Auf der vom Fachverband der Holzindustrie Österreich am 15. September organisierten Veranstaltung merkte Schmölzer an, dass „heuer die übliche saisonale Belebung fehlte“. Das sei doppelt bitter, weil umgekehrt die Kosten für Personal, Rohstoffe oder Energie hoch blieben beziehungsweise sogar stiegen.
Kurzarbeit wird kommen
Holztag 2023: Moderator Dr. Rainer Eder, Markus Schmölzer, Franz Mühlbauer und Analyst Dr. Christoph Schneider (v. li.) © holzkurier.com
Wann es wieder zu einem Aufschwung kommen könnte, wurde nicht beantwortet. Mahnend war der Hinweis Schmölzers, dass „fehlende Baugenehmigungen heute die ausbleibenden Fertigstellungen von morgen sind“. Seine Schlussforderung daher: „Wir brauchen eine attraktive Kurzarbeitsregelung. Zu Corona benötigten wir diese nicht, jetzt aber sehr wohl.“ Die Reserven der guten Vorjahre gehen den Unternehmen langsam aus. Sie allein verhinderten bisher größere Mitarbeiterfreisetzungen. „Aber heuer und 2024 werden einige wohl reagieren müssen“, schloss Schmölzer nicht aus. Die österreichischen Sägewerke hätten im 1. Halbjahr bereits um 13% weniger produziert. Für das Gesamtjahr geht Schmölzer gar von 20 % Mindereinschnitt aus.
Den starken Bedarfsrückgang am Bau spüre auch der österreichische Holzhandel, eröffnete Franz Mühlbauer als Vorsitzender des österreichischen Holzhandels. Er verwies darauf, dass das Handelsvolumen weltweit im 1. Halbjahr rückläufig war. Eine Ausnahme war bisher die MENA-Region. Als positiv hob Mühlbauer die tieferen Frachtraten hervor. Diese liegen um 25% unter dem Vorkrisenniveau.
Schmölzer und Mühlbauer forderten in Österreich einen „Sanierungsturbo“: Die Sanierungsrate solle von 1,5% aus verdoppelt werden.
EUDR überzogen
Mühlbauer hofft auf eine Nachbesserung bei der EUDR. Er halte diese „grundsätzlich für richtig, aber so, wie sie kommen könnte, ist die überzogen. Illegale Unternehmen wird man nicht deshalb erwischen, weil man alle ehrlichen unter Generalverdacht stellt“.
Zinsanstieg beispiellos
Wie sich die Unsicherheit über zwei Jahrzehnte aufschaukelte und im Ukrainekrieg ihren Höhepunkt erreicht, zeigte Dr. Christoph Schneider, Economica. Als mittelfristig positiv skizzierte der Wirtschaftsanalyst, dass die US-Notenbank diese Woche die Leitzinsen wohl nicht mehr erhöhen werde. „Dann könnte Mitte 2024 eine Zinssenkung kommen und drei Quartale später wohl auch in Europa. Das ist nötig, denn die Geschwindigkeit des Zinsanstiegs ist seit dem 2. Weltkrieg beispiellos.“
Sowohl die Bauwirtschaft als auch die Industrie sieht Schneider in der Schrumpfungsphase. Nicht zuletzt deshalb sei der Arbeitsmarkt massiv angespannt.
Italien wächst stärker
Österreich, Italien, Europa: Dr. Alessandro Calcaterra, Davide Paganoni, Michael Pfeifer, Herbert Jöbstl (v. li.) © holzkurier.com
Der Holzindustrie empfahl Schneider, auf weitere Rationalisierung zu setzen, um die Produktivität zu heben. Ein Aufschwung wird laut ihm eher vom Export kommen, als von einer Belebung des Binnenmarktes. Dass der Hauptkunde Italien BIP-mäßig gut performt (+0,8 % 2024), sei ein Hoffnungsschimmer.
„Ein Frühindikator für die heurigen Probleme war der 20 bis 30%ige Bedarfsrückgang im Vorjahr bei den Paletten“, eröffnete Michael Pfeifer, Koordinator Komitee Österreich Italien. Dann folgten viele weitere Produkte. „Auch, weil im 1. Halbjahr wohl etwas zu viel produziert wurde.“
USA stabil, China kein Hoffnungsmarkt
In einem rückläufigen Bedarf am Weltmarkt seien die USA dabei, sich zu stabilisieren, erkannte Herbert Jöbstl, Präsident der Europäischen Sägewerksorganisation, zumindest einen „Ausweichmarkt“. Auf China hingegen „kann man auf Jahre hinaus“ nicht setzen.
Heuer dürften die Baubeginne in wichtigen Märkten stark zurückgehen. Jöbstl zählte auf: „Über 40% in Frankreich, über 30% in Deutschland, …“ Darauf hätten die Sägewerke zu spät mit Produktionsrücknahmen reagiert – daher gelangte zu viel Holz in die Pipeline.
In Italien gab es 2022 noch ein geringes Wachstum am Bau, hob Dr. Alessandro Calcaterra, Präsident Fedecomlegno, hervor. Am Neubau, wohin 60% des konstruktiven Holzes hingehen, gebe es heuer einen Rückgang um 10%, im Bereich Sanierung/Renovierung sei es besser.
Calcaterra bat die Produzenten, „das Produkt nicht zu stark zu entwerten“. Er verwies dabei auf den lagerhaltenden Handel, der speziell leide. Wegen der höheren Zinsen wünschte sich Calcaterra von der Politik ein „Wiederauflegen der Boni für nachhaltiges Bauen“.
„Der Bedarf an Verpackungsware war im 1. Halbjahr um 13% rückläufig“, eröffnete Dr. Davide Paganoni, Präsident Paganoni Import.
Die Laubholzbranche leide parallel mit dem abflauenden Baugeschehen. Insbesondere die wichtigen Abnehmer Möbel und Parkett spüren den Bedarfsrückgang, analysierte Maria Kiefer-Polz, EOS-Laubholzvorsitzende. Die weltweite Konjunkturflaute hat am Laubholzsektor ein Gutes gehabt: „Es geht weniger Rundholz in den Überseeexport und die Waldbesitzer erkennen die Bedeutung der lokalen Abnehmer.“
Es ist schwer zu sagen, wo der Preisboden ist – ich hoffe, dass wir ihn aber nun gefunden haben.
Bei sinkenden Bauvolumina wächst derzeit der Marktanteil des Holzbaus.
Micali is back.
Die illegalen Unternehmen erwischt man nicht, indem man alle ehrlichen unter Generalverdacht stellt.