11054698472443.jpg

Univ.-Prof. Dr. Hermann Frank © Sprenger

Holzwirte gestärkt

Ein Artikel von Administrator | 11.10.2001 - 00:00
11054698472443.jpg

Univ.-Prof. Dr. Hermann Frank © Sprenger

Die zu besetzende Professur aus „Betriebswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftslehre der Holzwirtschaft” (Nachfolge Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Sagl) an der Universität für Bodenkultur brachte eine Neuorientierung der Planstelle. Erklärtes Ziel von Rektor Univ.-Prof. Dr. Leopold März und der Berufungskommission war es seit langem, das Studium der Holzwirtschaft zu stärken, so Univ.-Prof. Dr. Peter Glück, Institutsvorstand der Sozioökonomik der Forst- und Holzwirtschaft am 1. Oktober in Wien. Künftig sollen die habilitierten Professoren Dr. Hans A. Jöbstl und Dr. Walter Sekot die forstlichen Belange am Institut abdecken, der neue Professor jene der Holzwirte. Zusätzlich sollte er verstärkt die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft (Drittmittel) suchen.Innovative Holzwirtschaft. Den Reigen der Berufungsvorträge eröffnete Univ.-Prof. Dr. Hermann Frank, Institut für BWL der Klein- und Mittelbetriebe, WU Wien. Das Innovationsverhalten in der österreichischen Holzwirtschaft (Ergebnisse einer empirischen Studie auf der Grundlage des Corporate Entrepreneurship (CE)-Konzepts) wurde in Kooperation mit dem Fachverband der Holzindustrie erstellt. Ergebnis: Die Innovationsbereitschaft ist in der Sägeindustrie geringer als im Durchschnitt der übrigen Holzindustrie.
Allerdings gibt es wenig Unternehmen, die Forschung & Entwicklung als expliziten Bestandteil der Unternehmensstrategie betrachten. Auch bei sehr innovativen Unternehmen sei CE noch eindeutig ausbaufähig, so Frank, Träger des Rudolf Sallinger-Preises. „Reife” Betriebe und Branchen sind an Kostensenkungs- und Verdrängungsstrategien erkennbar - die Innovationsbereitschaft sinkt.
11054698472444.jpg

Univ.-Prof. Dr. Manfred Gronalt © Sprenger

Simulationsmodell als mächtiges Tool. Anhand einer Simulationsstudie beleuchtete Univ.-Prof. Dr. Manfred Gronalt, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, TU Clausthal/D, die Materialflüsse und Kapazitätsströme am Beispiel der Spanplattenproduktion (Zusammenarbeit mit Egger, Unterradlberg). Fazit: Die wissenschaftliche Beurteilung der Grenzleistung von Anlagen und die Engpassanalyse kann zwar selbst in sehr großen Holzindustrien zu gewaltigen Rationalisierungspotenzialen führen, sie wird derzeit allerdings erst von wenigen Spezialisten beherrscht, so Dr. Martin Steinwender, Egger.
Ziel nicht nur von Gronalt ist es, ein Referenzmodell für die Materialflussanalyse und Kapazitätserweiterungen zu schaffen. Geistige Anleihen von der Automobilindustrie führen dabei nicht zum gewünschten Logistikziel, so Gronalt.
11054698472446.jpg

Univ.-Prof. Dr. Martin Natter © Sprenger

Flexible Fertigung. Erfahrung bei Expertensystemen und Simulationsmodellen im Produktionsmanagement sowie mit der Kulturlandschaftsforschung sind ein Teil der Arbeit von Univ.-Prof. Dr. Martin Natter, Abteilung für Produktionsmanagement, Wirtschaftsuniversität Wien (WU). Sehr erfolgreich ist sein System zur Klassifikation von Falschmeldern für die Austria Recycling Agentur (ARA). Damit konnte die Effizienz verdoppelt werden.
Seinen Vortrag „Quantitative Modelle im Innovations- und Produktionsmanagement” engte Natter auf „Flexible Fertigungssysteme (FFS)” am Beispiel der Möbelindustrie ein: Diese ermöglichen höhere Profite und rasche Marktanpassung. Konservative Unternehmen produzieren vorwiegend „sichere” Produkte mit dem höchsten Deckungsbeitrag.
FFS erfordern eine Berechnung von Variablen etwa der Umrüstkosten, Deckungbeiträge und Zeitreihen. Gegenüber anderen Berechnungsverfahren (Alpha-Regel, Neuronale Netzwerke, Stochastische Dynamische Programmierung) erlaubt FFS eine gute Näherung bei geringem Zeitaufwand.
11054698472447.jpg

Univ.-Prof. Mag. Dr. Christine Strauß © Sprenger

Markentreue in der Holzwirtschaft. Einblicke in Markenwechsel und ökologische Inferenz auf traditionellen Märkten sowie in der New Economy samt deren Anwendungen in der Betriebs- und Holzwirtschaft bot Dr. Heribert Reisinger, Institut für Betriebswirtschaftslehre, Universität Wien. Als einziger der Referenten beschrieb er Marketingstrategien am Beispiel der Ökologischen Inferenz (Informationsverwertung einer Vielzahl von Querschnittseinheiten). Für Unternehmer interessant sind qualitative Aussagen etwa über den Einzugsbereich von Kunden, deren Einkaufsverhalten in der Marktstruktur (Anteilschätzung bei Nichtkäufern) und die Konkurrenzverhältnisse der Betriebe untereinander.
Reisinger beschrieb den Einfluss des Internet auf das Kaufverhalten in der konservativen Holzbranche. Anwendbar ist seine Methode auch auf den Vergleich Holzprodukte versus Nichtholzprodukte.Wissensmanagement steigert Effizienz. Ein effizientes Wissensmanagement wird in Zukunft immer stärker zu wirtschaftlichem Erfolg beitragen, so Univ.-Prof. Mag. Dr. Christine Strauß, Institut für BWL, Produktion und Logistik, Universität Wien, Geschäftsführerin der Retech Forschungstransfer GmbH, Wien. So werde sich die Bearbeitungsgeschwindigkeit in der Holzwirtschaft binnen einiger Jahre noch um 20 bis 40% steigern, erklärte die Wissenschafterin mit 10 Jahren Uni Zürich-Erfahrung die sozioökonomische Brisanz.
Entscheidend ist die Abbildung von implizitem Expertenwissen in explizites Wissen des Unternehmens. Die „Ant-Colony-Optimization” ist dabei eine junge Methode, Wissen effizient auf andere Bereiche zu übertragen.
11054698472448.jpg

PD Dr. Martin Wietschel © Sprenger

Stoffflüsse optimieren. Ein selbstentwickeltes, computergestütztes Stoffflussoptimierungssystem präsentierte PD Dr. Martin Wietschel, Institut für Industriebetriebslehre und Industrielle Produktion, Universität Karlsruhe/D. Ein Anwendungsbereich: wirtschaftliche Bewertung der Speicherfunktion von CO2 in Holz.