrückgang parallel zu dem der anderen deutschen Buchenschnittholz-Exporteure: –20% in den ersten beiden Monaten.

Wachstum in rückläufigem Markt

Was erwartet sich Pollmeier von den heurigen Märkten? „Wir waren schon in den Vorjahren ganz gut unterwegs – aber richtig boomend war das nicht. Wir hatten im Sägewerksbereich nur ein einstelliges Wachstum, weil der Laubholzmarkt rückläufig ist. Für die Zukunft erwarte ich beim Laubholz aber weltweit starkes Wachstum“, lässt Pollmeier aufhorchen. „Wir machen mittlerweile nicht nur das parallel besäumte Schnittholz, sondern fangen auch damit an, Zuschnitte herzustellen. Das wird die Umsätze in den kommenden Jahren sehr stark nach oben treiben.“

Neue Sägewerke

Verlangt das nach neuen Standorten? „In der Krise ist es schwer, von Ausbauten zu sprechen. Aber wenn ich dann nicht zu alt bin, bauen wir noch ein paar Sägewerke. Die braucht man überall, wo Laubholz wächst. Laubholz war zuletzt rückläufig. Ich bin aber Optimist und glaube, dass Laubholz mittel- und langfristig wieder bessere Zeiten erleben wird. Daher wären Investitionen richtig und sinnvoll.“

Das Wachstum soll von neuen Produktionstechniken kommen. Alleine, dass Pollmeier Massivholz seinen Kunden Zuschnitte anbietet, reduziert deren Kosten stark. „Das ist ähnlich wie bei den Billig-Airlines – was erschwinglich ist, wird gekauft. Wenn Vollholzprodukte günstiger werden, kaufen die Kunden Echtholz anstatt der Holzwerkstoff-Imitate. Dazu muss man es tunlichst gebrauchsfertig bereitstellen. Vollholz wurde in der Vergangenheit verdrängt. Jetzt gibt es wieder Chancen und Laubholz hat wieder einen besseren Markt.“

Baubuche performte unter Erwartung

„Bisher blieb der Einsatz von Baubuche, also die Verwendung von Buchen-Holzwerkstoff im konstruktiven Bereich, weit unter unseren Erwartungen. Wir hatten uns viel mehr davon versprochen“, gesteht Pollmeier im Holzkurier-Interview. „Aber letztlich gibt es dazu keine Alternative. Wenn weniger Nadelholz wächst, wird die Industrie nicht umhinkommen, mehr Laubholz zu nutzen.“

Sag niemals nie

„Ich glaube schon, dass es ein Baubuche-Werk 2 und 3 geben wird“, antwortet Pollmeier auf die Marktentwicklung im konstruktiven Bereich. „Das dauert aber noch Jahre. Da sind wir noch weit davon entfernt. Sägen ist beim Laubholz einfach zu teuer.“ Daher gibt es bei konstruktiven Werkstoffen keine Alternative zum Schälen“, so Pollmeier.  „Das könnten dann auch andere Laubhölzer sein. Die Pappel, die Erle, die Eiche, die Akazie …“

Die aktuellen Wege bei der Furnierschichtholz-Herstellung sind noch nicht gut genug, um minderwertige Furniere auch gut herstellen zu können. „Wir haben in den vergangenen Jahren im Baubuche-Bereich viel gelernt, aber auch sehr viel Lehrgeld bezahlt. Jetzt haben wird jedenfalls gute Vorstellungen, wie man es besser machen kann.“ Zumindest 115 Mio. € an Lehrgeld habe man schon bezahlt, beziffert Pollmeier acht Jahre nach dem Start.

Lieferkette nicht infrage stellen

Pollmeier hat sich in der laufenden Einkaufssaison voll eingedeckt – „auch auf die Gefahr hin, zu viel auf Lager zu haben“. Für ihn, den Buchenexperten, war es auch ein Akt der Solidarität. „Wir haben unseren Rundholzlieferanten nun 15 Jahre lang gesagt, dass wir einen berechenbaren Rundholzeinkauf, Früheinschlag und Termineinhaltung brauchen. Diese mühsam aufgebaute Lieferkette können wir jetzt nicht infrage stellen, nur weil es uns gerade zeitlich nicht passt. Wir versuchen, die Folgen für alle abzumindern und selbst einigermaßen durchzukommen.“

Zertifizierung ohne große Relevanz

Zertifizierte Ware hat bei Pollmeier einen sehr bescheidenen Anteil an der Fertigware. Er stieg aber binnen drei Jahren von 1 auf 2% FSC-Holz. Und der Grund dafür ist England, wo viel FSC-zertifiziertes Holz nachgefragt wird. „Das ist aber immer völlig unbedeutend. Es gibt sonst kein Land weltweit. Das ist einfach kein Thema.“

Pollmeier liefert immer mehr nach Osteuropa und bedient dort auch IKEA-Produktionen. „Wenn IKEA ein größerer Kunde wird, könnte es sein, dass der FSC-Anteil ansteigt. Aber ansonsten sehe ich das nicht.“