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MENA-Region © Wood Courier

MENA-REPORT

Europas größter Überseemarkt im Wandel

Ein Artikel von Gerd Ebner | 23.10.2024 - 13:44

Die Absatzsituation auf den wichtigsten Nadelschnittholz-Märkten der Welt ist überwiegend schwach (nach Mengenabsatz sortiert, von klein nach groß):

  • Japan: Der Markt hat sich 2024 leicht erholt, nachdem er 2023 einen Einbruch von 40 % verzeichnet hatte.
  • China: Aufgrund der anhaltenden Krise in der Bauwirtschaft versorgt sich das Land hauptsächlich aus Russland und bleibt für den Export europäischer Schnittholzprodukte wenig relevant.
  • USA: Das Preisniveau ist so niedrig, dass Exporte aus Europa weiterhin kaum wirtschaftlich sind.
  • MENA-Region: Diese bleibt der traditionell wichtigste Markt für europäische Lieferanten. Trotz eines Importrückgangs von 7 % im ersten Halbjahr 2024 bleibt der Absatz stabil, nachdem der Markt bereits 2023 stark war.

Junge Bevölkerung braucht Wohnraum

Der größte Treiber der NadelschnittholzNachfrage in der MENA-Region ist die junge Bevölkerung, die einen steigenden Wohnraumbedarf hat. Die Region umfasst 22 Länder mit 465 Millionen Einwohnern, von denen 221 Millionen unter 24 Jahre alt sind.

Hinzu kommen umfangreiche Infrastrukturprojekte:

  • Marokko führt die Energiewende an.
  • Ägypten investiert 40 Milliarden US-Dollar in Energie- und Infrastrukturprojekte.
  • Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) investieren in Häfen, Flughäfen, Hochgeschwindigkeitszüge und eine nachhaltige Stadt („Masdar City“).
  • Saudi-Arabien verfolgt seine „Vision 2030“ und investiert Milliarden in Projekte wie die futuristische Stadt „The Line“, den Industriekomplex „Oxagon“ und Tourismusregionen.
  • Sportliche Großereignisse sollen ebenfalls ausgerichtet werden und verlangen Mega-sportstätten:
  • Marokko wird Gastgeber des Afrika-Cups 2025 und gemeinsam mit Spanien und Portugal die Weltmeisterschaft 2030 austragen.
  • Saudi-Arabien richtet die asiatischen Winterspiele 2029 aus und plant die Weltmeisterschaft 2034.

Die MENA-Region ist nicht nur der größte Überseemarkt für europäisches Schnittholz, sondern Europa liefert auch 75 % des importierten Nadelschnittholzes dorthin. 18 % der Importe stammen aus Russland, 6 % aus Südamerika und 1 % aus Nordamerika, wie der Holzkurier berichtet. Die Region nimmt dabei Sortimente ab, die anderswo nur schwer Absatz finden. Bemerkenswert ist, dass die Preise in der MENA-Region relativ stabil sind. In den vergangenen zehn Jahren sind sie um 23 % gestiegen, während die Preise in den USA nur um 8 % über dem Niveau von 2015 liegen.

Europaweit ein Rundholzpreis

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© holzkurier.com

Mit den steigenden Rundholzpreisen in Europa könnte sich die Versorgung der MENA-Region jedoch verändern. Die Schadholzkalamitäten und Erntebeschränkungen in Zentraleuropa treiben die Rundholzpreise in die Höhe. In Südschweden haben sich die Preise im Vergleich zu 2021 verdoppelt. Während Österreich und Süddeutschland traditionell Hochpreisregionen waren, zeichnet sich>>in ganz Europa eine Angleichung des Rundholzpreises ab, der mittlerweile bei rund 100 €/m3 liegt. Die hohen Rundholzpreise und der schwache Schnittholzabsatz in der ersten Jahreshälfte 2024 haben bereits zu erheblichen Verlusten, insbesondere bei börsennotierten Unternehmen, geführt. Das zeigen deren Quartalszahlen.

Resümee und Ausblick:

  • Zwischen Europa und der MENA-Region haben sich über Jahrzehnte stabile Marktbeziehungen entwickelt.
  • Die Verfügbarkeit und Verwendung von Holz in Europa verändern sich (steigende Rundholzpreise; zunehmende Holzverwendung im Bauwesen).
  • Ein Drittel des europäischen Schnittholzes wird derzeit nach Übersee exportiert, aber das könnte sich ändern.
  • Der Pro-Kopf-Holz-Verbrauch in der MENA-Region ist derzeit sehr niedrig, aber es wird erwartet, dass er im Zuge des „grünen Bauens“ steigt.
  • In Zukunft könnten Holzprodukte in der Region nicht mehr nur für Einwegzwecke wie Schalungen oder Verpackungen genutzt, sondern verstärkt in hochwertigen und dauerhaften Anwendungen eingesetzt werden.
  • Aufgrund der Veränderungen am globalen Nadelschnittholz-Markt wird die MENA-Region in den kommenden Jahren neue Preisniveaus und alternative Materialquellen benötigen.