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Schnittholz Stapel Nadelholz © Martina Nöstler

NADELSCHNITTHOLZ-KONFERENZ 2021

2022: Bedarfszuwachs übersteigt Produktion

Ein Artikel von Gerd Ebner | 19.10.2021 - 08:20
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Nadelschnittholz-Produktionsentwicklung 2010-2022 © Holzkurier.com

Am 13. und 14. Oktober fand die 69. Internationale Nadelschnittholz-Konferenz (ISC) in Helsinki statt. Herbert Jöbstl, EOS-Präsident, erinnerte einleitend daran, wie die Branche heuer mit leeren Lagern überwinterte. Aufgrund eines harten Winters habe überdies nur Deutschland mit „full speed“ produzieren können. Hinzu kamen Logistikprobleme – wie geringe Containerverfügbarkeit. Im 1. Halbjahr gab es enorme Preissteigerungen. Doch mittlerweile sei die Marktüberhitzung wieder vorbei, auch weil deutlich mehr als 2020 eingeschnitten wurde.

Eine Vorhersage für die kommenden Monate ist schwer. Leichter ist die mittelfristige Prognose: positiv.


Herbert Jöbstl, Präsident des Europäischen Sägewerksverbandes (EOS)

Bis 7 % mehr Nadelschnittholz-Produktion

Vorhergesagt sind plus 6,8 % auf 88 Mio. m3 heuer. Das gaben die EOS-Mitgliedsländer in den Vorwochen bekannt. Weil sich seither die Marktlage verschlechterte, könnte es sein, dass der Produktionsanstieg minimal geringer ist.

Fokus auf Heimmarkt und USA

Das Nadelschnittholz-Angebot wurde primär in Europa und dann in den USA abgesetzt. Nach Asien und Nordafrika wurde weniger geliefert.

„Alle in der Branche sind überzeugt, dass es bedarfsmäßig weiter bergauf geht. Nach der kurzen Turbulenz heuer haben wir wieder eine gute Zukunft vor uns“, formulierte es Jöbstl. Das große „ABER“ ist für ihn die Versorgung. „In Gesamteuropa ist das Rundholzangebot nicht mehr so gut wie 2019. Und es wird wohl noch weniger.“ Die Rundholzpreise sind nun fast in allen Ländern auf Rekordniveaus – die Schnittholzpreise haben sich umgekehrt davon schon wieder von den Höchstständen entfernt.

Heuer war das Jahr, wo noch mehr europäische Sägewerke einen Fuß in die Tür des US-Marktes bekamen. „Bei der zu erwartenden Hausbaurate von 1,5 bis 1,6 Millionen Einheiten brauchen die USA Holz aus Europa“, sagt Jöbstl voraus.

Logistik immer herausfordernder

Die USA überhaupt zu erreichen, sei eine Herausforderung. Denn laut Jöbstl werden die Störungen in der Logistikkette bleiben.

2021: extremer als unvergesslich

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Nadelschnittholz-Bedarfsentwicklung_2001-2023

Morten Bergsten, Vorsitzender des Europäischen Holzhandelsverbandes ETTF, tat sich schwer, das heurige Jahr zu beschreiben. Im Vorjahr sagte er bereits: „Wir werden 2020 niemals vergessen.“ Und jetzt wurde 2021 noch extremer … 

„Bis zu den Sommerferien schaukelte sich die Situation zu einer regelrechten Panik hoch“, formulierte es Bergsten. „Ein Grund für die starke Nachfrage heuer war die Bedarfssteigerung in Europa um 4 Mio. m3. Nimmt man Nordamerika noch dazu, sind es gar 12 Mio. m3 Nadelschnittholz-Mehrbedarf“, summierte Bergsten auf. Damit wurden alle Prognosen deutlich übertroffen. Und es kam für ihn zu einem Missverhältnis von Angebot und Nachfrage. Die Importe in die EU stiegen bis Mai um 24 % auf fast 18 Mio. m3. Die Baubeginne nahezu aller Länder legten zu.

2022 schaut für die meisten europäischen Länder positiv aus. So ist es ab 1. Januar 2022 in Frankreich verpflichtend, dass öffentliche Bauten zu 50% aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Die italienische Delegation sagte für 2022 ebenfalls einen generell positiven Trend voraus (Stichwort: „Superbonus“).

In Deutschland sollten die Baugenehmigungen nochmals steigen. Zwar wird es 2022 in Deutschland mehr Insolvenzen geben – es werden aber keine bei Holzhändlern oder ihren Zulieferern erwartet. Spanien erwartet gar einen Bedarfsanstieg 2022 von 8 %.

Hoffnung auf Sägewerksmehrproduktion

Die meisten Importländer wollen 2022 gleich viel oder mehr Nadelschnittholz und erwarten eine stabile bis steigende Bauentwicklung voraus. „Wir hoffen, vor diesen grundsätzlich positiven Vorzeichen eine ausgeglichene Marktsituation vorzufinden“, schloss Bergsten. „Panikkäufe wie heuer kann ich mir nicht mehr vorstellen. Ich setze darauf, dass die europäischen Sägewerke noch etwas mehr produzieren werden als vorhergesagt.“

Ich weiß, die Sägewerke fahren mit Vollgas. Aber vielleicht geht 2022 noch etwas mehr.


Morten Bergsten, Nadelholzsprecher Europäischer Holzhandelsverband (ETTF)

Markttrends 2021 bis 2024

USA und Europa benötigten heuer 12 Mio. m3 mehr Nadelschnittholz.

Produktion in den EOS-Mitgliedsländern stieg heuer um 6 bis 7 % auf 88 Mio. m3.

Europäische Nadelschnittholz-Importe in ersten fünf Monaten 2021 +23% auf 17,8 Mio. m3

Europäischer Nadelschnittholz-Markt 2022: Produktion +0,6 %, +1,5 % Bedarfsanstieg von einem ohnehin hohen Level, Import –4 %

USA: 90 Mio. m3 Jahresbedarf 2022 (+2,3 %)

Europa: 2022 Jahresbedarf nochmals +1,5 % von sehr hohem Level aus

Rundholz-Exportstopp kommt am 1. Januar 2022.

China setzt weiter voll auf Rundholzimporte aus Europa und Neuseeland.

Ab 1. Januar 2022 ist es in Frankreich verpflichtend, dass öffentliche Bauten zu 50% aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen.

Generell positiver Trend in Italien

Baugenehmigungen in Deutschland könnten um 2,6 % zulegen.

Spanien erwartet 8 % mehr Holzbedarf 2022.

Deutschland: Wohnungsneubau sollte 2022 um 2,6 % steigen, Nichtwohnbau +0,8 %.

Finnland: Investitionen in der Sägeindustrie werden 4 Mio. fm/J Mehrkapazität generieren.

Finnland: Während man 2018 noch 2,7 Mio. m3 nach China exportierte, werden es heuer nur noch 500.000 m3 sein.

Jährlicher Einschlag in Britisch-Kolumbien sinkt von einst 90 Mio. m3/J auf unter 50 Mio. m3/J.

BSP-Bedarf in USA verdoppelt sich alle zwei Jahre – 12 Mio. m3 2035 erwartet.

Russische Nadelschnittholz-Lieferungen nach Europa 2021: +30 % auf 4,7 Mio. m3; 2022: –17 % auf 3,9 Mio. m3