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© Holzkurier

Absatzindikator Juni 2020

Unwirkliche Marktlage

Ein Artikel von Gerd Ebner | 07.07.2020 - 16:01

Trotzdem herrscht bei vielen Unternehmen eine „surreale Hochstimmung“. Unwirklich ist die Stimmung, weil für viele die befürchteten COVID-19-Folgen nur abgeschwächt eintraten – und sie von der Auftragslage überrascht sind. Die Orderbücher sind oft voll und die Preise auf konstantem Niveau für das 3. Quartal weitgehend fixiert. Teilweise hofft man sogar, die Schnittholzpreis-Anpassungen des 2. Quartals bald kompensieren zu können.

Abschwung wird kommen

Umgekehrt weiß jeder Manager, dass ein Rückgang der Weltkonjunktur unausweichlich ist und dies zwangsweise negative Folgen für die Holzbranche haben wird. Doch zumindest die kommenden drei Monate sind für die meisten Gesprächspartner überschaubar – und der Optimismus überwiegt.

Dass heuer „ein früher Winter“ droht, ist immer öfter zu hören. Doch derzeit läuft der Absatz nördlich des Brenners rund. Die Sägewerke haben den Einschnitt im Juni weiter erhöht. Und die Weiterverarbeiter produzieren in Mitteleuropa auf hohem Niveau. Entsprechend stabil halten sich die Preise. BSH-Sichtlamellen lagen preislich etwa im Juni laut Holzkurier-Preisbild in der Preisspanne von 178 bis 185 €/m3 (frisch, franko).

Coronarückgänge reparierbar?

Mut macht die gute Auftragslage der Weiterverarbeiter. Diese konnten in Deutschland faktisch ohne „Winter- und Coronapause“ voll ihre Kunden beliefern.

BSH-Preise ziehen an

Mit Anfang Juni wurde eine Preiserhöhungsrunde bei BSH in Deutschland eingeläutet. Die angestrebten +10 bis +20 €/m3 sind noch nicht flächig umgesetzt. Der Holzkurier macht für Juni ein leicht erhöhtes Preisniveau von 391 bis 410 €/m3 fest. Der Trend zeigt aber klar nach oben.

Zuletzt haben sich bei BSH sogar Lieferzeiten von bis zu drei Wochen eingestellt. So entstand eine ungewöhnliche Marktlage: Die Lieferzeiten des Hypeproduktes BSP sind kürzer als die von BSH. Größere Bauprojekte – die Domäne von BSP – wurden im 2. Quartal teilweise „on hold“ gestellt. Hinzu kommt, dass es in Deutschland und Österreich neue BSP-Produzenten gibt.

Italiens BSH-Bedarf noch nicht erholt

Italiens BSH-Bedarf hat sich stark gesteigert – liegt aber immer noch unter dem Vorjahr. Das Preisniveau ist fest bei etwa 380 bis 400 €/m3. Gänzlich verändert hat sich der NSi-Markt in Italien. Mangels entsprechender Lamellen in Mitteleuropa zog der Wert in zwei Preisrunden an. Die Differenz zwischen Si- und NSi-Preis hat sich wieder normalisiert.

Unmut über Kreditversicherer

Zu einem echten Problem für die Holzindustrien entwickelt sich das Verhalten der Kreditversicherer. Die Gesprächspartner aus der Holzbranche beklagen: ein Kürzen der Kreditrahmen querbeet nahezu ohne wirkliche Bonitätsbewertung der Kunden.

Eine der als potentesten österreichischen Holzindustrien, faktisch ohne Fremdkapital, ließ sich selber prüfen. Das Ergebnis eines namhaften Kreditversicherers: Die Topholzindustrie wird als Mittelmaß eingestuft. Die gute Hauptwaren-Nachfrage sorgt dafür, dass entsprechende Mengen an Anfallwaren produziert werden. Der Preis für Seitenware ist in Italien im Juni nochmals gesunken. Im Holzkurier-Preisbild notiert der Frei-Grenze-Preis nur noch zwischen 115 und 123 €/m3. Das ist etwa um 2 €/m3 unter dem Maiwert.

Gartenholz und DIY pushen Handelsumsätze

Die großen deutschen Holzhändler eilen von Rekordmonat zu Rekordmonat. Treiber sind der DIY-Bereich und Gartenholz. Speziell Lärche ist gefragt. Die Sibirische Lärche wird auch aufgrund des milden Winters und der damit verbundenen Ernterückgänge knapp.