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© Martina Nöstler

Laubholzsäger-sitzung Österreich

Mut, Mut, Mut …

Ein Artikel von Martina Nöstler | 01.12.2020 - 15:53

Gemäß den Coronaauflagen kamen die österreichischen Laubholzsäger am 20. November zu einer Onlinesitzung unter der Leitung von Rainer Handl, Fachverband der Holzindustrie, und dem Vorsitzenden, Karl Polz, zusammen. Anlässlich des virtuellen Treffens berichtete Maria Kiefer-Polz, EOS-Vizepräsidentin, über die Entwicklung aus europäischer Sicht. Sie sprach sich generell für eine Bewerbung von europäischem Laubschnittholz aus. Die Produktion in Europa wird laut vorläufiger Einschätzung in diesem Jahr im Vergleich zu 2019 in den EOS-Ländern um über 1 Mio. m3 oder 20 % zurückgehen (s. Tabelle). In Österreich wird das Minus knapp 12 % betragen.

Der Laubholzmarkt in Österreich

Laut dem Fachverband der Holzindustrie ist am Eichenholzmarkt das Angebot gleichbleibend hoch. Bei der Esche ist die Situation schwieriger. Der Exportanteil von Rundholz ist hoch. Bei der Buche beobachtet man im Vergleich zum Vorjahr eine geringere Produktion und einen niedrigeren Verbrauch von etwa 20 %. Rundholz ist verfügbar. Die Möbelindustrie erholt sich nach extrem herausfordernden Monaten wieder leicht. Der asiatische Markt ist für geringwertige Qualitäten nicht mehr aufnahmefähig. Da chinesische Kunden die Preise senken, ist es unter diesen Bedingungen besser, mit dem Verkauf zu warten, als mit zu niedrigen Preisen anzubieten.

Die Teilnehmer an der Laubholzsäger-Sitzung meinten, sie seien vorläufig mit einem blauen Auge durch die Coronapandemie gekommen. Die Situation für jeden sei aber durch unterschiedliche Absatzmärkte differenziert zu betrachten. „Es geht uns nicht schlecht, aber es ist ein Tanz auf dem Vulkan“, formulierte es einer. Eichenrundholz sei sehr teuer. Geringwertige Qualitäten würden nicht zu marktangepassten Preisen verkauft. Generell ist Eiche – speziell durch die enorm hohe Nachfrage in der Parkett- und Möbelindustrie – nach wie vor die Holzart Nummer 1. Für Weinfässer erfreut sich Eiche ebenso großer Beliebtheit. Trotz eines relativ guten Weinjahres seien die Fassbinder aber vorsichtig beim Einkauf geworden, da durch die Gastronomieschließung der Weinabsatz rückläufig ist. Der Buchen- und der Eschenschnittholz-Markt werden sich erst im Laufe des nächsten Jahres erholen. Der Absatz von Laubholz in (Nord-)Italien gestalte sich äußerst schwierig: Im Gegensatz zum österreichischen Möbelmarkt verzeichnen dort die Möbel- und Sesselhersteller wenig Nachfrage. Speziell Buche sei in Italien schwierig abzusetzen. „Mut, Mut, Mut“, so lautet die Vorgabe für die Laubholzsäger für das nächste Jahr. Aufgrund der Coronakrise seien der Markt und dessen Entwicklung schwer abzuschätzen. „Wir müssen das aussitzen“, hieß es.

Laubholzproduktion Europa | 2016–2021
Mengen in 1.000 m³
Land 2016 2017 2018 2019 2020* 2021* Diff. 19/20 in %
Österreich 153 0 175 181 160 160 –11,6
Belgien 150 150 150 150 125 150 –16,7
Schweiz 48 48 45 48 49 20 1
Deutschland 1.064 1.082 1.100 1.169 1.100 1.150 –5,9
Dänemark 84 78 80 85 85 85 0
Finnland 50 45 45 45 45 45 0
Frankreich 1.500 1.578 1.578 1.462 1.242 1.450 –15
Lettland 690 596 650 600 520 600 –13,3
Norwegen 0 0 0 0 0 0
Rumänien 1.700 1.600 1.600 1.600 900 1.000 –43,8
Schweden 100 97 95 95 95 95 0
Gesamt 5.539 5.446 5.518 5.435 4.321 4.785 –20,5

Phytosanitäre Bestimmungen und EUTR

Hannes Krehan vom Bundesamt für Wald (BFW) berichtete den Teilnehmern der Sitzung über die Ausbreitung phytosanitärer Krankheiten und Schädlinge sowie die Kontrollmechanismen des EU-Holzhandelsgesetzes (EUTR). „Prinzipiell wird die Importkontrolle von Holz an der EU-Außengrenze durchführt. In Ausnahmefällen wird in Österreich an zugelassenen Bestimmungsorten kontrolliert“, erläuterte Krehan. Derzeit gibt es diverse neue Importbestimmungen für Laubholz. So unterliegt etwa Esche aus der Ukraine seit 6. Oktober aufgrund des Asiatischen Eschenprachtkäfers einer phytosanitären Importkontrolle. Der auffallend smaragdgrüne Eschenprachtkäfer gelte weltweit als einer der gefährlichsten invasiven Baumschädlinge. Da sich seine Larven unbemerkt unter der Rinde entwickeln, bleibt der Befall lange ohne sichtbare Symptome. Weitere Kontrollen gibt es bei Wal- und Schwarznuss aus Nord- und Mittelamerika sowie Asien aufgrund der Tausend-Canker-Krankheit, für Birke aus Nordamerika (Birkenprachtkäfer) und für Platane aus der Schweiz und dem Balkangebiet (Platanenkrebs). Aufgehoben wurde hingegen das Importverbot von Ulme aus Nordamerika.

Hinsichtlich des illegalen Holzhandels beziehungsweise der EUTR berichtete Krehan über die Erkenntnisse der jüngsten Kontrollen des BFW. „Bei der Sorgfaltspflichtregelung gibt es vielfach grobe Mängel. Behörden in Risikoländern sind mitunter korrupt und deren Dokumente oftmals zweifelhaft. Die Zertifizierungskette wird zumal nicht eingehalten. Aber es gibt auch Unternehmen, die Fortschritte zeigen“, betonte Krehan. EUTR-konformer Import erfordere einen sehr umfangreichen Erhebungs- und Dokumentationsaufwand. Beispielhaft nannte Krehan den Holzimport aus der Ukraine: „Das Land gilt gemäß dem Corruption Perceptions Index CPI als sehr korruptes Land. Illegale Schadholzschlägerungen führen zur Überschlägerung von mitunter auch geschützten Wäldern. Falsche Klassifizierungen beziehungsweise Herabstufungen machen aus wertvollem Holz Brennholz. Es gibt unkontrollierte Vermischungen von zertifiziertem und nicht zertifiziertem Holz sowie verschiedenen Herkünften.“

Für einen freien Warenverkehr müsse es zwar klare und strenge Regeln geben, der Aufwand für die Unternehmen dürfe aber nicht ausarten, war man sich bei der Laubholzsäger-Sitzung einig.