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Südosteuropa-Experten beim Schenker-Pressestammtisch (Kruho, Lazoroski, Kiqmari, Samardzija, Wieland und Nelkovski) © DI Martin Heidelbauer

Sensitiver Westbalkan

Ein Artikel von DI Martin Heidelbauer | 19.11.2008 - 16:58
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Südosteuropa-Experten beim Schenker-Pressestammtisch (Kruho, Lazoroski, Kiqmari, Samardzija, Wieland und Nelkovski) © DI Martin Heidelbauer

Als nicht einfache Region bezeichnete Mag. Elmar Wieland, Vorstandvorsitzender Schenker & Co Österreich und Südosteuropa, den Westbalkan während eines Pressestammtisches am 18. November in Wien. Es herrschen chronischer Finanzmangel, ineffiziente staatliche Bürokratie, Exportschwäche, Rechtsprobleme (nicht EU-konform) sowie Infrastrukturen, die verbesserungsfähig sind. "Die Leistung der österreichischen Außenhandels-Delegation ist positiv zu beurteilen, nicht aber die unerfreuliche Visa-Situation", informierte Wieland. 210 Mio. € für Autobahn in Mazedonien
Über die wirtschaftlichen und infrastrukturellen Entwicklungen sowie Problemfelder und zukünftige Planungen in den Ländern Mazedonien, Bosnien-Herzegowina und Kosovo berichteten Botschafter und Schenker-Verantwortliche."Die mazedonische Wirtschaft befindet sich in einer Übergangsphase von sozialistischer Selbstverwaltung zur Marktwirtschaft", erklärte Botschaftssekretär Filip Nelkovski. Österreichische Unternehmen haben bis 2006 rund 300 Mio. € investiert. Nach Ungarn zählt Österreich zu einem der größten Investoren. Die wichtigste Bahnverbindung führt durch das Südost-Nordwest verlaufende Vardar-Tal. Eine dazu parallel verlaufende Autobahn verbindet die Hauptstadt Skopje mit Belgrad und dem Hafen Thessaloniki. Flughäfen gibt es in Skopje und Ohrid. Mit dem Finanzierungsprogramm der Europäischen Kommission werden bis 2009 rund 210 Mio. € zum Bau von Autobahnen entlang der Transeuropäischen Verkehrskorridore 8 (Grenze Albanien bis Grenze Bulgarien) und 10 (Grenze Serbien bis Grenze Griechenland) verwendet. Streik im Hafen Thessaloniki
"Die Schenker-Niederlassung in Skopje ist auch für Kosovo zuständig. Durch das breite Dienstleistungsspektrum mit Sammelgutransporten, Teil- und Komplettladungen, Spezialbeförderungen, Lager- und Zollservice ist Schenker beim Seeverkehr Nr. 1 und Eisenbahntransport Nr. 2", betont Betriebsdirektor Zoran Lazoroski. Probleme verursachen die niedrige Unternehmensliquidität, die Korruption und der anhaltende Streik im Hafen von Thessaloniki. Man ist daher gezwungen, auf alternative Hafen wie Durres in Albanien, Bar in Monte Negro, Varna in Bulgarien, Rijeka in Kroatien, Koper in Slowenien oder Priaeus in Griechenland auszuweichen. Hohe Arbeitslosigkeit und niedrige Löhne
"Positive und negative Wirtschaftserscheinungen im Kosovo", beleuchtete Sabri Kiqmari, Geschäftsträger der Botschaft. Probleme verursacht die hohe Arbeitslosenrate mit 43% im Vorjahr. Es gibt eine junge, ausgebildete Gesellschaft mit guten Deutschkenntnissen. "Da der durchschnittliche Monatslohn nur 250 € beträgt, könnten ausländische Investoren Arbeitskräfte leicht anwerben", erläuterte Kiqmari. Die Systemänderung läuft gut, da bereits 90% der Unternehmen privatisiert sind. In Kosovo wurde der Euro als staatliche Währung übernommen und die Gesetze sind EU-konform. Durch die zentrale Lage im Balkan ergeben sich geringe Entfernungen zu wichtigen Brennpunkten wie Skopje, Sofia, Belgrad und Thessaloniki. EU wichtiger Handelspartner
"Im Krieg wurden in Bosnien-Herzegowina 80% der Industrieanlagen zerstört. Derzeit erreicht die Produktion erst 40% des Vorkriegsniveaus", sagt Botschaftsrätin Samardzija. In den vergangenen Jahren wurden 6 Mrd. US-$ für den Wiederaufbau der Infrastruktur investiert. Etwa 57% der Exporte gehen in die EU, während immer noch 48% aller Importe aus der EU kommen. Beim paneuropäischen Autobahnkorridors Vc (von Budapest bis zum kroatischen Adriahafen Ploce) hat die European Bank for Reconstruction and Development (EBRD) 180 Mio. € für den Teilabschnitt in Bosnien-Herzegowina vorgesehen. An der Trasse liegen die Hauptstadt Sarajewo, die Industriezentren Zenica, Mostar und der Straßen- und Bahnknotenpunkt Doboj. Die Strecke soll 2017 fertig sein. "Neben der vorhandenen Schenker-Niederlassung in Sarajewo plant man eine Geschäftsstelle an der Grenze zu Kroatien", kündigte Gebietsmanager Salko Kruho an. Marktposition ausbauen
"Der Schenker-Umsatz in den drei Ländern Mazedonien, Bosnien-Herzegowina und Kosovo wird heuer 15 Mio. € betragen. Dieser muss aber in Relation zum Markt gesehen. Zukünftig soll die Marktposition und der Qualitätsstandard (Dienstleistungen, Unternehmenskultur) weiter ausgebaut werden", erklärte Wieland.