Weniger produziert, aber mehr erlöst
Dass das Vorjahr umsatzmäßig ein Rekordjahr war, verdeutlichen 11,45 Mrd. € Produktionsvolumen. Das waren 13 % mehr als im bisherigen Rekordjahr 2021. Doch bereits der Blick auf die Schnittholzproduktion zeigt, dass die Talfahrt der Holzindustrien schon 2022 begann: Mit 10,3 Mio. m3 (–5 %) ist es der tiefste Wert seit 2017 (9,9 Mio. m3).
Wie geht es nun weiter? „Vorerst versuchen wir, mit Überstunden- und Urlaubsabbau die Mitarbeiter halten zu können. Letzteres wird aber nicht immer möglich sein. Wir setzen aber alles auf Produktionsrücknahmen“, wiederholten fast gleichlautend Herbert Jöbstl, Obmann des Fachverbandes der Holzindustrie, und auch Erlfried Taurer, Sprecher der österreichischen Plattenindustrie und Obmannstellvertreter.
Sanierungsturbo, jetzt!
Kurzarbeit eventuell schon ab Juli
Jöbstl sieht die Politik in der Pflicht: „Ein umfassendes Kurzarbeitsmodell wäre hilfreich für die nötige Marktanpassung.“ Ihm assistierte Fachverbandsgeschäftsführer Heinrich Sigmund: „Ein gutes Modell ist schon ausgearbeitet. Dieses sollte aber erst im Oktober kommen. Da ist es fast zu spät. Wir verhandeln weiter mit Gewerkschaft und Arbeitsmarktservice, ob nicht eventuell bereits ab Juli Kurzarbeit möglich ist.“
Auch die österreichische Plattenindustrie stellt sich laut Taurer auf magerere Zeiten ein. „Die Flaute wird länger dauern. Die Baugenehmigungszahlen sind sinkend – und was nicht genehmigt ist, wird nicht gebaut. Damit fehlt das Bauvolumen für die kommenden zwei Jahre. Der Überseemarkt ist ebenfalls keine Perspektive.“ Die heimischen Plattenproduzenten haben laut Taurer „schon reduziert und werden es weiter tun“.
Gibt es Energie? Was wird sie kosten? – viele Fragezeichen
Doch nicht nur der Absatz birgt für Taurer Unsicherheit: „Keiner weiß, was die Energie in wenigen Monaten kosten wird oder ob wir weiterhin Gas bekommen. Wir planen immer kurzfristiger – für ein Jahr kann man keine verlässliche Vorausschau abgeben.“
Taurer nutzte die Pressekonferenz, um auf eine besondere Herausforderung hinzuweisen: „Seit Januar müssen die Plattenhersteller Altholz ab einer bestimmten Distanz auf der Schiene transportieren. Das ist doppelt so teuer als mit dem Lkw. Teilweise fehlt den Unternehmen auch die interne Infrastruktur, Ganzzüge bedienen können.“ Er hofft auf Erleichterungen.
Eine Kurzarbeitsregelung ist nötig. Besser ab Juli, nicht erst ab Oktober.
Sanierungsturbo und modulare Holzbaulösungen
Andreas Ludwig, Obmannstellvertreter, forderte einen „Sanierungsturbo von der Politik. Wir müssen alles daransetzen, dass wieder gebaut und saniert wird. Die jetzige Sanierungsquote ist bei 1 % – das politische Ziel sind 3 %. Da ist noch viel Luft nach oben. Die meisten Häuser in Österreich stammen aus den 1970er-Jahren oder sind noch älter. Eine Abwrackprämie wäre ein Ansatz.“ Ludwig sieht die Holzbranche in der Lage, effiziente, vorgefertigte, modulare Baulösungen anzubieten. Der Holzbau kann auch, wenn es um die CO2-Bilanz geht, punkten.
Jöbstl thematisierte abschließend einmal mehr den Green Deal der EU, der „positive und richtige Ziele hat. Er soll für eine Dekarbonisierung der Wirtschaft und speziell am Bau sorgen. Und das ist wichtig für die Holzbranche“. Das große Aber: „Die nachhaltige Waldbewirtschaftung muss weiterhin möglich sein. Die EU hat den Rohstoff, um den Holzbau weiter vorantreiben zu können. Wir wünschen uns ein Bekenntnis zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung auf EU-Ebene.“
Mehr Ernte möglich und nötig
Österreichs Wälder lieferten im Vorjahr rund 60 % des von der Sägeindustrie benötigten Rohstoffs. „Der Inlandsanteil war schon länger nicht mehr so hoch“, freute sich Jöbstl. Möglich war das mit einem fast um 10% höheren Einschlag. Jöbstl fordert Maßnahmen, dass künftig noch mehr geerntet wird. „Von den 19,4 Mio. fm Ernte im Vorjahr sollten wir uns weiterhin in Richtung des nachhaltigen Einschlags von 22 bis 25 Mio. fm/J bewegen.“
„2023 wird kein Jubeljahr.“
Wir beobachten mit Argusaugen die Baubeginne. Nichts zeigt da nach oben.