Echtle_Manuel_rgb.jpg

Manuel Echtle, Geschäftsführer Sägewerk Echtle © Echtle

sägewerk Echtle

Mut, Fleiß und Glück

Ein Artikel von Martina Nöstler | 20.12.2023 - 10:16

Manuel Echtle hat das Sägewerk aufgrund des plötzlichen Todes seines Vaters schon in jungen Jahren – mit gerade mal 18 Jahren – übernommen und führt das 1890 gegründete Unternehmen in der vierten Generation. Bereits in den 1980er-Jahren lag der Einschnitt zwei Gatter bei 30.000 fm/J. „Wir hatten damals schon eine kleine Blockbandsäge, mit der wir Starkholz aufgetrennt haben. In dieser Zeit war klar, dass wir entweder am Rundholzplatz investieren müssen oder eine andere Richtung einschlagen – ich habe mich für Letzteres entschieden und ganz auf den Starkholzeinschnitt gesetzt“, erinnert sich Echtle zurück. Den Grund dafür kann er nicht mehr nennen, rückblickend lag aber goldrichtig. 1988 startete er mit einem komplett neuen Bandsägewerk.

„Wir haben das Beste, das der Schwarzwald zu bieten hat, vor der Haustür: die Weißtanne.“


Manuel Echtle, Geschäftsführer Sägewerk Echtle

Nischen und Spezialitäten

Nach und nach kam auch immer mehr die Weißtanne ins Spiel – mittlerweile macht diese Holzart rund 85 % des gesamten Einschnitts von heute 45.000 fm/J aus. Um sich von anderen Betrieben absetzen zu können, suchte Echtle schon früh Nischen. Zuerst belieferte man die Küchenmöbelhersteller in der Gegend um Paderborn und Detmold mit Fronten in Weißtanne. Es folgte der Export von hochwertigen Qualitäten in die USA. „Als der Preis dann 1990 um 30 % zurückging, habe ich diesen Markt sofort gestoppt und neue Wege gesucht“, berichtet Echtle. Dann kam Japan ins Spiel: „Ich kann mich erinnern, dass Japaner damals bei uns im Schwarzwald Rundholz gekauft haben. Ich dachte, es ist doch besser, das getrocknete Schnittholz nach Japan zu liefern“, erinnert sich der Geschäftsführer. Nun beliefert Echtle seit vielen Jahren Japan mit den Totenbrettchen (japanisch: Toba). Diese spielen im japanischen Buddhismus eine sehr große Rolle. Vergleichbar mit Blumengestecken werden die von Mönchen bemalten und beschrifteten Brettchen ein Mal pro Jahr auf die Gräber gestellt, um der Toten zu gedenken. Für dieses Produkt muss die Qualität absolut perfekt sein – Äste, Wimmerwuchs, Verfärbungen oder schräger Faserverlauf sind nicht erwünscht. Sie werden zu 100 % aus Rift- und Halbriftware erzeugt. Um diese geforderten hochwertigen Qualitäten entsprechend sortieren zu können, investierte Echtle vor wenigen Jahren in einen neuen Scanner.

Eine weitere Spezialität, die Echtle als Halbfertigprodukt nach Japan liefert, sind die Fischbrettchen: Nach der Endfertigung vor Ort wird das Fischmus auf dem Tannenholz verpackt, da dieses durch die Holzinhaltsstoffe einige Tage länger haltbar bleibt.

Die Toten- und Fischbrettchen sind aber – zumindest mengenmäßig – ein kleiner Teil der Produktion. Echtle hat sich unter anderem auf die Herstellung von Fassadenprofilen, Massivholzdielen, Massivholz- und Dreischichtplatten, Sauna- und Klangholz sowie Lamellen und Friesen spezialisiert. „Unsere astfreien Rhombusleisten für die Fassaden sind das oberste Premiumsegment, ebenso wie die astfreien Dreischichtplatten“, verdeutlicht Echtle. Rund 50 % des Einschnitts geht in die eigene Weiterverarbeitung. Der Vertrieb erfolgt entweder an große Weiterverarbeiter oder an den Holzfachhandel. „Uns ist der direkte Kontakt sehr wichtig“, betont der Säger.

Aus der Region – für die Region

Genauso wichtig ist ihm die Regionalität – ein weiterer Grund, warum man sich in Nordrach auf die Weißtanne konzentriert hat. „Baden-Württemberg ist sehr holzaffin. Darum sehen wir mit dem neuen Holzbauwerk Schwarzwald riesige Chancen, auch wenn 2024 herausfordernd werden wird“, erläutert Echtle, warum er bei diesem BSP-Projekt eingestiegen ist. Ein weiterer Vorteil ist zudem, dass man das Weißtannen-Kernholz sehr gut für die Mittellagen verwenden kann. Apropos regional: Mit dem Heizkraftwerk in Nordrach versorgt Echtle rund 270 Haushalte und zwei Kliniken mit Wärme. Und auch hier denkt man – im Sinne der Wertschöpfung und Regionalität – weiter. Echtle will 2024 die Photovoltaikfläche auf dem Dach verdoppeln, um dadurch mit dem Biomasseheizkraftwerk mehr Energie zu erzeugen, als er verbraucht.

Aktiv beim Verbandsgeschehen

Echtle bringt sich nicht nur regional im Gemeinderat in Nordrach ein, sondern ist ebenso Mitbegründer von Forum Weißtanne und dort im Vorstand tätig. Der Verein hat sich den Erhalt der Weißtanne im Schwarzwald sowie deren Bewerbung zum Ziel gesetzt. Zudem wurde Echtle unlängst zum Vizepräsidenten des DeSH gewählt. „Als Unternehmer muss man etwas unternehmen“, meint er lapidar. Er spricht damit beispielsweise auch die Lobbyingarbeit für Holz an und ergänzt: „Mir wurde in jungen Jahren auch viel geholfen, das gebe ich heute gerne weiter.“

Echtle bedankt sich aber speziell bei seinem Team, denn ohne eine entsprechende Mannschaft wären solche hochwertigen Produkte und Qualitäten nicht möglich.

Sägewerk Echtle

Standort: Nordrach/DE

Gegründet: 1890

Geschäftsführer: Manuel Echtle

Mitarbeiter: 46

Einschnitt: 45.000 fm/J

Holzarten: 85 % Weißtanne, 15 % Fichte

Produkte: Blockware, astreine Seiten, Fensterkanteln, Lamellen und Möbelfriesen, Massivholz- und Dreischichtplatten, Massivholzdielen, Fassadenschalungen, Toten- und Fischbrettchen

Export: rund 30 % (Japan, Frankreich, Österreich, China, Großbritannien, Schweiz)