Heinzl Holz

Qualität bestimmt alles

Ein Artikel von Gerd Ebner | 27.08.2020 - 13:49

„Der Brand traf uns zum ungünstigsten Zeitpunkt. Nach der Übernahme des Sägewerkes 2010 hatten wir alle Anlagen so weit, dass wir unsere Klientel genau bedienen konnten: Teuschler Holz machte den Wertholzverkauf und Export. Mein Geschäftspartner, Peter Felber, übernahm Bauholz und den Detailverkauf. Dann war mitten in der Hochkonjunktur die Produktion weg – und wir mussten Maschinen in einer Zeit bestellen, als die Ausrüster lange Lieferzeiten und hohe Preise hatten“, blickt Franz Teuschler zurück.

Flexibel wie im alten Werk, aber technologisch aufrüsten

Das neue Werk sollte ähnlich flexibel wie die alte Anlage werden. Zusätzlich musste ein 2019er-Neubau die Möglichkeiten der digitalen Bilderkennung, höheren Automatisierung und gesteigerten Ausbeute nutzen. „Es wird in Schadholzzeiten gerne übersehen, wie wertvoll der Rohstoff Holz ist. Wir wollen daher an Wert und Ausbeute rausholen, was möglich ist“, skizziert Teuschler. 50 %-Teilhaber Felber ergänzt: „Bauholz ist bei uns in der Region sehr wichtig. Wir wollten aber auch eine Anlage, welche die Seitenware optimiert.“ Dass man zusätzlich Laubholz vermarkten und sich im Einkauf abseits der Großindustrien bewegen möchte, sorgte für eine weitere Herausforderung.

Beide Geschäftsführer haben Söhne, die bereits seit Jahren mitarbeiten. Das spielte ebenfalls eine Rolle, als man sich entschied, mehrere Millionen Euro in den Neubau zu investieren.

Einer traute sich: Kombination neuer mit überholten Anlageteilen vieler Fabrikanten, totale Optimierung, eine SPS

Bauholz, Wertholz, Verpackungsware, Laub- und Hartholz in höchster Wert- und Mengenausbeute – diese „eierlegende Wollmilchsau“ zu planen, die Anlagen auszuwählen und mit den Wunschmaschinen der Auftraggeber zu kombinieren, über diese Aufgabe wagte sich schlussendlich nur Florian Fuchs, der mit seinem WDT Maschinenbau, Kindberg, als Generalunternehmer agierte. „Es war eine Riesenherausforderung, die mich wirklich reizte.“

Fuchs‘ Konzept, das schließlich von den Teuschlers und Felbers ausgewählt wurde: Artiglio-Bandsäge mit Spaner, Hauptware gelangt zu einer unbemannten EWD-Nachschnittsäge BNK-T 6 mit Spaner. Die Seitenware filetiert eine EWD-Besäumanlage Optimes BKO. Noch in der Maschine erkennt eine Alpiscan-Messanlage Dimension, Kontur und Qualität. Entsprechend diesen Daten wird im Extremfall fünfstielig variabel eingeschnitten oder unbesäumt zu einer Paul-Kappsäge gefahren, um dann wieder zur Besäumung geschleust zu werden.

Qualitätsoptimierung

Im Sägewerk Heinzl Holz kann also die gesamte Seitenware „längs und quer“ optimiert werden. Dazu ist es nötig, dass die Vermessungsdaten an die folgenden Sägen weitergegeben werden. Alle Informationen werden per Bussystem an Besäumer, Kappsäge und schließlich die Sortieranlagen übertragen. Alle Daten in korrekte Steuerbefehle umzuwandeln, oblag GIS Industrieautomation, Herzogsdorf. Außerdem lieferte das Unternehmen bei der Besäum- und Nachschnittanlage die gesamte elektronische Hardware.

17°-Bandsäge samt verfahrbaren Böcken, Vermessung, Spaner

Zehn Monate nach Drücken des Startknopfes hatte der Holzkurier Gelegenheit, die Anlage zu sehen. Geschnitten wird mit der neuen, um 17° geneigten Vertikal-Blockbandsäge STT 160 von Artiglio, Limidi/IT. Die italienische Traditionsmarke wird in Österreich von WDT vertreten. Fuchs verweist bei diesem Modell auf den vorgeschalteten Spaner und die vier Spannböcke, wovon zwei links und rechts verfahrbar sind. „Bei 10 m-Bauholz brauche ich alle vier Böcke für den sicheren Halt des Stamms. Bei 2,5 m-Eichen verwendet man nur zwei. So spart man das halbe Gewicht.“

Die Bandsäge ist dem Artiglio-Laser-Vermessungssystem ausgestattet. Bei Heinzl Holz lässt sich also jeder Stamm nach frei wählbaren Schnittbildern, Ertrag oder auch einer vorgegebenen Bauholzliste optimieren. „Die Vermessung ist eine Eigenentwicklung und erfasst die Stammdaten im Abstand von 10 mm“, präzisiert Fuchs.

„Artiglio ging voll auf unsere Wünsche ein. Die empfohlenen Vaninetti-Blätter laufen auch zu unserer Zufriedenheit“, betont Teuschler.

Acht Stapelplätze – etwa für Laubholz

Nach der Bandsäge gibt es drei Möglichkeiten. Die Hauptware kann direkt zur Nachschnittsäge oder auf einen der acht Hubtische am Weg dorthin gestapelt werden. Letztere werden per Balz-Vakuumsortierroboter bedient und speziell für den Laubholz-Einschnitt benötigt. Das 10 m lange Bauholz kann unmittelbar hinter der Bandsäge absortiert werden.

Der Nachschnittsäge BNK T 6 ist ein Spaner vorgeschaltet. Schwarten werden so entfernt – und die Seitenware gelangt zum Besäumer. Die Oberwellen-Nachschnittkreissäge sorgt für Model- und Plattennachschnitt. Die maximale Schnitthöhe beträgt 225 mm, die maximale Durchgangsbreite 800 mm. Vom Nachschnitt sind es nur weniger Meter zur WDT-Fertigwarensortierung. Für die Bauholzlisten gibt es eine separate Abstapelung.

Ware begutachten, bewerten, speziell ausformen

Teuschler ist seit Jahrzehnten im Wertholzgeschäft. Er weiß, wie wichtig kundengerechte Sortierung ist. Daher war eine der ersten Prämissen beim Neubau, voll auf Qualitätsanalyse und Bilderkennung zu setzen. „Wir möchten kundenspezifisch produzieren und aus dem vollen Qualitätsspektrum die ganz, ganz guten Stücke rausfischen. Das gelingt dank Alpiscan. Deren Anlagen erlauben es, gezielt die Seitenware auszuformen – in einer Kombination aus konventioneller Messung und Qualitätsscanner.“

Milliarden an Rechnungen in Millisekunden

„Im Optimes, den wir organisierten, waren Zentrierung und BKO vorhanden. Den Rest haben wir gebaut und hat GIS gesteuert“, erinnert sich Fuchs. Der Optimes hat bei Heinzl Holz eine zentrale Bedeutung: Hier wird die Seitenwarenoptimierung umgesetzt, denn in ihn ist eine Vermessungseinheit integriert. In 1 mm-Schritten wird das Brett analysiert. Bevor in 3 m Entfernung die dreistielig variablen Schnitte im Optimes gesetzt werden, erfolgen „Milliarden an Optimierungsrechnungen in Länge und Breite“.

„Der Scanner ermittelt Dimension, Waldkante, Risse und sogar Bläue – und das bei allen Holzarten“, erläutert Peter Felber jun. (Details s. Beitrag unten).

Auf den Besäumer folgt die Schnittholzsortierung oder es geht unbesäumt im Rundlauf durch eine Paul-CNC-Kappsäge 18E, die 500 mm-Pfosten durchlässt. „Die Anlage kappt die unbesäumte Ware entsprechend dem Optimierergebnis aus“, erklärt Fuchs. Dann geht es wieder zurück zum Besäumer.

Gesammelt und paketiert wird alles im WDT-Sortierwerk mit 18 Boxen und einer nachfolgenden Stapelanlage. Letztere formt variable Pakete in 2 bis 6 m Länge aus.

Vom Brand 2017 unbeschädigt blieb eine Bandsäge. Zum Zeitpunkt der Reportage schnitt man Erdstamm-Lärchen. Die dort vorgeschnittene Ware lässt sich mit dem Triplexmast des Balz-Vakuumhebers nach 5 m Hub in den Normaleinschnitt integrieren.

Flexibel einkaufen – auch Laubholz

Mit diesen Anlagen planen die Geschäftsführer, aus 30.000 fm/J rund 21.000 m3/J Schnittholz zu erzeugen. Entsprechend dem Rundholzangebot und der Saison wird es mehr oder weniger Laubholz sein.

Auftragsdaten direkt vom Büro in Säge

Die Produktionsauftragslisten werden von der EDV erfasst. Arno Teuschler wünscht sich aber noch die Anbindung der Arbeitsvorbereitung an das Sägewerk. Die Produktionsanlagen würden dann die Zielmengen produzieren und diese Informationen direkt der EDV rückmelden. Bei diesem Digitalisierungsprojekt ist man Woodwork-Partnerunternehmen.

Auf das Dach der Sägewerkshalle kommt noch eine Photovoltaikanlage (Leistung: 400 kWp).

Gesucht: Mitarbeiter für zweite Schicht

Peter Felber und Franz Teuschler wollen demnächst den Zweischichtbetrieb in Unterfladnitz starten. „Es ist aber schwer, geeignete Mitarbeiter zu finden“, bedauern beide. Obwohl die Arbeitsverhältnisse ungleich attraktiver sind als im alten Sägewerk, wurde man bisher noch nicht fündig.

Heinzl Holz

Standort: Unterfladnitz
Geschäftsführer/Eigentümer: Franz Teuschler, Peter Felber
Betriebsleiter: Peter Felber jun.
Projektmanagement: Arno Teuschler
Betriebsgelände: 3 ha
Mitarbeiter: 14 (Plan: im Zweischichtbetrieb auf 2 Linien: 20)
Einschnitt: 30.000 fm/J (zweischichtig)
Produkte: Wertholz, Bauholz, Verpackungsware
Holzarten: Fichte, Lärche, Laubholz