Nachdem Hans Fritz sen. Ende der 1980er-Jahre etwa ein Jahr in Kanada verbracht hatte, entdeckte er kurz vor seiner Rückkehr auf einer Landwirtschaftsmesse in Toronto erstmals eine mobile Bandsäge. Begeistert von der neuartigen Technologie brachte Fritz kurzerhand einige Maschinen mit nach Deutschland. Zurück in seiner Heimat musste der Bayer die Sägen wegen mangelnder Sicherheitseinrichtungen umfassend nachrüsten. Aufgrund des regen Interesses von Zimmerern, Tischlern sowie Land- und Forstwirten und zahlreicher Adaptierungen entschied sich Fritz schließlich dazu, eine eigene mobile Bandsäge zu entwickeln, die auch den deutschen Normen gerecht wurde. Den Unternehmensnamen leitete man dabei aus dem lateinischen Wort für Säge, „serra“, ab.
Anfänglich kümmerte sich Serra vornehmlich um den Vertrieb und die Entwicklung der Sägen. Die Fertigung erfolgte anfangs durch Partnerunternehmen. Durch den exzellenten Ruf, den sich Serra über die Jahre hinweg erarbeitet hatte, konnte man 1999 schließlich eine eigene Fertigungsabteilung aufbauen. In Anbetracht des kontinuierlichen Wachstums hat Serra den Unternehmensstandort seitdem schrittweise um moderne Produktionskapazitäten erweitert. 2019 erfolgte die Übernahme durch die Wintersteiger-Gruppe.
„Vor eineinhalb Jahren erweiterten wir unsere Produktion am Standort um eine weitere Halle, in der neben den Büros für Logistik auch die Vormontage, ein neuer Lagerbereich sowie die Schweißerei untergebracht werden konnten. Im Zuge dessen wurde auch die Produktionslogistik optimiert“, erklärt Serra-Geschäftsführer Christian Mayer. Statt eines davor offenen Lagers verfügt Serra nun über ein Hochregallager, das die Monteure mit den notwendigen Materialien versorgt. Schrauben und Kleinteile werden nun beispielsweise vollautomatisch nachbestellt – ebenfalls eine Errungenschaft der Wintersteiger-Übernahme. Durch die Erweiterung konnte Serra seine Produktionsleistung um 20 bis 30 % steigern. Rund 55 Maschinen verlassen das Werk in Rimsting am Chiemsee jährlich.
Synergien durch Übernahme
„Die Übernahme war für unsere Mitarbeiter kurzfristig ein Schock. Durch die Nähe zu Oberösterreich ist der Austausch mit Wintersteiger jedoch sehr gut. Natürlich war es eine Umstellung, von einem klassischen Familienunternehmen in eine Konzernstruktur integriert zu werden, allerdings waren die klaren Prozesse und das dadurch strukturiertere Arbeiten gerade während der Pandemie von großem Vorteil und haben uns in den vergangenen Jahren enorm geholfen“, erläutert Mayer.
Für Wintersteiger, das bis dahin keine Maschinen zur Rundholzbearbeitung anbieten konnte, war die Integration des süddeutschen Maschinenbauers eine sinnvolle Erweiterung. „Seit der Übernahme von Serra Maschinenbau 2019 ergänzen mobile und stationäre Sägewerke das Produktportfolio von Wintersteiger im Geschäftsfeld Woodtech“, erläutert Florian Starck von Wintersteiger Woodtech.
Bereits vor der Übernahme wurde Serra mit Wintersteiger-Sägeblättern beliefert. Zudem profitieren beide Unternehmen von den sich gerade im Vertrieb und in der Entwicklung ergebenden Synergien. Verkauft werden die Bandsägen überwiegend in Deutschland und Österreich. Aber nicht nur: Mittlerweile konnte Serra seine Produkte bereits in über 85 Länder exportieren. Gerade in den USA, wo Wintersteiger über ein gut ausgebautes Vertriebsnetz verfügt, soll künftig mit der hohen Qualität und Sicherheit der Sägen gepunktet werden.
Qualität und Kundennähe als Erfolgsfaktoren
Neben einigen Standardmodellen, die Serra im Sortiment führt, wird bei jeder Anfrage individuell auf die jeweiligen Kundenanforderungen eingegangen und die Ausstattung kundenspezifisch konfiguriert. Serra produziert sowohl stationäre als auch mobile Bandsägen. Die größten Modelle erlauben es, Stämme mit Durchmessern bis 1,6 m zu verarbeiten. Standardmäßig sind die Modelle für Stammlängen von 7 beziehungsweise 9 m ausgerichtet. Die längste Säge aus dem Hause Serra hatte eigenen Angaben zufolge allerdings eine Rahmenlänge von 23 m.
Während die mobilen Sägen ohne Druckluftbremsen in Richtung Gewichtsoptimierung getrimmt sind, verfügen die stationären Modelle über robustere Bauweisen. Um eine hohe Oberflächenqualität zu garantieren, kommen bei Serra ausnahmslos Breitbandsägeblätter zum Einsatz. Wie bereits zu Zeiten der Unternehmensgründung stehen Qualität und Sicherheit der Maschinen bei Serra an oberster Stelle. „Wir wollen Unachtsamkeiten des Bedieners bereits von Anfang an abstellen. Wird beispielsweise der Bedienplatz verlassen, stoppt die Säge sofort“, verdeutlicht Mayer.
„Neben klassischen Lohnsägern zählen auch immer mehr Handwerksbetriebe und Sägewerke, die mit unseren Produkten Sondersortimente herstellen, zu unseren Kunden. Neben der hohen Flexibilität im Produktionsprozess ist ein weiterer großer Vorteil der mobilen Sägen die örtliche Flexibilität. Das Holz wird dort gesägt, wo das Produkt gebraucht wird“, erklärt Mayer. Die Produktionsleistung der mobilen Sägen beziffert Mayer mit bis zu 3000 fm/J. Im stationären Bereich mit entsprechenden Nachschnittsägen ist auch ein deutlich höherer Ausstoß möglich.
„Sobald die Sägen bei den Kunden sind, muss auch der Service gut sein. Wir versuchen, unsere Kunden stets gewissenhaft zu unterstützen. Gut gewartet verlieren unsere Maschinen kaum an Wert“, ist Mayer überzeugt.
Neuentwicklungen vor Einführung
In diesem Jahr sind einige Neuheiten geplant. So wird beispielsweise eine neue Steuerung, die erstmalig in Kooperation mit Wintersteiger entwickelt wurde, präsentiert. Bei der neuen CX-Steuerung legte man besonderen Wert auf den Bedienkomfort: „Automatische Bremsmechanismen sowie eine Geschwindigkeitsregulierung entlasten den Bediener“, erklärt Mayer. Der Joystick kann zudem mit individuellen Funktionen belegt werden. Ein weiterer Vorteil der CX-Steuerung: Bei Störungen können Servicetechniker nun auch per Fernwartung auf die Steuerung zugreifen.
Passend zur Ligna wird Serra zudem eine völlig neue Blockbandsäge präsentieren. Der Prototyp der Maschine wurde vor einigen Wochen bereits das erste Mal getestet. Von der Konstruktion über die Elektrotechnik bis hin zur mechanischen Bearbeitung werden dabei sämtliche Leistungen von Serra selbst durchgeführt.
Serra Maschinenbau
Hauptsitz: Rimsting am Chiemsee
Gegründet: 1987 (2019 Übernahme durch Wintersteiger-Gruppe)
Geschäftsführer: Christian Mayer
Mitarbeiter: 35
Produkte: mobile und stationäre Bandsägen, Nachschnittsägen, Kondensationstrockner, Forstmaschinen, Stamm-Spannungssimulator für Kettensägen-Sicherheitsschulungen