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Die Holz-Exporteursrunde im preisgekrönten Ilse Wallentin Haus der Universität für Bodenkultur in Wien © Holzkurier

Holzexporteursrunde

2022 wird gut, aber volatil werden

Ein Artikel von Gerd Ebner | 04.11.2021 - 08:38

Als die Julibestellungen schon nach zwei Wochen ausgeliefert waren, drehte der Markt. Seither hat sich die Lage fast ins Gegenteil verkehrt. Es ist von nahezu allen Produkten zu viel Ware am Markt, die Verfügbarkeit ist kein Problem mehr. „Gerade die Produkte, die am schnellsten und meisten zulegten, haben nun die größten Probleme“, wurde in Wien auf Dachlatten und insbesondere KVH-Rohware hingewiesen.

Jetzt Panik im Verkauf

Jeder der anwesenden Holzexporteure war baff über den Preisauftrieb im 1. Halbjahr und die Panikverkaufssituation seit Juli. „Dass bei solchen Preisen eine Delle kommt, war klar. Aber dass es so dramatisch runtergeht, verwundert doch. Das sind ja professionelle Verkäufer. Ich war und bin weiterhin überrascht, wo die sich haben reintreiben lassen“, hieß es.

Man rutsche von einem Extrem ins andere. „Bin ich zu teuer oder zu billig – das gilt es im Ein- und Verkauf auszutarieren, sonst habe ich Probleme“, beschrieb es einer. „Man weiß auch jetzt kaum, was die Produkte kommende Woche kosten.“

Zentraleuropäische Depression

Die negative Stimmung im 2. Halbjahr würde sich auf Zentraleuropa beschränken. Die anderen Märkte laufen besser. „Die depressive Stimmung am KVH-Markt färbt auf alle ab – grundsätzlich funktionieren die Märkte ja“, meinte man.

Es wurde heuer viel Vertrauen zerstört. Jetzt wird es in Deutschland und Österreich wohl bis Februar, März dauern, bis sich das Marktgeschehen einpendelt. Händler, die heuer lagerhaltend waren, hatten einen Vorteil. Das nimmt man als Learning mit ins kommende Jahr.

Optimismus für 2022

Für 2022 waren alle optimistisch, egal, ob der Fokus auf Nordamerika, Mittel-, Süd oder Osteuropa liegt. Man erwartet allerdings, dass der Holzmarkt volatil bleibt: „Wenn der Preis in den USA passt, wird wieder dorthin geliefert“, meinte man. Gefördert wird das Auf und Ab auch vom Konzentrationsprozess bei den Großsägewerken. „Die haben heuer gesehen, was möglich ist, wenn die Ware knapp wird“, urteilte ein Holzhändler. Allerdings: „Niemand kann sich vorstellen, dass sich ein ähnliches Überschießen bei den Preisen wie 2021 wiederholen könnte.“

Am Weltmarkt gab es heuer zwei Regionen, aus denen Zentraleuropa jetzt lernen könnte – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen:

  • Die Nordamerikaner sind volatile Märkte gewohnt. Dort wäre selbst dann niemand nervös geworden, als die Preise von 1750 US-$/1000 bft auf 450 US-$/1000 bft implodierten. Trotz voller Läger steigen dort wieder die Preise.
  • Die Skandinavier wiederum praktizierten eine deutlich zurückhaltendere Preisentwicklung. Diese könnte über das Gesamtjahr lukrativer für die Produzenten und Abnehmer sein.

Niveau finden, das Endkunde verträgt

Festgehalten wurde aber auch, dass die Schnittholzpreise in der Vergangenheit wohl immer zu tief waren. Ein höheres Niveau würde der Lieferkette guttun. „Es muss ein Niveau gefunden werden, mit dem der Endkonsument leben kann“, hieß es.

Einer berichtete, dass in den USA der Hausbau sofort wieder ansprang, als die Preise ein „verkraftbares Niveau“ erreichten. In den USA werden je Haus 40 bis 60 m3 Holz benötigt. Da wirkt sich das Auf und Ab beim Holzpreis ungleich mehr aus als in Europa, wo gegebenenfalls nur der Dachstuhl aus Holz besteht.

Den Produzenten wurde eine Einschnittsreduzierung empfohlen. Diese würde mit November eintreten. Man wusste von Großsägewerken zu berichten, die im Extremfall von drei auf eine Schicht zurückfahren würden.

Noch suchen die Großsägewerke ihre Märkte. Deutsche Unternehmen seien derzeit wieder am Verpackungsmarkt in Italien aktiv – ein Markt, der sie bisher heuer nicht interessierte.

Logistik Riesenherausforderung

Die Logistik ist für alle eine Herausforderung. Zwar switchten die US-Lieferanten von Container nun auf Break Bulk-Lieferung – aber selbst dort ist Schiffsraum knapp. Es wurde erzählt, dass sich große Hersteller schon massiv Schiffkapazitäten für 2022 vorbestellen. „Das zeigt, wie optimistisch diese sind.“ Die Italienexporteure klagten wiederum über fehlende Lkw-Kapazitäten und teilweise fast verdoppelte Preise.

Warnung vor zu starker Rundholzverbilligung

In Österreich gibt es derzeit genug Fichtenrundholz. Das hat zwei Gründe: die geringe Rundholznachfrage und das erhöhte Angebot. „Die höheren Preise locken Bauern, mehr zu machen. Der, der bisher 50 fm anbot, holte einen Harvester und bietet nun 700 oder 800 fm an“, plauderte einer aus der Praxis. Für gefährlich schätzte man in der Runde die Bestrebungen der Abnehmer ein, die Preise „auf 90 €/fm im 1. Quartal 2022 runterzuknüppeln“. Dann würde Anfang 2022 definitiv Ware fehlen, warnte man.

Chinesen gekommen, um zu bleiben

Die chinesischen Rundholzeinkäufer werden weiter in Zentraleuropa einkaufen. Aus Russland wird 2022 kein Rohstoff zu erhalten sein, daher wird der Fokus auf Europa eher noch steigen. Es wird also weiterhin einen Rundholzabfluss nach China geben.

Die treuen, partnerschaftlichen Kunden waren heuer im Vorteil. 2021 hat also die Kundenbindung gestärkt.


Ein Holzexporteur

Keiner greift gerne ins fallende Messer. Jetzt ordert niemand. Alle warten, bis der Boden erreicht ist.


Ein Holzexporteur

Ab November fahren Großsägewerke teilweise einschichtig.


Ein Holzexporteur

Die jetzige Panikstimmung ist auf Mitteleuropa beschränkt.


Ein Holzexporteur

Alle wünschen sich Preisstabilität. Niemand hat etwas von fallenden Preisen.


Ein Holzexporteur

Bei der Jahresendinventur werden viele wegen der Lagerabwertung schlecht schlafen.


Ein Holzexporteur

Die Preisspanne zwischen minimal und maximal war das ganze Jahr über riesengroß.


Ein Holzexporteur

Beim Rundholzmarkt gibt es nur noch Schwarz oder Weiß. Entweder schießen die Preise rauf oder sie werden runtergeknüppelt. Dazwischen gibt es nichts mehr.


Ein Holzexporteur

Die Großsäger haben sich heuer das Selbstvertrauen geholt, die Märkte beliebig gestalten zu können.


Ein Holzexporteur

Das erste Halbjahr war eigentlich zu gut.


Ein Holzexporteur

Wenn die Italiener wollen, können sie zahlen. Selbst bei den Höchstpreisen hatte ich mit Zahlungszielen und Liquidität nicht die geringsten Probleme.


Ein Holzexporteur

Erweiterte Holzexporteursrunde

Seit Ende der 1980er-Jahre gibt es die Italienexporteursrunde. Zwei bis drei Mal trifft man sich im Jahr, um über Marktentwicklungen zu diskutieren. Lag der Fokus zuerst immer am Italienmarkt, entwickelte sich die Runde weiter.

Am 29. Oktober hatte der Holzkurier die Ehre, eine nun globale Holzexporteursrunde einzuladen. Neben der physischen Anwesenheit in Wien waren drei Unternehmer per Zoomschaltung mit dabei. Den erweiterten Blick auf die Märkte lesen Sie im Leitartikel.

*Die Markteinschätzungen folgender Unternehmen wurden berücksichtigt: 

Cappellari, Wolfsberg; Carico, St. Veit; Danubia Wood, Wien; Frischeis, Stockerau; Georg Pagnia, Oldenburg/DE; HGS Holzteam, Eben i. Pongau; Jung Holz, Maishofen; Kullik Group, Berlin; Mühlbauer Holz, Himberg; Ruhdorfer, Straßburg; Holzexporte Schuster, Innsbruck; Teuschler Holz, Bad Waltersdorf; Alfred Vesely Timber Export, Wien; Weiss, Reitdorf; Welde, Wien