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In Plößberg betreibt die Ziegler Group  einen der größten Sägewerksstandorte der Welt – der Rundholzeinschnitt liegt bei 2,2 Mio. fm © Ziegler Group

Ziegler Group

Noch lange nicht genug

Ein Artikel von Günther Jauk | 28.12.2020 - 14:53
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Stefan Ziegler (li.) leitet gemeinsam mit dem Prokuristen Andreas Sandner die Geschicke des Unternehmens © Ziegler Group

Als Stefan Ziegler das Unternehmen 2008 von seinem Vater Wilhelm übernahm, lag der Rundholzeinschnitt des Sägewerks Betzenmühle im oberpfälzischen Plößberg bereits bei 1,3 Mio. fm/J. Heute sind es mit 2,2 Mio. fm Jahreseinschnitt beinahe doppelt so viel. Damals wie heute setzt das Großsägewerk dabei auf eine ungewohnte Vielfalt, sei es beim Rohstoff, bei der Maschinenausstattung oder beim Endprodukt. Mit mittlerweile vier Rundholzplätzen (zwei für Lang- und zwei für Kurzholz) sowie sechs Einschnittlinien (Gatter, Bandsägen und Spanern) kann das Unternehmen sämtliche aus dem Wald kommenden Dimensionen problemlos annehmen und verarbeiten. „Unsere Konzepte waren immer auf größtmögliche Flexibilität ausgelegt. Zudem haben wir immer genau das geschnitten, was andere nicht machen wollten“, gibt Stefan Ziegler Einblick in die Unternehmensphilosophie. Als Beispiel nennt er einen – zugegeben eher ungewöhnlichen – Auftrag mit 13 m langem Listenbauholz und 12 mm starkem Verpackungsholz: „Selbst das können wir so kombinieren, dass beide Produkte zeitgleich für die Verladung fertig werden.“ Bedenkt man den Tageseinschnitt von rund 9000 fm, ist dies eine logistische Meisterleistung und wäre in dieser Dimension mit Zwischenpuffern auch gar nicht umsetzbar.

Größer möchte Ziegler am Standort Plößberg allerdings nicht mehr werden – mit 400 Lkw-Lieferungen pro Tag sei die Kapazitätsgrenze des Standortes nun endgültig erreicht. An einem anderen Standort könne er sich indes sehr wohl noch eine Sägelinie vorstellen – hierzu seien die Pläne aber noch nicht konkret genug, um darüber zu sprechen.

Bahnhof gekauft

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2011 kaufte die Ziegler Group den Bahnhof Wiesau und stieg damit in das Logistikgeschäft ein. Mittlerweile liegt der Jahresumsatz dieser Unternehmenssparte bei 150 Mio. € © Ziegler Group

Die Exportquote des Großsägewerks liegt mittlerweile bei 80 %. Neben den europäischen Destinationen, wie Großbritannien, Italien oder den Benelux-Ländern, baute sich die Ziegler Group zudem wichtige Märkte im Mittleren Osten, in Nordafrika, Australien sowie Nordamerika auf.

Als eine der großen Herausforderungen nennt Ziegler dabei die Verfügbarkeit der Hochseecontainer: „Wenn die deutsche Autoindustrie Container benötigt, haben wir immer das Nachsehen.“ Aus dieser Not heraus ergriff man 2011 die einmalige Gelegenheit und kaufte den nahe gelegenen Bahnhof Wiesau, stieg selbst in das Logistikgeschäft ein und löste so das Containerproblem. Mittlerweile verlassen jede Woche zwölf Züge den Bahnhof in Richtung der großen deutschen Seehäfen Hamburg und Bremen, wobei nur noch ein Drittel davon mit Schnittholz beladen ist. „Wir exportieren mittlerweile medizinische Produkte und importieren Fahrradteile“, nennt Ziegler Beispiele für die umfangreiche Tätigkeit in diesem Bereich. Mit einer eigenen Lkw-Flotte, einem Logistikcenter in Wiesau sowie Erträgen im See- und Luftfrachtbereich liegt der Jahresumsatz der Logistiksparte mittlerweile bei 150 Mio. €.

Haus der Zukunft

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2019 übernahm Ziegler das BSH- und BSP-Werk Tecsol © Ziegler Group

2019 übernahm die Ziegler Group den Fertighaushersteller Engelhardt und Geissbauer, das Leimholzwerk Tecsol und gründete die Ziegler Haus GmbH. Mit diesem Schritt möchte Ziegler die Wertschöpfung im eigenen Betrieb maßgeblich steigern und wieder verstärkt auf den zentraleuropäischen Markt zurückkehren. „Mit dem Kauf der beiden Unternehmen haben wir auch wichtiges Wissen eingekauft. Jetzt sind wir dabei zu lernen und größer zu werden. Heuer haben wir 100 Häuser gebaut – 2021 sollen es dann 200 werden.“

Für besonderes Aufsehen in der Branche sorgte die Ankündigung der Ziegler Group, 220 Mio. € in ein Fertighauswerk samt Verwaltungsbereich und Musterhauspark in Tirschenreuth in der Oberpfalz zu investieren. Dort möchte man künftig „das Haus der Zukunft“ auf komplett ökologischer Basis im großen Stil herstellen. Wie dieses konkret aussehen wird, möchte Ziegler noch nicht verraten, neben der Holzständerbauweise sollen dabei aber auch Brettsperr- und -schichtholz zum Einsatz kommen. „Damit bleibt dann die gesamte Wertschöpfung bei uns im Sägewerk“, blickt Ziegler in die Zukunft.

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2019 übernahm Ziegler den Fertighaushersteller Engelhardt und Geissbauer. Dies war ein erster Schritt, um groß in die Fertighausbranche einzusteigen. In den kommenden Jahren investiert das Unternehmen 220 Mio. € in ein Fertighauswerk in Tirschenreuth in der Oberpfalz © Ziegler Group

Die Vermarktung der „Zukunftshäuser“ wird in erster Linie digital erfolgen, neben Ökologie und Qualität soll zudem der Verkaufspreis ein entscheidendes Argument liefern. „Wir möchten damit aber keineswegs bestehende Fertighaushersteller angreifen, sondern uns stattdessen auf die Massivbaubranche konzentrieren. Ich will, dass künftig kein Haus mehr gemauert wird“, betont Ziegler unmissverständlich. Sein langfristiges Ziel: Mithilfe der Ziegler Group soll der Marktanteil der Fertighausbranche in Deutschland von derzeit knapp 25 % auf 50 % wachsen.