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Verbindet Leistung mit Qualität: Die EWD-Blockbandsäge wird bei Westerwälder Pellets laut Plan im Zweischichtbetrieb rund 80.000 fm/J regionales Rundholz einschneiden. Nach knapp einjähriger Bauphase konnte im Dezember 2024 mit der Inbetriebnahme des neuen Sägewerks begonnen werden © Raphael Kerschbaumer

Westerwälder Holzpellets

Wertschöpfung umgedreht

Ein Artikel von Raphael Kerschbaumer | 19.03.2025 - 08:57

Aufgewachsen mit einer großen Affinität zum Rohstoff Holz, zog es den Unternehmer und Westerwälder Pellets-Geschäftsführer Markus Mann schon am Beginn seiner beruflichen Karriere in die Energiebranche. 1991 errichtete er die erste kommerzielle Windkraftanlage in Rheinland-Pfalz. Eine Anlage, die heute nach über 30 Jahren Dauereinsatz noch immer voll funktionsfähig im Betrieb ist und laut Mann demnach ein wichtiger Beweis für die Langlebigkeit dieser Art der Energiegewinnung ist.

Der Pioniercharakter Manns zog sich durch seine weitere berufliche Laufbahn konsequent hindurch: Aufbauend auf seinen ersten Aktivitäten im Bereich der erneuerbaren Energien, baute der erfolgreiche Unternehmer 2001 im Zuge der Gründung von Westerwälder Holzpellets die erste industrielle Pelletsanlage Deutschlands. „Zum Start hatten wir eine Produktionskapazität von 20.000 t/J“, erklärt Mann. Zum Vergleich: Der gesamte innerdeutsche Pelletsbedarf lag zu jener Zeit bei knapp über 5.000 t/J. „Wir waren damit für wenige Jahre von Schleswig-Holstein bis an den Bodensee marktdominierend. Dies hat sich heute natürlich geändert. Unser Fokus und unsere Philosophie sind aber immer erhalten geblieben“, informiert der Unternehmer. Besagte Philosophie sieht klar die Nutzung erneuerbarer Energien vor. Gleich, ob aus Biomasse, Wind oder eben Pellets. Heute steht das Unternehmen auf mehreren Beinen und erwirtschaftet neben dem Holzbereich einen Gutteil seines Umsatzes mit dem Handel von grünem Strom.

Die jüngste Erweiterung findet sich jedoch ganz am Beginn der hölzernen Wertschöpfungskette. Mit dem Bau eines Starkholzsägewerkes geht man seit Jahresbeginn nicht nur völlig neue Wege in der Schnittholzproduktion, sondern versorgt auch seine nachgelagerten energetischen Prozesse komplett aus eigener Hand.

Platz für einen Neubau im Westerwald?

Für Markus Mann lautet die Antwort definitiv Ja! „Nach heftigen Kalamitätsjahren ist heute vom Westerwald nur noch ein Bruchteil übrig. Nun gilt es, das verbleibende Rundholz in die stoffliche Verwertung zu bringen, bevor es weiteren Zufallsnutzungen zum Opfer fällt“, erklärt Mann und fährt fort: „Energie aus Holz ist hervorragend und ein wesentlicher Bestandteil des grünen Energiemix. Die stoffliche Nutzung muss trotzdem immer an erster Stelle stehen.“

Aus diesem Grund investierte man am Standort bereits 2017 in den Bau eines Schwachholzsägewerkes. Der Einschnitt auf der Spanerlinie beläuft sich auf rund 100.000 fm/J. „Wir haben in den vergangenen Jahren unser Pellets-Knowhow mit vielen Sägern in Deutschland, Frankreich und Belgien geteilt und ihnen dabei geholfen, ihre eigenen Pelletierungen aufzubauen. Im Umkehrschluss haben wir von ihnen das Sägen erlernt“, informiert Mann.

Bereit, alles zu verarbeiten

Auf die Frage, ob das Sägewerk mit einem Rohstoffmangel zu kämpfen hat, antwortet Mann: „Das Waldsterben im Westerwald hat uns definitiv überrollt. Eine Folge der ausufernden Kalamitäten ist, dass deutlich mehr Überstärken anfallen als noch vor 20 Jahren. Diese gilt es jetzt aktiv zu nutzen. Daher haben wir uns auch für die Investition in ein Starkholzsägewerk entschieden.“

Auf lange Lieferantensuche musste man sich bei Westerwälder dafür nicht begeben. „Für uns stand fest, dass wir komplementär zu unserer Schwachholzlinie in eine Bandsäge investieren wollen, die nach oben hin nahezu alle Durchmesserklassen zulässt. Im Hochleistungsbereich führt hier kein Weg an EWD vorbei“, fasst Mann die Entscheidung zusammen, den Auftrag nach Oberbayern vergeben zu haben.

Herzstück der termingerecht gelieferten und 2024 installierten EWD-Anlage ist eine Blockbandsäge des Typs EBB 1800R. „Der maximale Hüllkreisdurchmesser von 1000 mm erlaubt Westerwälder auch überstarke Dimensionen effizient und ausbeuteoptimiert einzuschneiden“, erläutert der zuständige EWD-Vertriebsmitarbeiter Uwe Kärcher. Die hohe Flexibilität der Anlage umfasst dabei auch die zu verarbeitenden Holzarten. „Derzeit schneiden wir ausschließlich Nadelholz vorrangig für den Verpackungssektor. Die neue EWD-Säge setzt uns hier aber keinerlei Grenzen. Ich bin überzeugt, dass wir schon bald auch Laubholz verarbeiten werden. Alleine schon aus Verfügbarkeitsgründen beim Rohstoff. Da ist es gut zu wissen, dass wir maschinentechnisch bereits heute auf etwaige Veränderungen in Zukunft vorbereitet sind“, ist Mann sichtlich vom EWD-Konzept überzeugt.

Das „Ein-Mann-Sägewerk“

Entrindet und gegebenenfalls wurzelreduziert gelangen die Stämme auf den ersten Blockförderer von EWD. Nachdem die Hölzer von einer Stereoskopie-Einheit aus dem Hause Microtec vermessen wurden, erfolgt die Wahl des Vorschubs durch den Bediener. Bis zu 120 m/min sind möglich – sowohl im Vorwärts- als auch Rückwärtsschnitt. Da auf Kundenwunsch auf einen Spaner verzichtet wurde, fallen die Schwarten direkt seitlich nach unten und laufen über die Restholzentsorgung zum Hacker im Pelletierwerk.

Bohlen und Seitenbretter werden einzeln über Rollenförderer dem Besäum- und Nachschnittsystem Combimes-BNK zugeführt. Bei möglichen Schnitthöhen von 17 bis 225 mm und Holzrohbrettbreiten von 700 mm wurde den stärksten Blochdurchmessern entsprechend Sorge getragen. Seitenware kann mit der Besäum- und Nachschnittkreissäge BNK fünfstielig variabel aufgetrennt werden.

Für die Produktion von Palettenware werden an den Bohlen beidseitig die Schwartenanteile abgetrennt. Spreißel und Schwarten fallen über den Seitenwarenabscheider in die Entsorgung. Das vierseitig bearbeitete Holz wird einstielig der nachfolgenden Fertigschnittkreissäge NKU zur Auftrennung zugeführt. Im Anschluss an die NKU, die sich neben hoher Präzision vor allem durch besonders dünne Schnittfugen von 4,4 mm auszeichnet, folgt die Schnittholzsortierung auf fünf verschiedenen Decks.

Highlight der Anlage ist dabei mit Sicherheit, dass ein einziger Mitarbeiter dazu in der Lage ist, die gesamte EWD-Anlage zu bedienen. „Auch wenn die Rohstoffthematik so vieles überschattet – das Mitarbeiterproblem hat sich in den vergangenen Jahren nicht aufgelöst“, erklärt Mann und Kärcher ergänzt: „Unsere Blockbandsäge läuft nahezu vollautomatisch. Ein Maschinenbediener an der Säge genügt und unsere gesamte Anlage läuft. Ein wahres Ein-Mann-Sägewerk.“