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Holzexporteursrunde in Innsbruck © Michael S. Jenewein

Holzexporteursrunde 

Zeitenwende

Ein Artikel von Gerd Ebner | 22.07.2021 - 08:34

In 30 m Höhe im Veranstaltungsraum des Pelletsspeichers von Firma Gutmann, gewann man die Einsicht, dass sich die Zeichen für Veränderung mehren:

  • Preiseinbruch in den USA
  • schon Mitte des Monats erfüllte Juli-Lieferungen
  • erstmals wieder versandte Lagerlisten
  • vermehrte Schnittholzangebote

US-Preis verfällt – und in Europa?

Speziell der Entwicklung in den USA maß die Exporteursrunde große Bedeutung bei. „Schließlich hören wir seit einem Jahr: ,Schaut auf die US-Preise – solange die so viel höher sind, müssen unsere Preise auch rauf‘. Jetzt sind die US-Preise unter unseren. Das muss Folgen haben“, lautete die Schlussfolgerung der Runde.

Nach Monaten des Mangels war einer völlig überrascht festzustellen, dass sämtliche Juli-Bestellungen schon angeliefert wurden. „Die geringe Verfügbarkeit war heuer neben den kaum kalkulierbaren Preisen ein Hauptproblem. Nun scheint wieder Ware vorhanden zu sein“, stellte einer fest.

Scheitelpunkt in Italien erreicht

Nach den Erhöhungen zu Beginn des 3. Quartals sieht man die Preise in Italien an einem Kulminationspunkt angelangt. Bis September gehen die Holzexporteure nun von stabilen Preisen aus.

Ohne dass real Preise abgesenkt wurden, höre man schon Appelle an die Produzenten: „Bitte haltet die Preise oben.“ Man verwies auf italienische Kunden, die große Mengen auf Lager haben. „Die haben sich am Preishoch eingedeckt. Falls nun die Preise sinken, sind deren Lager entwertet.“

Neue Verhandlungseinheit: 50 €/m³

Die vergangenen Monate hätten so oder so das Geschäft für immer verändert. Nostalgisch blickte man zurück, als man in Vor-Euro-Zeiten um 50 Schilling feilschte. „Jetzt reden wir von 50 €-Schritten. Diese größeren Preissprünge werden uns wohl erhalten bleiben“, verwies einer. „Mit den höheren Summen steigt für uns Händler auch das Risiko. Da kann unsere Verdienstspanne nicht konstant bleiben. Wenn die Ware teurer wird, muss auch der Handel mehr verdienen“, forderte man.

Und eine weitere Forderung: Verträge sind einzuhalten! Je höher das Preisniveau, desto unfairer seien einzelne Abnehmer, meinte man. Erstmals seit Monaten trudelten vereinzelte billigere Gegenangebote im Süden ein. „Ein Vertrag zählt nichts mehr, wenn solch‘ ein besseres Angebot reinkommt“, beklagte einer.

Preisrallye beschädigt Holzimage

„Die Gier nach höheren Preisen hat viel kaputt gemacht, was über Jahrzehnte an Holzimage aufgebaut wurde“, bedauerte ein Senior in der Runde. In Österreich stehen viele Baustellen still. Teils weil Holz fehlt, teils weil dieses zu teuer war. „Wir bekommen derzeit kaum Leimholzanfragen für den Herbst. Die Holzbau-Unternehmen können einfach keine Angebote mehr stellen“, meinte einer. „Manche haben volle Auftragsbücher, müssen jetzt aber abstellen.“

Lieferzeiten normal ab 4. Quartal

Der Holzhandel sieht am österreichischen Markt den Zenit der Preisrallye überschritten. Man rechnet, dass sich die Lieferzeiten im 4. Quartal wieder einpendeln werden. Die Conclusio des 1. Halbjahres 2021: „Die Zeiten des billigen Rohstoffes Holz sind vorbei. Aber wenn wir nicht wieder Konstanz und Berechenbarkeit ins Geschäft bekommen, verspielen wir unsere Vorteile.“

Rundholz +60 %

Zum 3. Quartal 2020 zog der Fi-Sägerundholzpreis mittlerweile um 60 % an, +45 % waren es bei schlechteren Qualitäten. Ein Grund ist auch die kritische Versorgungslage – von der Fichte wäre „viel zu wenig am Markt“. Das verhalf zuletzt der Kiefer zu einem Preisanstieg von bis zu 55 %. Der Preisanstieg kam aufgrund der hohen Nachfrage und der Einsicht, dass „es die Schnittholzpreise locker hergeben“. Frei Werk wäre in Nordösterreich schon eine Preisspanne von 125 bis 146 €/fm anzusetzen. Die in- und ausländischen Waldbesitzer „wurden vier, fünf Jahre geprügelt – jetzt haben sie eine stolze Brust und übernehmen das Ruder“, wurde zusammengefasst. Bei Importen wird aber auch bei Rundholz festgestellt: Verträge halten nicht mehr. Es gibt derzeit kaum Diskussionsrunden über den Rundholzmarkt, ohne dass man auf die „chinesischen Einkäufer“ zu sprechen kommt. Einer formulierte es so: „Die Geister, die wir riefen, bekommen wir nicht mehr los.“

Höhere Preise = höherer Einschlag

Das Rekordpreisniveau beim Rundholz werde im Herbst für einen starken Einschlag im Kleinprivatwald sorgen, meinte einer. Ein anderer verwies allerdings darauf, dass die Planumsätze der Forstbetriebe bei nahezu verdoppelten Rundholzpreisen früh erreicht wären. Was sich wie auswirken wird, werde man sehen. Entspannt sah man im verregneten Innsbruck jedenfalls die Käfersituation.

Die Markteinschätzungen folgender Unternehmen wurden berücksichtigt: Cappellari, Wolfsberg; Jung, Maisau; Weiss, Reitdorf; Mühlbauer, Himberg; Frischeis, Stockerau; HS Holzexporte Schuster, Innsbruck; Teuschler Holz, Bad Waltersdorf

Holzexporteure am Wort:

Die Zeiten des billigen Rohstoffs Holz sind vorbei.


Aus einem vermeintlichen Strohfeuer wurde ein halbes Jahr Preiswahnsinn. Manche Preise haben sich in sechs Monaten vervierfacht. Das hat nichts mit Angebot und Nachfrage zu tun.


Wenn Pongauer Tischlerware III/IV weniger kostet als 17 mm-Spanerseiten, stimmt was nicht.


Es wäre mehr als genug Holz gekommen, wenn im Dezember 100 €/fm akzeptiert worden wären. Jetzt kommt wenig und der Preis schießt in die Höhe.


Im Herbst werden die Karten neu gemischt. Die Kunden wie auch die Waldbesitzer werden bei erster Gelegenheit den Sägern die Retourkutsche präsentieren.


Auf die Freude, dass der Kunde höheren Preis akzeptiert, folgte immer die Sorge, ob er das auch zahlen kann.


Wenn es runtergeht, ist die Frage, wie schnell. Sind es minus 20 oder minus 50 €/m3?