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Schematische Darstellung der Prozesskette von WPC in Anlehnung an Önorm B 3030 © Teischinger

Terminus technicus

Ein Artikel von DI Robert Spannlang (für Timber-online.net bearbeitet) | 24.01.2006 - 00:00
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Schematische Darstellung der Prozesskette von WPC in Anlehnung an Önorm B 3030 © Teischinger

Mit den Holz-Kunststoffverbunden (engl. Wood Plastic Composites/WPC) wurde eine neue Werkstoff-Generation entwickelt. Als wichtigste formgebende Prozesse werden dabei Extrusions- sowie Spritzgussverfahren eingesetzt - es können aber auch weitere Herstellungsverfahren wie Form-, Walzpressen oder Tiefziehen zum Einsatz kommen.

Reproduzier- und vergleichbare Qualität. Ein gänzlich neuer Werkstoff mit einem so umfangreichen Eigenschaftsspektrum im Hinblick auf die technischen Materialeigenschaften und die Möglichkeiten der Formgebung ist zwar für den Markt von großem Interesse, doch wie alles Neue müssen der Werkstoff und die daraus erzeugten Produkte eine reproduzier- und vergleichbare Qualität aufweisen. Dies kann nur durch allgemein anerkannte Regeln und Standards beschrieben und geprüft werden. Das Vertrauen in einen Werkstoff und seine Marktakzeptanz basieren sehr stark auf einer Dokumentation von Kennwerten und Leistungsdaten, die durch technische Spezifikationen definiert und geregelt sein müssen.

Entstehung neuer Normen für WPC. Da der neue Werkstoff á priori nicht einer bestimmten Branche - etwa der Holz- oder Kunststoffbranche - und damit einem bestimmten Fachnormenausschuss zugeordnet werden kann, erfolgte die Diskussion zur Normung von WPC anfänglich weitgehend unkoordiniert durch die verschiedensten Interessensgruppen, die sich der Etablierung des neuen Werkstoffes verpflichtet fühlten.
Damit kam es 2003/2004 fast zeitgleich zu mehreren Initiativen zur Erarbeitung von Normen für WPC:
• Einsetzung einer Arbeitsgruppe im Rahmen von CEN/
TC249 „Kunststoffe”
• Einsetzung einer Arbeitgruppe im Rahmen von CEN/TC 112 „Holzwerkstoffe”
• Etablierung einer Projektgruppe (später Arbeitsgruppe) im Rahmen des Fachnormen-Ausschusses 087 „Holz” im Österreichischen Normungsinstitut.

Erster Teil bereits veröffentlicht. Während auf europäischer Ebene im CEN/TC 249 „Kunststoffe” derzeit ein sehr ambitioniertes Normungsprogramm als so genannte „Technische Spezifikation” ausgearbeitet wird, konnte auf nationaler Ebene vom Österreichischen Normungsinstitut vor kurzem der erste Teil einer mehrteiligen Normenserie für WPC veröffentlicht werden.
Ermöglicht wurde diese rasche Normungsarbeit durch ein sehr effektives Zusammenarbeiten von Experten verschiedener Forschungsinstitutionen, die sich mit WPC beschäftigen, wie Holzforschung Austria (HFA), Wien, Transferzentrum für Kunststofftechnik (TCKT), Wels, und das Kompetenzzentrum für Holzverbundwerkstoffe und Holzchemie des Wood K plus, Linz, sowie Experten aus einschlägigen Unternehmen. Damit ist es gelungen, die Expertisen aus der Kunststoff- und der Holztechnik im Sinne dieses neuen Verbundwerkstoffes zu bündeln.

WPC-Terminologie. Die eben erschienene Önorm B 3030 „Holz-Kunststoff-Verbundwerkstoffe - Terminologie und Klassifizierung” gibt als Terminologienorm die Struktur der weiteren Normen vor. Sie versucht, die Begriffe für Ausgangsstoffe und Produkte sowie die Verarbeitungsprozesse über die gesamte Prozesskette hinweg zu standardisieren und gleichzeitig einen Wildwuchs an neuen Begriffen einzudämmen. Damit können sich Hersteller von WPC-Produkten auch schon jetzt in ihren technischen Merkblättern und Produktinformationen an den genormten Begriffen orientieren.

In weiterer Folge erscheinende WPC-Produktnormen:

- Önorm B 3031 Holz-Kunststoff-Verbundwerkstoffe, Eigenschaften und allgemeine Prüfverfahren, Materialeigenschaften
- Önorm B 3032 Holz-Kunststoff-Verbundwerkstoffe, Eigenschaften und allgemeine Prüfverfahren, Produkteigenschaften
- ON-Regel ONR 23033 Holz-Kunststoff-Verbundwerkstoffe, Anforderungen für spezifische Anwendungen und Produkte