Schlesselmann

Neues Bandsägenkonzept in Mitteleuropa

Ein Artikel von Martina Nöstler | 11.05.2022 - 10:50

Auf den ersten Blick wirkt die neue Blockbandsägen-Anlage bei Schlesselmann, wie man es in Mitteleuropa gewohnt ist. Setzt sich diese aber in Bewegung, wird die Neuheit mehr als deutlich: Bei der von Möhringer, Wiesentheid/DE, erstmals installierten Anlage bewegt sich der Sägenständer, während der Spannwagen stillsteht. Peter Schachtner, Key Account Manager bei Möhringer, und Ralf Schlesselmann, Geschäftsführer von Schlesselmann, erläutern beim Holzkurier-Besuch die Vorteile und die Beweggründe, warum man sich für diesen Ablauf entschieden hat.

Schlesselmann ist auf die Herstellung von maßgefertigten Paletten und Kisten spezialisiert. Das Sägewerk betreibt man ausschließlich für die Versorgung der eigenen Weiterverarbeitung. „Vor einigen Jahren waren wir bereits kurz davor, unser Sägewerk zu schließen. Wir haben uns letztlich aber dagegen entschieden, was rückblickend betrachtet gut war. Mit dem eigenen Sägewerk sind wir deutlich flexibler und können rascher auf Kundenanfragen reagieren“, verdeutlicht der Geschäftsführer. Bisher hat man den Einschnitt – rund 35.000 fm/J – mit einem Gatter bewerkstelligt. „Dieses ist aber mittlerweile über 30 Jahre alt und nicht mehr up to date. Darum wollten wir in diesem Bereich investieren“, führt Schlesselmann aus und erklärt weiter: „Ich war schon immer ein Fan der Blockbandsäge. Das daraus hervorgehende, modernisierte Konzept, das uns Peter Schachtner vorgestellt hat, hat uns überzeugt. Zudem haben wir auf seine jahrelange Erfahrung in der Bandsägentechnik vertraut.“

Viele Vorteile

Schachtner hatte die Idee der „Running Bandsaw“, wie sie bei Möhringer heißt, schon lange im Kopf. „Diese Technik stammt eigentlich aus Nordamerika – in Mitteleuropa sind wir die ersten, die diesen Ablauf realisiert haben“, berichtet Schachtner. Für ihn liegen die Vorteile auf der Hand, die auch Schlesselmann überzeugt haben. Durch den feststehenden Spannwagen braucht man deutlich weniger Platz für die Anlage – sprich: nur eine Holzlänge statt zweimal die Holzlänge. Dieser Pluspunkt spielte Schlesselmann in die Karten. „Der Sägeständer hat je nach Größe ein Gewicht von etwa 9 t, der Spannwagen mit Holz gut und gerne 12 t. Mit der Running Bandsaw muss ich also deutlich weniger Masse bewegen. Damit verkürzt sich zudem der Bremsweg. Dies wirkt sich auch auf den Energiebedarf aus“, erklärt Schachtner. Mit der Blockbandsäge sind natürlich viel größere Stammdurchmesser möglich. Beim Gatter ist Schlesselmann auf 60 cm beschränkt. Die Running Bandsaw von Möhringer schafft bis zu 1,2 m Durchmesser. Damit kann Schlesselmann dem Forst das gesamte Rundholzspektrum abnehmen. Die Anlage steht auf einer Stahlunterkonstruktion, es sind keine Fundamente notwendig. Das reduziert die Investitionskosten.

Zu guter Letzt bringt der flexible Einschnitt eine deutliche Zeitersparnis. „Der Wechsel des Einhanges dauert etwa 30 Minuten. Je nach geforderten Schnittholzdimensionen mussten wir den Einhang drei bis vier Mal täglich wechseln. Bei der Bandsäge erzeuge ich auf Knopfdruck eine neue Dimension.“

Mehr Hauptware

Die Blockbandsägen-Anlage ist auf Holzlängen von bis zu 5 m ausgelegt. Der Sägewagen verfügt über vier Spannböcke, welche axial gleichzeitig verfahren. Es dreht sich also der gesamte Wagen mit dem Holz, was weniger Spannung verursacht. Sobald der Stamm am Wagen liegt, erfolgt die Vermessung beziehungsweise Schnittbildoptimierung. Letztere stammt von Bidac, Kaltern/IT. Das Optimierergebnis wird dem Bediener an den Stirnseiten des Stammes am Bildschirm angezeigt. „Dreht der Mitarbeiter das Holz richtig, kann es sein, dass wir – im Gegensatz zum Gatter – auch ein Stück Hauptware mehr herausbekommen“, berichtet Schlesselmann.

Der Sägenständer des Typs Canali ist um 17° geneigt. Neu ist die höhere Blattgeschwindigkeit mit 60 m/sec. Dies verbessert die Schnittoberfläche und ermöglicht höhere Vorschubgeschwindigkeiten. Letztere beziffert Schachtner mit bis zu 60 m/min.

Derzeit werden bei Schlesselmann noch Optimierungen an der Running Bandsaw durchgeführt. Ist die Anlage auf der geforderten Leistung, wird das Gatter stillgelegt. Dann soll die Mechanisierung in Richtung des Besäumers und der Nachschnittkreissäge final angepasst werden. „Wir möchten das Sägewerk dann mit drei anstatt bisher fünf Mitarbeitern betreiben“, berichtet Schlesselmann, der von dem neuen Konzept absolut überzeugt ist.

Schlesselmann

Standort: Asendorf/DE

Gegründet: 1910

Geschäftsführer: Ralf Schlesselmann

Mitarbeiter: 70

Produkte: Paletten, Kisten, Möbel

Einschnitt: 35.000 fm/J (ausschließlich für den Eigenbedarf)

Schnittholzeinsatz: rund 45.000 m³/J

Absatz: überwiegend regional