Die USA sind der weltweit größte Markt für Nadelschnittholz. Im 1. Quartal wurden 8,1 Mio. m³ importiert (s. Beitrag Weltweite Nadelschnittholz-Exporte etwas nach unten gegangen). Die dortige Preisentwicklung beeinflusst direkt oder indirekt alle anderen Märkte – darunter Europa, Japan und selbst die MENA-Region.
US-Preisabfall beendet
Laut der wöchentlichen Preiserhebung des Holzkurier hat sich inzwischen ein stabiles Preisniveau etabliert. Europäische Ware erzielt an der US-Ostküste etwa 630 US-$/1000 bft. „Damit ist ein Boden bei 2-by-4 gefunden“, beschreibt ein Marktexperte gegenüber dem Holzkurier die Lage.
Hauptlieferant der USA ist Kanada – jedoch lasten dort zwei Risiken auf dem Exportgeschäft:
- Antidumpingzölle werden fix erhöht
- potenzielle zusätzliche „Trump-Zölle“
Erstere sind beschlossene Sache – unklar ist lediglich, ob sie im Juli oder August in Kraft treten. In Erwartung dieser Entscheidung zeigt sich aktuell Kaufzurückhaltung in den USA. Kommt es zur Umsetzung, wird kurzfristig mit einem Nachfrageanstieg gerechnet. Bereits jetzt unterliegen kanadische Nadelschnittholzexporte einem Zollsatz von 14,5 %, der je nach Unternehmen auf bis zu 27 % steigen könnte.
Präsident Trump erklärte in einem Interview am 29. Juni, dass er die von ihm gesetzte Frist bis zum 9. Juli nicht verlängern werde. Diese zusätzlichen Zölle würden gegebenenfalls auch europäische Lieferungen betreffen. Gleichzeitig steht Kanada vor Beginn der Waldbrandsaison, was deren Versorgungslage zusätzlich erschwert.
Die Kombination dieser Belastungen trifft Kanada, das etwa 80 % des US-Importbedarfs deckt. Hauptprofiteure wären europäische Lieferanten, die im 1. Quartal bereits 13 % der US-Importe stellten.
US-Preise werden steigen
Marktkenner erwarten ab September einen deutlichen Preisanstieg in den USA. Selbst Produkte, die aktuell nur Schleuderpreise erzielen – etwa 2-by-6 – könnten dann wieder attraktiv werden. Erste Stimmen gehen davon aus, dass jetzt verschiffte Ware während der Fahrt über den Atlantik teurer wird.
Trotz der Probleme für kanadische Anbieter bleibt der US-Baumarkt schwach. Wachstumsimpulse fehlen. Zudem erschwert der starke Euro den Wettbewerb für europäische Exporteure erheblich.
China am Boden
China importierte in den ersten fünf Monaten rund 16 % weniger Nadelschnittholz als im Vorjahreszeitraum – bei einem Volumen von 6,3 Mio. m³ bleibt das Land aber klar zweitgrößter Importmarkt weltweit. Kurz vor der sommerlichen Produktionspause in Skandinavien wurden nochmals große Mengen nach China abgesetzt – oftmals mit Verlust. Selbst hochwertige Ware wurde von finnischen und schwedischen Großindustrie in China „entsorgt“, um eine Überlastung der europäischen Märkte zu vermeiden.
Japan: stabile Nachfrage für Europa
Die japanischen Nadelschnittholz-Importe zeigen sich stabil – zumindest was Lieferungen aus Europa (ohne Rumänien) betrifft. In Rumänien könnte der Eigentümerwechsel in Sebes nachgewirkt haben. Aus europäischer Sicht wird Japan als auskömmlich eingeschätzt. Für den Sommer wird eine weitere Verbesserung erwartet.
MENA-Region: Probleme in Nordafrika
Die MENA-Region ist der bedeutendste Überseemarkt für europäische Sägeindustrien. In Nordafrika kam es zuletzt zu markanten Problemen:
- In Algerien wurden bisher immer noch keine Importlizenzen vergeben – Exporteuren zufolge aus politischen Gründen, um Devisen im Land zu halten.
- In Libyen ist der Bürgerkrieg erneut aufgeflammt, die Akkreditiveröffnung bleibt schwierig.
- In Marokko bestehen für 3-m-Längen gute Absatzchancen.
Zusätzlich bremst die Juli-Hitze auf den Baustellen in allen Ländern Nordafrikas die Nachfrage.
Mitteleuropa: Preisplateau erreicht
Zum Beginn des 2. Halbjahres scheint sich in Mitteleuropa ein Preisplateau auszubilden (eine Detailanalyse folgt). Allerdings ist vereinzelt von Störofferten einzelner Sägewerke die Rede – insbesondere bei KVH-Rohware, in abgeschwächter Form auch bei BSH-Lamellen. Ursache sind überhöhte Lagerbestände.
Die Preisverhandlungen für das 3. Quartal gestalteten sich zäh. Bei Nadelschnittholz wurden die Preise überwiegend fortgeschrieben. Die Mengennachfrage bleibt auch zu Beginn des 2. Halbjahres unverändert hoch.