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Über 300 Teilnehmer bedeuten Rekordbesuch: Deutscher Holzkongress 2023 in Stuttgart © Gerd

Holzkongress 2023

Tiefpunkt 2024, dann geht’s rauf

Ein Artikel von Gerd Ebner | 15.11.2023 - 09:53
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Transformation mit Holz gestalten: DeSH-Geschäftsführer Lars Schmidt auf der Bühne des Deutschen Holzkongress 2023 © Gerd Ebner

In den ersten beiden Monaten herrschte eine dynamische Schnittholznachfrage, die aufgrund eines knappen Angebots an Rundholz kaum befriedigt werden konnte. Ab der Mitte des zweiten Quartals änderte sich die Lage deutlich: Die Schnittholznachfrage flachte spürbar ab, während vermehrt Käferholz auf den Markt strömte.

Waldschäden auch im Süden

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uelle: Statistik Austria, Statistisches Bundesamt, *2023 Schätzung Holzkurier © holzkurier.com

Die Gewitterstürme im Sommer, insbesondere in Süddeutschland, verstärkten die Herausforderungen. Jörn Kimmich, dessen DeSH-Präsidentschaft beim Deutschen Holzkongress 2023 endete, betonte, dass der Schadholzfokus in diesem Jahr weniger im Nordosten, sondern im Süden und in Mitteldeutschland lag.

Im ersten Halbjahr drosselten die Holzindustrien ihre Produktion auch aufgrund der Versorgungslage. Als dann das Schadholz vermehrt auftrat, konnte die Produktion kaum gesteigert werden, da der Markt dies nicht mehr zuließ. Aktuell geht man davon aus, dass die Jahresproduktion bei 21,5 Mio. m3 liegt, was einem Rückgang von 12% im Vergleich zu 2022 entspricht.

Absatzlage wurde immer anspruchsvoller

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Daten sind unser Bier: Der Holzkurier sorgte für das Feierabend-Bier © Gerd Ebner

Carsten Merforth, COO von Mercer International, erklärt, dass der Nadelschnittholz-Absatz von Quartal zu Quartal schwieriger wurde. Die Verpackungsbranche spürte die negative wirtschaftliche Entwicklung zuerst. Eine Herbstbelebung blieb sowohl in der Verpackung als auch im Bau aus. Merforth betont: „Jetzt sind wir an einem Preisniveau angelangt, von dem es nur noch bergauf gehen kann.“

Für das 1. Quartal 2024 erwarten die elf Gesprächspartner, die holzkurier.tv im Rahmen des Holzkongresses befragte, eine weiterhin verminderte Rundholznachfrage, die mit den saisonal schwierigeren Erntebedingungen korrelieren dürfte. Die hohen Temperaturen im Sommer und Frühherbst könnten auch im nächsten Jahr zu einem erhöhten Käferholzanfall führen.

Bedarf stärker als Produktion eingebrochen

Es wird geschätzt, dass der Schnittholzbedarf in Deutschland in diesem Jahr um 20 bis 25 % gegenüber 2022 eingebrochen ist. Aufgrund fehlender Baubeginne wird heuer die Schnittholznachfrage in Deutschland 2024 voraussichtlich weiter sinken. Dr. Stephan Lang, seit 9. November neuer DeSH-Präsident, analysiert: „Ich gehe aber fest davon aus, dass 2024 der Tiefpunkt ist – und es danach wieder aufwärts geht.“ (s. das Videointerview hier)

Deutsches Preisniveau zu tief für Skandinavier

Dass das Preisniveau heuer in Deutschland derartig eingebrochen ist, tat auch den Skandinaviern weh. „Üblicherweise kosten deren Produkte um 20 bis 30 €/m3 mehr. Das reichte heuer aber nicht mehr, weil das Rundholz auch in Skandinavien deutlich teurer geworden ist“, ergänzt Gebhard Dünser, Geschäftsführer Binderholz Deutschland. 

Dünser glaubt, dass die Betriebsergebnisse heuer nahe Null sein werden. „Das dürfte auch das Niveau sein, mit dem wir 2024 rechnen müssen.“

Export rückläufig, Hoffnung 2024: USA

Der Nadelschnittholz-Export Deutschlands verzeichnete bis August dieses Jahres einen Rückgang um 8 %. Lang geht davon aus, dass die Ausfuhren 2024 erneut in einem ähnlichen Ausmaß zurückgehen werden. Die USA könnten der erste Markt sein, der sich erholt. Merforth zeigt sich erstaunt über die seit zwölf Monaten nahezu seitwärts verlaufende Preis- und Bedarfsentwicklung in den USA. „Derzeit gibt es aber einen leichten Aufwärtstrend. 2024 wird in den USA kein Superjahr, ich gehe aber von einem stabilen Absatz aus.“

Manuel Echtle, Vizepräsident des DeSH, ergänzt, dass mit Rundholzpreisen um die 100 €/fm im Export nicht konkurrenzfähig sein wird. Er fordert auch Beweglichkeit seitens des Forstes.

Von „zu viel“ dann bald „zu wenig“ Holz

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Das Setting unseres Videodrehs: vor der Kamera Laubholzsprecher Steffen Rathke (li.) © Gerd Ebner

Lang sieht nach der Krise ein neues Zeitalter kommen und warnt davor, dass „wir möglicherweise Probleme haben werden, die gestiegene Nachfrage zu decken“.

Gangolf Hosenfeld, Gebrüder Hosenfeld, ist optimistisch und sieht das Ende des Bedarfstals im Jahr 2024. „Ich gehe davon aus, dass es 2025 wieder berg aufgeht“, sagt er. Larissa Kuntz, Elka Holzwerke, fügt hinzu: „Es läuft etwas falsch, wenn die Politik 400.000 Wohnungsbauten wünscht, 2024 aber wohl nur 220.000 schafft.“

Die deutschen Wälder werden sich wandeln, so die Prognose. Stephan Lang ist überzeugt, dass es in den nächsten zehn Jahren noch genug Fichte geben wird. Allerdings müsse man die Fichte zunehmend durch andere Holzarten substituieren.

Steffen Rathke, DeSH-Laubholzsprecher, analysiert, dass die deutsche Hartholzbranche aufgrund des teureren Rohstoffs auf den Exportmärkten nicht konkurrenzfähig sei. „In China verkaufen wir keine Kubikmeter mehr.“

Obwohl es 2023 in Deutschland und im nahen östlichen Ausland noch gut lief, rechnet Rathke erst ein Jahr nach den Fichtensägern mit einem echten Aufschwung. „Wenn es bei denen 2025 aufwärts geht, dann sind wir erst 2026 dran.“

2024 wird wohl der Tiefpunkt erreicht werden. Die Aussichten für den Binnenmarkt sind nicht erfreulich.


Dr. Stephan Lang, seit 9. November neuer DeSH-Präsident

Die Krise endet erst, wenn es uns gelingt, unser negatives Denken einzustellen.


Jörn Kimmich, DeSH-Präsident 2019 bis 2023

Die Laubholzbranche kommt immer erst zum Zug, wenn das Haus schon steht. Wenn es den Nadelholzsägern 2025 wieder gutgeht, sind wir erst 2026 dran.


Steffen Rathke, Laubholzsprecher DeSH

Der Inlandsmarkt war heuer der schlechteste Markt.


Larissa Kuntz, Geschäftsführerin Elka-Holzwerke

Die Betriebsergebnisse werden sich heuer gegen Null bewegen – das zeigen auch die bereits veröffentlichten Zahlen. Ich erwarte, dass es im Jahr 2024 ähnlich sein wird.


Gebhard Dünser, Geschäftsführer Binderholz Deutschland

Heuer waren wir auf so vielen Messen wie noch nie. Auf neuen Märkten, wie Indien oder der Türkei, wird sich viel tun.


Patrik Rodlberger, Geschäftsführer bei Pollmeier Furnierwerkstoffe

Ich hoffe, dass die Krise 2024 überstanden ist. Wenn die Klimaziele eingehalten werden sollen, brauchen wir das Bauen mit Holz.


Julia Möbus, Geschäftsführerin DeSH

Das Ende des Tals ist 2024 erreicht. 2025 wird es auf jeden Fall besser.


Gangolf Hosenfeld, Eigentümer Gebr. Hosenfeld Sägewerk

Beim Schnittholz können wir nun keine tieferen Preise mehr akzeptieren.


Carsten Merforth, COO Mercer International

Nach der Krise werden wir positiv dastehen. Wir haben einen tollen Rohstoff, wir haben sehr gute Chancen in der Zukunft.


Brigitte Decker-Wilbert, Eigentümerin und Geschäfts- führerin der Holzindustrie Decker

Holzkruier.tv

Elf Kurzinterviews

Der Holzkurier war heuer vom DeSH eingeladen, mit ausgewählten Gesprächspartnern Kurzinterviews zu führen. Die Videos werden im November auf holzkurier.tv, unseren Social Media-Portalen und beim DeSH erscheinen.

In zwei Tagen konnten wir mit elf Personen sprechen. Deren Gesprächsthemen variierten, die Aussagen ähnelten sich aber dann doch stark:

  • Die Baukrise wird zumindest noch zwölf Monate anhalten.
  • 2024 wird anspruchsvoller als 2023: Das gilt sowohl für Deutschland als auch den Export.
  • Wenn der Aufschwung kommt, können wir mit steigenden Absatzmengen und Preisen rechnen.
  • Der Holzbau wird deutlich mehr Marktanteile haben als vor der Krise.
  • Die größte Herausforderung wird mittelfristig die Versorgung sein.

Vor die Kamera traten:

  • Brigitte Decker-Wilbert – Eigentümerin und Geschäftsführerin der Holzindustrie Decker
  • Gebhard Dünser – Geschäftsführer Binderholz Deutschland
  • Manuel Echtle – Vizepräsident DeSH
  • Gangolf Hosenfeld – Eigentümer Gebr. Hosenfeld Sägewerk
  • Stephan Lang – Neuer DeSH-Präsident
  • Jörn Kimmich – vorheriger DeSH-Präsident
  • Larissa Kuntz – Geschäftsführerin Elka-Holzwerke
  • Carsten Merforth – COO Mercer International
  • Julia Möbus – Geschäftsführerin DeSH
  • Steffen Rathke – Laubholzsprecher DeSH
  • Patrik Rodlberger – Geschäftsführer bei Pollmeier Furnierwerkstoffe

Interviews vom Deutschen Holzkongress finden sie hier