Paracelsus prägte den Ausspruch, „Allein die Menge macht das Gift” - und das gilt auch für den Naturstoff Holz. Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang die Gemüter erhitzt hat, ist das Formaldehyd. Dieses ist eine chemische Verbindung, das lateinische „formica” steht dabei für Ameise, „Aldehyd” für dehydrierten Alkohol. Formaldehyd ist farblos, riecht stechend und ist bei Zimmertemperatur gasförmig. Formaldehyd wird vielseitig eingesetzt, so beispielsweise bei der Herstellung von Süßstoffen, Bindemitteln, Textilien, Konservierungsmitteln, Fungiziden oder Selbstbräunungsmitteln. Formaldehyd entsteht weiters in Motoren während der Verbrennung, in Gießereien oder bei der Kunststofferzeugung. Auch beim Rauchen oder beim Abbrennen von Räucherstäbchen entsteht diese Verbindung. So befördert eine einzige Zigarette an die 0,15 mg Formaldehyd in die Luft. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Formaldehyd als Stoff eingestuft, der „wegen möglicher krebserregender Wirkung beim Menschen Anlass zur Besorgnis gibt, über den jedoch nicht genügend Informationen für eine befriedigende Beurteilung vorliegen”. Die Krebs erregende Wirkung des Formaldehyds konnte bisher weder eindeutig belegt, noch widerlegt werden. Mit Harnstoff, Phenol oder Melamin reagiert Formaldehyd zu einem Leim, der zur Herstellung von Holzwerkstoffen verwendet wird. Dieser Klebstoff kommt zum Holzwerkstoffhersteller, nach der Vermischung mit Holzspänen genügt dann meist eine Änderung des Säuregrades (pH-Wert) zum Auslösen der Holzverklebung. Früher wurde doppelt so viel Formaldehyd beigemischt, was zu hohen Ausgasungen führte. Heute ist das Verhältnis von Formaldehyd zu Harnstoff nahezu 1 : 1. Dadurch wurden die Ausgasungen radikal reduziert und sind deshalb immer schwerer messbar. Am besten wäre natürlich kein Formaldehyd im Holz oder in Holzwerkstoffen! Aber ist völlige Schadstofffreiheit überhaupt möglich? Nein, das ist es nicht. Schon beim frisch geschlagenen Baumstamm kann Formaldehyd nachgewiesen werden, da es ein natürliches Stoffwechselprodukt ist. Bei Einwirkung von Sonneneinstrahlung auf Holz sowie bei dessen unvollständiger Verbrennung wird ebenfalls Formaldehyd gebildet. Auch bei der Holztrocknung wird durch Aufspaltung des Holzbestandteiles Lignin Formaldehyd freigesetzt. Die Menge an natürlichem Formaldehyd ist interessanterweise abhängig von der Holzart. Sehr wenig Formaldehyd entsteht im Buchenholz, fünf- bis siebenmal so viel kann in der Kiefer gemessen werden. Trotzdem bleibt der Formaldehydgehalt natürlich gewachsenen Holzes sehr gering. Zitieren wir Paracelsus nochmals genauer: „Alle Ding sind Gift und nichts ohn Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist”. Holz beinhaltet also auch Stoffe, die bei kritischer Menge zu Gift werden können. Dennoch behaupten wir: „Es kann nie schädlich sein, wenn man vom Holz zu viel erwischt.”