Martin Obermaier

Optimierung des Sägewerks

Ein Artikel von Philipp Matzku | 21.04.2021 - 07:40

Das oberbayerische Bauholzsägewerk ist seit vier Generationen in Familienbesitz. Marinus Obermaier, seit 2017 Inhaber, ist hauptsächlich für die Produktion und Optimierung zuständig. Sein Vater Matthias kümmert sich um den Verkauf und das Büro und der 88-jährige Großvater um die Rundholzeinteilung. 3000 fm Nadelholz, 3a+, werden im Jahr zu Bauholz verarbeitet, davon entfallen 600 fm auf Lohnschnitt von Nadel- und Laubholz.

Fokus auf Qualitätsholz

„Wir verarbeiten hauptsächlich 21 m lange Fichten des BaySF-Forstbetriebs Schliersee, aber auch 20 % von übrigen lokalen Lieferanten“, erklärt Marinus Obermaier. Das Sägewerk nutzt eigene Latschbacher-Plättchen, wo an verschiedenen Farben und einem Zahlencode genau erkennbar ist, wann das Holz geschlagen wurde und von welchem Revier sowie welcher Höhenlage dieses stammt. „Wir legen sehr viel Wert auf hohe Qualität und kaufen kein Schadholz. Für Bergholz mit seinen engeren Jahrringen zahlten wir 2020 101 €/fm“, informiert Obermaier. Kunden sind fast ausschließlich Zimmereibetriebe und Holzbauunternehmen. Der Umsatz mit sechs Mitarbeitern liegt bei rund 1 Mio. €, ein Drittel davon wird im Handel erzielt.

Obermaier jun. hat den Betrieb nach seiner Ausbildung zum Sägewerksmeister und Technischen Betriebswirt am Lehrinstitut Rosenheim übernommen und darüber hinaus Fortbildungskurse als SPS-Fachkraft und einen Java-Programmierer an der IHK und Handwerkskammer abgeschlossen. Obermaier beschäftigt sich intensiv mit der Einschnittoptimierung sowie Bildverarbeitung und dem automatischen Eindrehen des Rundholzes am EWD-Gatter.

Erweiterung der Wertschöpfung

Ende 2018 wurde der Entschluss gefasst, die Wertschöpfungskette des Betriebs zu erweitern. Es standen vier Möglichkeiten zur Auswahl: eine Automatisierung des Rundholzplatzes, die Investition in einen Säumer, eine eigene KVH-Produktion oder der Erwerb einer Abbundanlage.

Letztlich hat sich Obermaier für eine K2-Industry-Abbundanlage von Hundegger entschieden. Die Anlage, die erste im Tegernseer Raum, wurde vor Ostern ausgeliefert. „Die Auslastung des Sägewerks wird einfach besser und Hundegger hat ein herausragendes Preis-Leistungs-Verhältnis sowie einen sehr guten Service. Man kann viel Lagerware verwenden und wir haben die Optimierung selbst in der Hand“, begründet Obermaier. Die Vorlaufzeit von Produktion über Trocknung beträgt bei klassischem Bauholz drei bis vier Wochen. „Die Anlage muss erst einmal nur laufen und die variablen Kosten decken“, fügt Matthias Obermaier hinzu. Seit Dezember 2020 ist eine Iseli GNP-100 Profilschleifmaschine in Betrieb.

Die Automatisierung des Rundholzplatzes ist für die Zukunft weiterhin ein Thema, da man sich damit 10 bis 15 €/fm spart. „Gegen eine eigene KVH-Produktion hat gesprochen, dass sich die Auslastung des Sägewerks nicht bessert, da es für unsere Betriebsgröße günstiger ist, Rohware einzukaufen anstatt selbst zu sägen. Außerdem haben in den vergangenen Jahren weder KVH-Hersteller noch Rohwarenlieferanten Geld verdient“, gibt Matthias Obermaier zu bedenken. „Mit der Investition in einen Säumer senken wir die Schnitt- und Personalkosten und können mehr einschneiden, verkaufen aber deswegen nicht mehr“, erklärt Obermaier.

Sehr zufrieden ist man mit dem vom VDS anerkannten Brandüberwachungssystem Pyrosmart von Orglmeister Infrarot Systeme, wobei das Sägewerk ein Referenzbetrieb ist. Das System bestimmt mithilfe einer Video- und Infrarotkamera die Oberflächentemperatur von Objekten. Steigt an einer Stelle innerhalb des Überwachungsbereichs die Temperatur über eine festgelegte Schwelle, wird Alarm ausgelöst. Mit der Infrarottechnik werden laut Hersteller Brände frühzeitig erkannt und Schäden durch Fehlalarme vermieden.

US-Preise dominieren Markt

„Preislisten für Bauholz waren früher drei Jahre lang gültig, jetzt müssen wir alle acht Tage die Preise ändern. Der KVH-Preis macht den Bauholzpreis und für ladungsweise KVH 10,12 oder 14 werden bis zu 580 €/m3 verlangt. Frisches Bauholz liegt derzeit bei 350 bis 400 €/ m3, Seitenware bei 200 bis 250 m3“, informiert Matthias Obermaier. Auch der Rundholzpreis steigt monatlich um rund 8 % an. Ganz extrem ist es beim Preis für CE-Dachlatten, welcher sich seit fast zehn Jahren kaum änderte. Im Dezember lag der Preis bereits bei 350 €/m3 und Anfang bis Mitte März bereits bei 500 €/m3. „Wenn die Großindustrie 500 € oder mehr für Dachlatten verlangt, dann müssen wir das auch tun, sonst wollen alle bei uns kaufen und decken sich günstig mit ihrem Jahresbedarf ein. Früher lag der Preis für die 3/5-Latte zwischen 0,42 bis 0,44 €/lfm, derzeit ist er bei bis zu 1 €/lfm“, erläutert Obermaier.

„Es wird sehr viel in die USA exportiert. Die Nachfrage nach Dachlatten ist jedoch gleich geblieben, das Angebot aber gleichzeitig gesunken. Die Rohware wird geliefert und bleibt vor Ort, wenn der US-Preis gezahlt wird – auch zu moderaten Lieferzeiten“, ist sich Matthias Obermaier sicher. „Auch andere Rohstoffe haben große Preissteigerungen. Das alles sind Vorboten einer kommenden Inflation“, ergänzt sein Sohn.

„Nach dem Boom gibt es eine Marktbereinigung in der Sägeindustrie, gerade auch im Bauholz. Zentrale Frage: Wer hat in den vergangenen Jahren in die Wertschöpfung des eigenen Betriebs investiert und wer nicht oder nicht ausreichend genug?“, betont sein Vater abschließend.