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Sprachen über die internationalen Marktentwicklungen: ISC-Moderator Keith Fryer am Podium mit Paul Jannke, FEA (USA), Mathias Fridholm, Swedish Wood (China), Gerd Ebner, Holzkurier (MENA-Region), und Eiji Sahara, Hanwa (Japan) (v. li.) © Raphael Kerschbaumer

INTERNATIONAL SOFTWOOD CONFERENCE

Lichtblick USA?

Ein Artikel von Raphael Kerschbaumer | 19.10.2023 - 11:13

In den USA bestehe ein Bedarf an mehr als 4 Millionen Wohneinheiten, wie Paul Jannke von FEA vorrechnet. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Der US-amerikanische Wohnungsmarkt hat sich über die Jahre ausgedünnt. Auf eine lange Phase des Überangebots folgten Jahre, in denen deutlich zu wenige neue Einheiten errichtet wurden. In Kombination mit einem veralteten Gebäudebestand und dem demografischen Wandel hat sich in den vergangenen Jahren eine große Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt angestaut.

Höheres Exportpotenzial für Europäer?

Trotz des erheblichen Bedarfs erwartet man in den USA keine übermäßige Euphorie in der Baubranche, vor allem angesichts der bevorstehenden möglichen Rezession. Dennoch hat die US-amerikanische Sägeindustrie zuletzt erheblich in den Kapazitätsaufbau im rohstoffreichen Süden der USA investiert.

Aber bedeutet dies das Ende der europäischen Lieferungen? Paul Jannke sagt, nein. Insbesondere in den kommenden Jahren wird der Bedarf weiterwachsen oder zumindest stabil bleiben. Trotz der erheblichen Kapazitätssteigerungen im Süden der USA ist die Schnittholzproduktion in sämtlichen anderen nordamerikanischen Regionen zuletzt gesunken. Insbesondere die nördlichen Regionen kämpfen mit katastrophalen Waldbränden und anderen Schadereignissen. Somit bleibt der Bedarf an europäischem Schnittholz und Holzprodukten bestehen, auch wenn keine großen Mengenzuwächse zu erwarten sind.

Am Boden der Tatsachen angelangt

China verfolgte über Jahre hinweg einen exzessiven Wachstumskurs, wobei die Baubranche ein wichtiger Eckpfeiler der chinesischen Wirtschaft war. Der größte Bauherr der Welt gerät jedoch seit einiger Zeit stark ins Straucheln. Ein Immobilienriese nach dem anderen schlittert in die Insolvenz oder hat mit immensen Liquiditätsproblemen zu kämpfen.

Mathias Fridholm von Swedish Wood verdeutlichte in seinem Vortrag: China baute in den vergangenen Jahren regelrechte Geisterstädte und schuf so eine riesige Immobilienblase. Offiziell beträgt der Leerstand rund 7 Millionen Einheiten, wobei Experten von deutlich höheren Zahlen ausgehen. In Kombination mit einer Jugendarbeitslosigkeit von über 20 % und einem zurückhaltenden Konsumverhalten der chinesischen Bevölkerung rechnen Experten mit einer bevorstehenden Deflation im Reich der Mitte.

Trotzdem bleibt der Holzbedarf stabil. China importierte zwischen Januar und August 2023 18,8 Mio. m³ Rundholz, was 8 % weniger als im Vorjahreszeitraum entspricht. Insbesondere aus Europa kamen 2023 deutlich weniger Lieferungen (–24 %). Dieses Loch wird jedoch zumindest teilweise mit steigenden Schnittholzimportmengen gefüllt. Schweden (+83 %) und Deutschland (+75 %) verzeichneten zuletzt deutliche Steigerungen bei den Lieferungen.

Auch wenn für 2024 keine Bedarfssprünge zu erwarten sind, geht der Chinaexperte zumindest von einer weiterhin stabilen Nachfrage in den kommenden Perioden aus. In den großen chinesischen Häfen gab es zuletzt einen deutlichen Rückgang der Lagerbestände und es sind keine steigenden Lieferungen aus Russland zu erwarten.

Der Eigenversorgungsgrad aus Plantagen steigt kontinuierlich. Dennoch sollten China und Asien im Allgemeinen auch in Zukunft wichtige Abnehmer europäischer Holzerzeugnisse bleiben, so Fridholm.

Weniger Häuser, dafür aber mehr in Holz

Ein etablierter und wichtiger Markt für viele Europäer ist Japan. Nach dem historischen Höchststand aus dem Jahr 2022 leeren sich die Holzlager in den Häfen Japans allmählich wieder und liegen bei rund 50 % der Mengen aus dem Vorjahr. Die Bauindustrie ist jedoch auch in dem stark von Importen abhängigen Inselstaat nicht im Aufschwung, wenngleich der Rückgang vergleichsweise gering ist. Obwohl für 2023 ein Minus von 7 % erwartet wird, soll der Bedarf an Holzprodukten weiterhin gegeben sein.

Wie Eiji Sahara vom japanischen Handelsunternehmen Hanwa zeigt, sinkt die Zahl der prognostizierten Hausbauten in den kommenden Jahren zwar kontinuierlich, aber der Anteil an Holzgebäuden nimmt Jahr für Jahr zu. Die bisherige Holzbauquote von 56 % soll in diesem Jahr noch auf 64 % ansteigen. Und der Raum für weiteres Wachstum, sowohl in relativen als auch absoluten Zahlen, sei in den kommenden Jahren auf jeden Fall gegeben, so Sahara.