1167746272.jpg

Nach der Entglasungsanlage werden die Materialkomponenten in die Bestandteile aufgetrennt © Mag. (FH) Hubert Burböck

Fenster als Rohstoff

Ein Artikel von Mag. (FH) Hubert Burböck | 03.01.2007 - 00:00
1167746272.jpg

Nach der Entglasungsanlage werden die Materialkomponenten in die Bestandteile aufgetrennt © Mag. (FH) Hubert Burböck

"Altfenster sind ein wertvoller Rohstofflieferant. Nicht nur Fensterglas, der gewichtsmäßig größte Anteil bei Altfenstern, sondern auch Fensterrahmen aus Metall, Holz oder Kunststoff werden wieder verwertet”, erklärt Geschäftsführer Walter Ebner, Reststofftechnik, Henndorf. Das 1991 von ihm gegründete Unternehmen beschäftigt 70 Mitarbeiter und umfasst einen Fuhrpark von 26 eigenen Lkw sowie über 1100 Container. Der zertifizierte Fachbetrieb bietet Reststoff-Entsorgungskonzepte quer durch alle Industriesparten.

Fast 100% stoffliche Verwertung von Altfenstern. „Holzfenster können heute derart zerkleinert werden, dass über 80% in die stoffliche Verwertung, wie etwa Spanplatten, gehen”, erklärt der Reststoff-Spezialist. Die restlichen 15 bis 20% gelangen in die thermische Verwertung an Heizwerke oder die Zementindustrie.
Zu fast 100% können PVC-Fenster verwertet werden. Die Rahmen- und Flügelteile werden nach der Entglasung vorzerkleinert und mittels mechanischer Sortierung von Gummidichtungen und Fremdkunststoffen getrennt. „Der PVC-Vorbruch wird auf 9 mm Korngröße vermahlen und mit elektrostatischer Fremdstoffabscheidung von anderen Kunststoffen getrennt sowie vollautomatisch farblich sortiert”, erklärt Ebner eine von ihm entwickelte PVC-Recyclinganlage, mit der bis zu 3 t/h PVC-Abfall oder Fensterprofile zu hochwertigem Mahlgut aufbereitet werden können.
1167746116.jpg

Ebner (li.) präsentiert die nach Farbe sortierten Granulate, die nach aufwändigem Sortierverfahren wiederum 100% Neumaterial ersetzen © Mag. (FH) Hubert Burböck

Recyclematerial ersetzt zu 90% Neumaterial. Zwischen den Bearbeitungsstufen befinden sich laufend Metallabscheider, die Fraktionen bis zum Abpacken ständig kontrollieren. Je nach Anforderung des Granulats wird das Mahlgut in Big-Bags verpackt oder in einer weiteren Zerkleinerungsstufe auf unter 1 mm Korngröße zermahlen. „Unsere Anlage ermöglicht eine sortenreine Aufbereitung und wir können den Herstellern das eigene Material wieder typenrein zur Verfügung stellen”, so Ebner. Glas wird zum größten Teil in der Glasindustrie wieder verwendet oder als Zusatzstoffe für die Farben- und Lackindustrie eingesetzt.
„Wir sind dafür verantwortlich, dass die Ware unser Gelände in bestimmten Qualitäten verlässt”, ergänzt Ebner - in Kombination mit Bauschutt sind die Materialien wertlos. Die Wiederverwertung von Aluminium und diversen Eisenteilen sei ohnehin selbsterklärend, wird festgestellt.
1167746337.jpg

Auf 47.000 m2 werden unter anderem 1800 t/J Altfenster verwertet © Mag. (FH) Hubert Burböck

Altfenster „versickern” in dunkle Kanäle. „Wir schätzen, dass in Österreich bis zu 95% der Altfenster in Kanälen verschwinden, die keine sachgemäße, geschweige denn Rohstoff verwertende Verarbeitung vorweisen können”, zeigt Ebner die Dimension der Rohstoffvergeudung auf. Das Problem ortet man in Henndorf bereits bei den Herstellern und Montagetrupps, die sich für die Entsorgung der Fenster nicht verantwortlich fühlen. „Es ist halt einfacher, jemanden zu finden, der die sperrigen Bauteile günstig auf eine Baustoffdeponie verfrachtet”, weiß der Recycling-Pionier.

Dramatische Zukunftsperspektive. „Aber wir werden es uns in Zukunft nicht mehr leisten können, Rohstoffe derart zu vergeuden, weil einfach nicht genug da sein werden”, verweist er auf die Tatsache, dass die EU und USA 80% des globalen Primärenergiebedarfes benötigen. Da müsse man sich schon fragen, ob man Kunststoffe, aber auch Holz und andere Rohstoffe nicht sinnvoll mehrmals verwenden kann.

Altfenster-Wiederverwertung steigern. In den kommenden fünf Jahren will Ebner die Verwertung von Altfenstern auf bis zu 4500 t/J steigern. „Damit sinken die Fixkosten und die Übernahmepreise werden günstiger”, stellt er in Aussicht.
Sein Leistungsangebot beginnt mit der Bereitstellung der Sammelcontainer, dem Transport zur Recycleanlage sowie die professionelle Aufbereitung in die Bestandteile. Die verwertbaren Rohstoffe werden weiterverkauft und der Rest fachgemäß auf Deponien gelagert.