Analyse

Trumps Zölle: Kanada scheinbar vorrangig im Visier der USA

Ein Artikel von Russ Taylor, Präsident von Russ Taylor Global | 24.02.2025 - 13:40
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Russ Taylor, Präsident von Russ Taylor Global, Vancouver/CA; www.russtaylorglobal.com

Pauschale Einfuhrzölle von 25 % auf alle Produkte (mit Ausnahme von 10 % auf Erdöl) waren ursprünglich für Anfang Februar geplant, wurden aber inzwischen für 30 Tage aufgeschoben. So viel zum United States-Mexico-Canada Agreement (USMCA), dem Handelsabkommen, das am 1. Juli 2020 in Kraft trat.

Am 10. Februar kündigte Trump 25 % Zölle auf alle Stahl- und Aluminiumimporte aus allen Ländern an, die am 12. März in Kraft treten sollen. Kanada ist der größte Lieferant der USA für beide, mit einem Importmarktanteil von 27 % bei Stahl und 41 % bei Aluminium.

Am 11. Februar drohte Trump dann, die kanadische Automobilindustrie mit 50- bis 100-prozentigen Zöllen zu belegen, sollten die beiden Länder keine Einigung erzielen – das mit der Behauptung, Kanada habe den USA die Automobilindustrie „gestohlen“. Diese spezifischen Zölle könnten für Kanada am 2. April in Kraft treten und auch andere Länder könnten ins Visier des US-Präsidenten geraten. Hier muss gesagt werden, dass die Lieferketten der US-amerikanischen und kanadischen Automobilindustrien eng miteinander verflochten sind und Zölle beiden Seiten schaden würden.

Und dann sind da noch die vorgeschlagenen gegenseitigen Zölle und Trumps Unsinn von einem „51. Bundesstaat“. In nur vier Wochen hat Trumps Aggression Jahrzehnte des gegenseitigen Respekts und Handels zwischen Kanada und den USA zunichtegemacht. Viele Analysten glauben, dass die Beziehungen zu Kanada nur schwer zu kitten sein werden und sich möglicherweise nie ganz erholen – mit oder ohne Zölle.

Kanadische Nadelschnittholz-Exporte in die USA machen etwa 60 % der gesamten kanadischen Produktion und 90 % des gesamten Exportvolumens aus. US-Zölle in Höhe von 25 % könnten der kanadischen Holzindustrie also kurzfristig ernsthaften Schaden zufügen – dessen scheint sich Trump sehr wohl bewusst zu sein.

Natürlich werden solche Zölle höchstwahrscheinlich auch zu höheren Schnittholzpreisen in den USA führen – immerhin macht kanadisches Schnittholz 24 % des US-Verbrauchs aus. Diese Zölle würden zudem auf den derzeitigen Satz von 14,4 % aufgeschlagen – und hier wird noch dazu beim nächsten US Administrative Review mit einer Verdoppelung bis zum Sommer gerechnet.

Überraschenderweise sind die US-Schnittholzpreise vor der geplanten Einführung der 25%igen Zölle am 3. Februar nicht gestiegen – erst am Ende von Kalenderwoche 7, als viele Käufer damit begannen, ihre niedrigen Lagerbestände aufzufüllen. E-SPF 2x4 #2 & better, das an die US-Ostküste geliefert wird, ist laut Holzkurier um 5 % teurer geworden. Und die Lumber Futures für März, die an der Chicago Mercantile Exchange gehandelt werden, liegen seit Ende Januar ebenfalls um 10 % höher. Dies könnte eine Phase der Preisvolatilität einleiten, die ich im 1. Quartal erwartet habe.

Jegliche Zölle auf kanadische Schnittholzexporte in die USA sollten europäischen Lieferanten letztlich einen Kostenvorteil verschaffen. Die Europäer sind jedoch mit steigenden Rundholzpreisen in Skandinavien konfrontiert (derzeit fast 100 €/m³ ab Waldstraße), während frisches mitteleuropäisches Rundholz zwischen 105 und 115 €/m³ ab Waldstraße kostet. Das bedeutet, dass europäische Sägewerke höhere Schnittholzpreise brauchen. Sollten 25 % Zölle (mindestens 75 €/m³) nur auf kanadisches Schnittholz erhoben werden, dann könnte dies für europäische Exporteure eine gute Chance sein, ihre Produkte als Ersatz für kanadisches SPF-Schnittholz zu vermarkten.

Natürlich weiß niemand, was der Meisterverhandler Donald Trump im Sinn hat, aber viele Länder tun ihr Möglichstes, um US-Zölle abzuwenden. Daher erwarte ich, dass das 1. und 2. Quartal 2025 von volatilen Preisen geprägt sein werden.