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Am Podium der 72. Internationalen Nadelschnittholz-Konferenz in Taormina/IT: Moderator Keith Fryer, Marco Fortis, Herbert Jöbstl, Morten Bergsten (v. li.) © Gerd Ebner/Holzkurier.com

Internationale Nadelschnittholz-Konferenz 2024

2025 wird etwas besser

Ein Artikel von Gerd Ebner | 23.10.2024 - 07:13

„Der Bedarfsrückgang, der im 2. Halbjahr 2022 einsetzte, hat sich nun schon das dritte Jahr in Folge verlängert“, begann nüchtern EOS-Präsident Herbert Jöbstl seinen Begrüßungsvortrag auf der 72. Nadelschnittholz-Konferenz am 17. Oktober in Taormina. „Produktion und Konsum sind noch tiefer gefallen als 2023. Die Talfahrt könnte aber 2025 zu Ende sein.“

Teurer Rohstoff, schwächelnder Absatz

„Die Marktschwäche in Kombination mit hohen Rohstoffpreisen und gestiegenen anderen Kosten führte zu einer sehr geringen Profitabilität“, skizzierte Jöbstl die schwierige Situation. „Die großen Überseemärkte – mit Ausnahme von Südostasien – halfen heuer auch nicht.“ Die Nadelschnittholz-Produktion wird 2024 um 12 % tiefer liegen als 2021. Für 2025 ist laut Jöbstl ein Anstieg um 2 bis 3 % vorhergesagt.

Mit besonderer Sorge erfüllt Jöbstl, dass trotz der tiefen Produktionsraten das Rohmaterial knapp ist. „Wir produzieren viel weniger als 2021 und haben trotzdem nicht ausreichend Holz. Die Rundholzpreise steigen, obwohl die Produktion rückläufig ist“, analysierte Jöbstl. „Geht das so weiter, müssen wir uns auf einen strukturell höheren Rundholzpreis einstellen.“ Er sieht seine Branche in der Pflicht, mehr auf die Ausbeute zu achten und die Effizienz weiter zu erhöhen.

Nadelschnittholz-Produktion | 2019 bis 2025
Werte in 1.000 m³
Länder 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025
Deutschland 23.505 25.216 25.313 24.309 22.944 22.250 22.700
Schweden 18.600 18.400 19.050 18.800 17.800 17.100 17.600
Finnland 11.354 10.900 11.900 11.200 10.400 10.000 11.000
Österreich 10.343 10.339 10.582 10.100 9.100 9.581 9.700
Frankreich 6.559 6.400 7.000 7.000 6.700 6.400 6.500
Vereinigtes Königreich 3.617 3.408 3.574 3.221 2.860 2.860 2.860
Rumänien 3.500 3.000 3.500 2.400 2.900 2.700 2.800
Schweiz 1.077 1.114 1.196 1.195 1.150 1.127 1.161
Italien 900 900 950 950 855 855 855
Niederlande 80 76 110 115 113 113 113
EOS-Gesamt 79.535 79.753 83.175 79.290 74.822 72.986 75.289
Übrige Länder 14.069 13.691 14.534 13.340 13.340 13.413 13.403
Europa gesamt 93.604 93.444 97.709 92.630 88.162 86.399 88.692
USA 59.767 62.733 63.401 64.308 63.411 62.143 62.732
Kanada 41.527 39.190 40.227 36.411 31.593 32.500 32.500
Nordamerika 101.294 101.923 103.628 100.719 95.004 94.643 95.232
Total 194.899 195.367 201.337 193.349 183.166 181.042 183.924
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Vorhergesagte Nadelschnittholproduktion 2024 im Vergleich zu 2023: Österreich legt nach starkem Rückgang 2023 wieder zu. © holzkurier.com

In China auf Jahre kein Aufschwung

Laut EOS ist 2023 der Exportwert an Nicht-EU-Staaten im Vorjahr um 33 % eingebrochen. Im 1. Halbjahr 2024 ging es nochmals um 2 % runter. „China war vor Kurzem noch der Boommarkt. Die dortige Baukrise wird den Bedarf aber länger tief halten“, so Jöbstl.

Ganz anders sind die Chancen in Südostasien abseits von China. „Dorthin konnte Europa heuer erneut um 6 % mehr exportieren. In sieben Monaten waren es schon 2,4 Mio. m3“, so Jöbstl. Deutschland lieferte 500.000 m³, Schweden 200.000 m³.

Nadelschnittholz-Bedarf | 2019 bis 2025
Werte in 1.000 m³
Länder 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025
Deutschland 19.416 20.629 20.104 17.294 16.059 15.650 15.500
Vereinigtes Königreich 9.609 9.703 10.994 8.736 8.462 8.312 8.612
Frankreich 8.454 8.118 9.245 9.040 8.200 7.500 7.950
Österreich 6.064 6.175 6.530 6.137 5.108 5.466 5.600
Italien 4.010 3.714 4.230 5.454 4.614 4.456 4.456
Schweden 5.500 5.300 5.800 4.900 4.410 3.900 4.600
Niederlande 2.238 2.447 2.750 2.259 2.264 2.273 2.343
Finnland 2.506 2.700 3.000 2.300 1.900 1.800 2.000
Schweiz 1.183 1.220 1.281 1.299 1.238 1.242 1.256
Rumänien 2.800 2.100 2.000 1.200 1.900 1.700 1.700
EOS-Gesamt 61.780 62.106 65.934 58.619 54.155 52.299 54.017
Übrige Länder 15.789 15.312 17.001 14.548 13.220 13.066 13.176
Europa gesamt 77.569 77.418 82.935 73.167 67.375 65.365 67.193
USA 82.214 86.612 88.142 90.282 87.577 85.862 87.443
Kanada 13.193 12.615 13.991 12.548 10.580 12.044 12.044
Nordamerika 95.407 99.227 102.133 102.830 98.158 97.906 99.486
Total 172.976 176.645 185.068 175.997 165.533 163.270 166.679
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Quelle: EOS/ETTF, 2023: vorläufige Daten, 2024: Schätzung © holzkurier.com

Bautrendwende 2025

In Europa sind die Hausbaubeginne heuer um 10 % zu 2023 eingebrochen. Die Baugenehmigungen gaben zwar noch um 2 % nach. „Das könnte aber heißen, dass 2025 die Trendwende geschafft sein könnte“, ist Jöbstl zuversichtlich. Optimistisch stimmt auch, dass der Holzbedarf besser ist, als es die Baukonjunktur erwarten ließ. „Das heißt, dass der Holzbau wächst. In Deutschland gewann der Holzbau +0,7 % Marktanteil. Das klingt wenig, hilft aber sehr.“

Marktbalance fehlt auch 2024

„Das erste Halbjahr 2024 lag unter den Erwartungen“, eröffnete ETTF-Vizepräsident Morten Bergsten, seine Markteinschätzung. „Ich habe die Hoffnung, dass die zweite Jahreshälfte besser wird.“ Weiters gebe es aber kein Gleichgewicht zwischen Produktion und Konsum.

Trotz der historischen Einbrüche der deutschen Baubewilligungen besserten sich die Aussichten am europäischen Baumarkt.

Der ETTF fragte auch die Erwartungen für 2025 seiner Mitgliedsländer ab: Diese wollen 2025 mit 42,3 Mio. m³ um 1,1 % mehr Ware absetzen als heuer. Schlecht für Österreich: Die beiden europäischen Hauptkunden Deutschland (–100.000 m³ auf 15,5 Mio. m³) und Italien (–200.000 m³ auf 4,5 Mio. m³) sind die einzigen Länder, die geringere Bedarfserwartungen haben.

Während sich die Beneluxstaaten stark erholten, kämpft Deutschland mit den tiefsten Baubeginnen aller Zeiten. In Frankreich sind der Bau und die Renovierung die Treiber für höheren Absatz, in Italien treibt das starke BIP-Wachstum den Absatz.

Russlandsanktionen sollen bleiben!

Bergsten betonte nachdrücklich, dass die EU-Sanktionen gegen russische und belarussische Holzprodukte von allen Akteuren der Holzindustrie eingehalten werden müssen. Er verurteilte Restimporte über Drittländer und forderte europäische Regierungen auf, die Sanktionen konsequent durchzusetzen und Schlupflöcher zu schließen.

Die drei großen Produktionsländer Deutschland, Schweden und Finnland wollen 2025 um 4 % mehr produzieren.

2025 nicht gut, aber besser

„Das Jahr 2025 wird kein einfaches Jahr, aber die Mitglieder erwarten trotz einiger Schwankungen einen leichten Anstieg bei Importen und Verbrauch. Daher blicken wir etwas optimistischer auf das Jahr 2025.“