ÖVP

Gegen CO₂-Steuer, für Holzbaustärkung

Ein Artikel von Ulrike Knaus | 09.09.2019 - 13:13
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Sebastian Kurz, Spitzenkandidat der ÖVP
© Dominik Butzmann

1.) Wie stehen Sie zur CO2-Steuer?
Die Volkspartei steht für Steuerentlastung, nicht für neue Belastungen. In Österreich gibt es schon jetzt CO2-abhängige Abgaben, wie etwa die Mineralölsteuer oder die NoVA. Im Rahmen der Steuerreform wurden weitere ökologische Anreize, wie zum Beispiel die Abschaffung der Eigenstromsteuer, gesetzt. Wer selbst Strom erzeugt und ihn verbraucht, soll dafür keine Steuer mehr zahlen. Solche positiven steuerlichen Anreize sind neuen Belastungen vorzuziehen. Nationale CO2-Steuermodelle halten wir nicht für zielführend, weil sie speziell die Menschen im ländlichen Raum und sozial Schwächere belasten, die auf ihr Auto angewiesen sind.

2.) Welche Maßnahmen im Bereich „Bau“ stehen auf der Agenda, die uns zu einer klimafähigen und nachhaltigen Gesellschaft führen sollen?
Die thermische Sanierung von Altbauten ist uns ein großes Anliegen. Wir streben bis 2050 einen möglichst CO2-freien und energieeffizienten Gebäudesektor an. In der Bundesregierung haben wir dazu bereits sehr erfolgreiche Maßnahmen, wie den „Raus aus dem Öl“-Bonus, gestartet.
Die Forcierung der Verwendung von Holz als klimaschützenden Baustoff ist ein weiterer wichtiger Punkt, um den Bausektor nachhaltig und klimaverträglich zu modernisieren. Holz, das verbaut wird, speichert damit auch den darin gebundenen Kohlenstoff.
In Österreich wächst jedes Jahr deutlich mehr Holz nach, als gebraucht wird. Holz als Rohstoff und Baustoff ist also ausreichend vorhanden. Dieses Potenzial sollten wir noch mehr nutzen. Moderne Holzbauwerke haben alle guten Eigenschaften, die auch Massivbauten aufweisen.

3.) Soll der Holzbau in diesem Zusammenhang in Zukunft gestärkt werden? Und wenn ja, wie?
Wir sprechen uns ganz klar für die Stärkung des Holzbaus aus. Wichtig ist hierbei, sowohl die Wirtschaft als auch die Forschung mit an Bord zu holen. Wir haben in Österreich sehr innovativ arbeitende Holzforschungseinrichtungen. Hier wird wirkliche Pionierarbeit geleistet und die Ergebnisse sind heute schon sichtbar. Auch müssen noch viele Ängste auf Kundenseite hinsichtlich des Einsatzes von Holz abgebaut werden.
So wissen wir heute beispielsweise, dass ein Holzhaus in Sachen Feuergefahr und Stabilität einem Stahlbetonbau in nichts nachsteht.

4.) Holzbau ist längst nicht mehr auf Einfamilienhäuser begrenzt. In der Seestadt Aspern in Wien wurde vor Kurzem das Hoho mit 24 Geschossen und einer Höhe von 84m eröffnet. Wie können Sie sich eine bessere Verankerung von mehrgeschossigen Holzbaus in Österreich vorstellen?
Viele heute errichtete Gebäude könnten auch aus Holz beziehungsweise Holzverbundstoffen errichtet werden. Holz und andere Baustoffe, wie Beton und Stahl, schließen einander nicht aus. Vielmehr gilt es die jeweiligen Baustoffe sinnvoll zu kombinieren. Hier wird sich in Zukunft noch sehr viel tun, wenn die richtigen Anreize gesetzt werden. Am Sektor der Fertighäuser etwa sind wir schon auf einem sehr guten Weg.

5.) Sind Ihrer Ansicht nach die Holzbauvorschriften in Österreich zeitgemäß?
Gesetze und Vorschriften müssen immer wieder evaluiert und auf ihre Praxistauglichkeit geprüft werden. Gerade die Bürokratie und überalterte Vorschriften machen Unternehmern auch am Holzbausektor das Leben unnötig schwer. Dabei müssen wir aber immer die hohen Sicherheitsstandards, die wir in Österreich haben, aufrechterhalten.

6.) Viele Waldbesitzer in Österreich haben Existenzängste, weil der Klimawandel zum weitflächigen Waldsterben durch Käfer, Trockenheit und Sturm geführt hat. Wie soll den Waldbesitzern in Zukunft geholfen werden und welche Strategien haben Sie, um ein weit schlimmeres Ausmaß zu verhindern?
Unsere Wälder – und damit auch deren Besitzer – zählen zu den vom Klimawandel am stärksten Betroffenen. Die Schäden, die vor allem der Borkenkäfer anrichtet, sind besonders in den vergangenen beiden Jahren drastisch angestiegen. Durch die Förderung von klimafitter Wälder sowie die Abkehr von Monokulturen und standörtlich nicht angepassten Wäldern kann bereits viel erreicht werden.
Gleichzeitig braucht es auch die Unterstützung der öffentlichen Hand, die bereits bei der Ernte, Lagerung und dem Abtransport beginnen muss. Bereits in der vorigen Bundesregierung haben wir hier ein Notfallpaket geschürt. Erst vor wenigen Wochen wurde dieses erweitert und die Förderungen für Wiederaufforstung erhöht.
Ohne die tagtägliche Arbeit unserer Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer wäre es um unsere Wälder schlimm bestellt. Nur ein gesunder und bewirtschafteter Wald kann auch seine Funktion im Klimaschutz erfüllen.

7.) In Deutschland gibt es einen Waldgipfel auf Bundesebene zum Thema Waldsterben – ist so etwas auch in Österreich nötig?
In Österreich gibt es solche regelmäßigen Treffen und Gespräche schon lange. So findet am 10. September ein Waldgipfel zum Thema „Bioökonomie.Klimawandel.Wald“ statt.
Zusätzlich gibt es den Österreichischen Walddialog, in dessen Rahmen sich regelmäßig Experten, Politiker und Unternehmer treffen, um Probleme und ihre Lösungen zu diskutieren.

8.) Österreich hat den höchsten Flächenbedarf in der EU. Ist das für Sie okay oder wollen Sie daran etwas ändern?
Wir wollen eine Einschränkung der fortschreitenden Bodenversiegelung umsetzen. Diesen Weg haben wir schon vor einigen Jahren eingeschlagen und sehen nun erste Erfolge. Die Zunahme des Flächenverbrauchs hat sich in den vergangenen Jahren halbiert. Das ist immer noch zu viel, aber wir sind dabei auf einem guten Weg.
Der Boden ist unsere wichtigste Ressource. Wir haben in Österreich 40.000 ha ungenutzte, bebaute Fläche, die revitalisiert und genutzt gehört. Zusätzlich dazu müssen Ortskerne verdichtet werden, um einer weiteren Zersiedelung vorzubeugen.

9.) Ist Biomasse Ihrer Ansicht nach eine Lösung als Ersatz für fossile Brennstoffe?
Biomasse ist CO2-neutral, also ein guter Ersatz für fossile Brennstoffe. Wir wollen in den nächsten Jahrzehnten gänzlich raus aus den fossilen Trägern. Die Biomasse spielt dabei eine wichtige Rolle, weil sie nachwächst und CO2-neutral verwertet werden kann.

10.)  Werden Sie sich einsetzen, Forschungsgelder bereitzustellen, um fossile Brennstoffe durch nachwachsende Rohstoffe zu ersetzen?
Im Rahmen der Bioökonomie-Forschung wird genau das bereits gemacht. Innovation ist einer der wesentlichen Schlüssel, um das Ende des fossilen Zeitalters rasch erreichen zu können. Neue Technologien und Produkte können innerhalb weniger Jahre zu deutlichen Reduktionen unserer Emissionen führen. Das unterstützen wir, wo immer es möglich ist.