resurses

Der Start einer hölzernen Vision

Ein Artikel von Raphael Kerschbaumer | 09.05.2024 - 07:59

„Die Holzwirtschaft hat in Graubünden einen schlechten Stand. Gescheiterte Projekte, wie das Großsägewerk in Domat/Ems, haben wertvolles Vertrauen vonseiten der Politik und Bevölkerung zerstört. Mit Resurses wollen wir zeigen, dass es auch anders gehen kann und wie wichtig es ist, die hölzerne Wertschöpfungskette wieder weiter in den Kanton hinein zu verlagern“, erklärt Uffer-Geschäftsführer Enrico Uffer. Die Uffer-Gruppe mit Sitz in Savognin, der Graubündner Gemeinde Surses, kommt ursprünglich aus der Holzbaubranche und begann Anfang der 2000er-Jahre als eines der ersten Schweizer Unternehmen mit der Produktion von Passiv- und Niedrigenergiehäusern. 2022 wagte das Familienunternehmen mit rund 90 Mitarbeitern den Schritt in die Sägewerksbranche und legte mit Resurses den Grundstein für einen weitreichenden Plan, der vorsieht, die hölzerne Wertschöpfung wieder in der Schweiz und vor allem im Kanton stattfinden zu lassen.

Regionalität in den Fokus rücken

Lokale Produzenten und kurze Transportwege sind nicht erst seit gestiegenen Frachtkosten und der omnipräsenten Klimakrise in aller Munde. Der Hiebsatz im flächenmäßig größten Kanton der Schweiz, Graubünden, liegt bei rund 600.000 fm/J. Innerhalb der Kantonsgrenzen verbleibt jedoch nur ein verschwindend geringer Anteil des Holzes. Die Holzqualität in den Wäldern ist hingegen hervorragend. Die großen Nadelholzbestände befinden sich fast ausschließlich über der 1000 m-Seehöhe-Marke und zeichnen sich neben gesunden Altersstrukturen durcheinen besonders feinjährigen Wuchs aus. Sinnbild für die unausgeglichene Struktur in Graubünden: In der Schweiz werden rund 1,7 Mio. fm/J eingeschnitten – in Graubünden sind es lediglich knapp 25.000 fm/J.

„Mit dem Holz wird eine unserer wertvollsten Ressourcen nahezu gänzlich exportiert und im Ausland zu hochwertigen Produkten weiterveredelt, die unsere Holzbaubetriebe anschließend wieder zukaufen müssen. Dabei gehen Unsummen an Wertschöpfung verloren – das kann nicht unser Ziel sein“, zeigt sich Uffer überzeugt, etwas verändern zu wollen, und ergänzt: „In der Schweiz muss man über Innovation und Pionierarbeit kommen, mengenmäßig wird man schwer mit den großen Industriebetrieben aus den Nachbarländern Schritt halten können – das soll aber auch gar nicht unser Ziel sein. Das Initialwerk Resurses ist der Startschuss dafür, die Schweizer Holzwirtschaft wieder regionaler zu denken. Uns ist dabei besonders wichtig, dass jedes Glied in der Kette profitiert – beginnend beim Forst, weiter zu den einzelnen Weiterveredelungsstufen.“

Einstieg in das Sägewerksgeschäft

Das erste Sägewerk der Uffer-Gruppe ist ausgelegt auf rund 50.000 fm/J im Einschichtbetrieb. Zentrale Ausrüster im Sägewerk sind mit EWD, Altötting/DE, und Baljer & Zembrod, Altshausen/DE, keine Unbekannten innerhalb der Branche. Über die Installationen der beiden deutschen Maschinenbauer berichtete der Holzkurier bereits ausführlich (s. Beiträge Rundholzplatz-Komplettpaket, Ein Sägewerk – ein Lieferant und Das Herzstück einer Vision).

Besonders ist jedoch vor allem der ganzheitliche Ansatz, den Uffer beim Projekt Resurses verfolgt. Sämtliche Sägenebenprodukte laufen voll automatisiert in die Energiezentrale am Standort, der sich auf dem Gelände der ehemaligen Gemeindesägerei in Tinizong befindet. Bis Mitte des Jahres soll die Pelletsproduktion mit einer Kapazität von rund 9.500 t/J ihren Betrieb aufnehmen. Bereits im März ging eine Pyrolyseanlage zur Herstellung von Pflanzenkohle online. Strom und Wärme stammen aus zwei BHKWs und einer PV-Anlage. „Unser Anspruch ist es, 100 % des Rohmaterials am Standort weiterzuveredeln. Das beginnt beim Schnittholz und endet bei der Verwertung sämtlicher Sägenebenprodukte“, fasst es Uffer zusammen.

„Resurses ist nur der Anfang“

Um die gesamte Wertschöpfungskette miteinzubeziehen, braucht es neben der Politik vor allem auch mutige Unternehmen. „Wir müssen die Holzindustrie wieder beliebt und investorentauglich machen“, sagt Uffer und spricht dabei die Schlagworte Liefer- und Kostensicherheit an.

Die Strukturen in der Schweiz sind vorhanden, denn neben den bereits angesprochenen Holzressourcen ist man auch im Bereich der Weiterverarbeitung ausgezeichnet aufgestellt. „An unsere Zimmerer und Holzbauer in der Schweiz werden ausgesprochen hohe Ansprüche gestellt. Das Berufsbild hat sich laufend vom Handwerk zum absoluten Hightech-Job verändert – eine Entwicklung, die sich bis in unsere Hochschulen zieht“, informiert der gelernte Zimmerer Uffer und resümiert: „Resurses war nur der Anfang und stellt den ersten Schritt unserer Vision dar. Wir wollen damit zeigen, dass auch in Graubündendie Holzindustrie erfolgreich gelebt werden kann und so Wertschöpfung und Arbeitsplätze wieder an regionaler Bedeutung gewinnen können. Der nächste Schritt muss nun parallel erfolgen. Es braucht weitere Sägewerksprojekte und auch eine Weiterveredelung auf der nächsten Ebene, wie beispielsweise ein Leimholzwerk. Ob wir als Uffer das alles stemmen können, ist schwer zu sagen – wir sind jedenfalls offen und heißen jeden engagierten Unternehmer willkommen, sich unserer Vision anzuschließen.“