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Sawn timber stack of coniferous wood © Martina Nöstler

Holztag 2022

Tolles erstes Halbjahr rettet 2022

Ein Artikel von Gerd Ebner | 07.09.2022 - 07:58

Am Holztag, also am Freitag der Holzmesse, diskutierte die österreichische Sägeindustrie traditionellerweise gemeinsam mit ihren italienischen Kunden sowie der österreichischen Forstwirtschaft. „Leicht optimistisch“ ist Markus Schmölzer als Vorsitzender der österreichischen Sägeindustrie für das Gesamtjahr 2022.

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Sechs-Prozent-Plus schmilzt nun weg

Im 1. Halbjahr gelang der österreichischen Sägeindustrie ein 6 %iges Produktionsplus, das es seither zu verteidigen gilt – damit am 31. Dezember noch ein Plus vorne steht. Sieben Mal in Folge konnte man zuletzt in Serie den Jahresoutput steigern. Heuer könnte es erneut für eine Rekordproduktion reichen. Im Visier: 11 Mio. m³.

Weiters glaubt Schmölzer, dass die Branche aus 2021 gelernt habe: Die Kunden decken sich vorausschauend ein, die Preisdynamik war heuer daher nicht ganz so wild. Und: „Nach wochenlanger Kaufzurückhaltung wird im Herbst wohl Material gebraucht.“

„Wir kommen aus diesen Zyklen momentan nicht raus“, ergänzte Herbert Jöbstl, EOS-Präsident und Head of Operations Wood Products bei Stora Enso. „Aber die DACH-Region wird heuer erneut mehr Schnittholz produzieren: 37,1 Mio. m³ sind zumindest 0,5 % mehr als 2021.“

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Höhere Holzernte in Österreich

Schmölzer erkennt es als positiv an, dass schon im Vorjahr fast 10 % mehr im Inland eingeschlagen wurden. Beim Sägerundholz stieg die Ernte sogar um 22 % auf 10,4 Mio. fm. Heuer sollen es nochmals 10 % mehr sein (11,5 Mio. fm).

„Die Durchschnittspreise der Vorjahre sind Vergangenheit. Angefangen beim Forst, werden neue, höhere Preise nötig sein“, ist Schmölzer überzeugt.

Österreich 2022 Facts

Rundholzernte: 11,5 Mio. fm (+20 %)

Schnittholzproduktion: 11 Mio. m³ erreichbar (2021: 10,9 Mio. m³); 1. Halbjahr +6 % zu Vorjahr

Pelletskessel: 22.000 Stück Neuinstallationen (12.000 Stück 2021)

Alles spricht für Holz

Den grundlegenden Trend zu Holz sieht Schmölzer ungebrochen: 38 % der weltweiten CO2-Emissionen stammen vom Bau – die Holzverwendung kann hier viel bewegen.

Um diesen positiven Trend nicht zu gefährden, warnte Schmölzer einmal mehr vor einer Einschränkung der Rohstoffverfügbarkeit: „Der Green Deal wurde vor COVID-19, und dem Ukrainekrieg abgeschlossen – hier sollten die Ziele angepasst werden. Jetzt nachwachsende Rohstoffe einzuschränken, wäre kontraproduktiv.“

Holznutzung ohne Holzernte?

Jöbstl verwies ebenfalls darauf, dass „zwar alle den Holzbau unterstützen, aber gleichzeitig die Waldbewirtschaftung eingeschränkt werden soll. Bei der Holznutzung wird leider ohne Fakten, dafür mit vielen Emotionen diskutiert.“

Auflagen erschweren Geschäft

Franz Mühlbauer hatte als Vorsitzender des österreichischen Holzhandels zu feiern, dass seine Kollegen sowohl im Export als auch am Heimmarkt sehr gut performten. Er sieht seine Branche aber mit steigender Bürokratie konfrontiert.Die neue EU-Lieferkettenrichtlinie würde dazu führen, dass „die Unternehmen faktisch zu Hilfsscheriffs würden. Wir sollen Vorleistungsgüter zurückverfolgen – das geht nicht. Die Kontrollen sollten dort ansetzen, wo die Ware in die EU kommt – und nicht im Binnenland Österreich.“

Mühlbauer und Schmölzer warnten unisono vor weiteren Unsicherheiten: 

  • Wie geht es mit der Konjunktur, dem Verbrauchervertrauen und den Bauaktivitäten weiter?
  • Kommt es zu Nachfragerückgängen in einigen Segmenten?
  • Was ist die weitere Kostenentwicklung bei Energie, Rohstoffen und der Logistik?

Mehr Stabilität nötig

Michael Pfeifer, CEO Pfeifer Holz und Koordinator Komitee Österreich-Italien, erklärte, dass ihm das Marktgeschehen für den Herbst und für 2023 doch Sorgen mache. Er prophezeite im 2. Halbjahr ein 10 %iges Produktionsminus für die Holz- und Sägeindustrie – während parallel die Kosten für Personal und Energie kräftig stiegen. „Die Ausreißer nach oben und unten kosten sehr viel Kraft“, gestand er.

Völlig außer Rand und Band sei aufgrund der ausufernden Preise der Energiesektor. „In Deutschland werden für Sägespäne schon 300 €/AMM bezahlt – für 400 €/AMM gibt es bereits Angebote“, erzählte Pfeifer in Klagenfurt.

Enorme Pelletskesselverkäufe

Das Ausblieben russischer Pellets würde heuer in Italien und Frankreich die Versorgung erschweren. Doch auch in Österreich sei die Nachfrage enorm: 12.000 Pelletskessel wurden 2021 installiert, 22.000 werden es heuer sein.

Auf die vielfältige europäische Hartholzbranche verwies am Holztag Maria Kiefer-Polz, EOS-Vizepräsidentin und Laubholzverantwortliche. Doch eines eint laut Polz alle europäischen Länder: „Die Sorge um den Rohstoff. Seit dem russischen Rundholzexportstopp am 1. Januar saugt China noch mehr Rundholz ab. Es ist unwürdig, China Rundholz zu verkaufen, damit wir dann deren Fertigprodukte importieren.“

Brennholz hebt Buchenpreis

Hinzu kam mit Beginn des Ukrainekrieges der Brennholz-Hype. „Das hat Auswirkungen auf den Buchenrundholz-Preis“, beklagte Kiefer-Polz.

Die Schnittholzmärkte hätten noch nicht so angezogen, wie erhofft: „Gute Qualitäten gehen gut, aber die mittleren sind ein Problem.“ Angesichts der Rohstoffsituation und der allgemeinen Unsicherheit blickt die Laubholzbranche mit Bauchweh auf 2023.

Toller Jahresstart in Italien

„Wir hatten heuer einen ungewöhnlich guten Jahresstart in der italienischen Verpackungsindustrie“, analysierte Davide Paganoni, Fedecomlegno. Der Bedarf an Verpackungsholz soll im 1. Halbjahr um über 10 % auf 1,7 Mio. m³ gestiegen sein. Die Nachfrage hätte sich aber nun im 3. Quartal abgekühlt. Per Videoeinspielung freute sich Angelo Marchetti, Präsident der Holzbauvereinigung Assolegno, dass der italienische Holzbau im 1. Halbjahr um 15 % zulegte. „Im Gesamtjahr werden wir wohl das 2021er-Niveau erreichen.“

Bald sollen in Italien außerdem spezielle Förderungen für Gebäude kommen, die mehr als 20 % nachwachsende Rohstoffe verwenden.

Hört auf Fakten!

Noch im September wird im Europäischen Parlament über den Green Deal und mögliche Nutzungsbeschränkungen im Wald abgestimmt. In einer sehr emotionalen Rede erinnerte Georg Schirmbeck, langjähriger Präsident des deutschen Forstwirtschaftsrates, daran, dass „die Forstwissenschaften in Deutschland und Österreich erfunden wurden. Ich verlange, dass wissenschaftliche Fakten nicht ignoriert werden. Man muss auf uns und unseren Sachverstand hören“.