Österreich

Materialknappheit bremst Bauwachstum

Ein Artikel von Raphael Kerschbaumer (für holzkurier.com bearbeitet) | 19.01.2022 - 15:11

Aufklarend – so lautet der Begriff, den die Bank Austria in ihrem Branchenbericht verwendet, um das Klima der österreichischen Bauwirtschaft zu beschreiben. Der Stimmungsparameter im Land beginnt jedoch zunehmend nach unten zu zeigen. Das Positive vorweg: Das Minus aus dem ersten Pandemiejahr 2020 wurde im vergangenen Jahr längst aufgeholt. Um durchschnittliche 15% sind die Umsätze im Hoch- und Tiefbau gestiegen. 

Seit Jahresmitte spürt man aber ein zunehmendes Abkühlen der Zuwächse. Das Rekordniveau in der Kapazitätsauslastung (mit 7,6 Monaten im 4. Quartal 2021 weit über dem zehnjährigen Durchschnitt von rund sechs Monaten) ist laut Bank Austria primär auf die stark gestiegene Materialknappheit zurückzuführen. Vor allem der Tiefbau berichtet von einer zunehmend schlechter werdenden Auftragslage, aber auch die Akteure im Hochbau werden in ihren Beurteilungen der Auftragslage vorsichtiger. Der Rückgang im Wohnbau, dem Garanten der österreichischen Bauwirtschaft in den vergangenen Jahren, ist laut Branchenbericht auf den bereits zum Großteil abgebauten Nachfrageüberhang der vergangenen Monate zurückzuführen. Einen weiteren Grund sieht man in den Rekordzuwächsen der Baukosten, ausgelöst von der knappen Materialsituation. Konnte am Anfang vor allem der Wohnbau die gestiegenen Preise noch in höhere Kosten der Einheiten übertragen, bleiben ebenjene Kosten seit dem 3. Quartal vergangenen Jahres deutlich hinter den Baustoffpreisen zurück – ein Umstand, durch den die Konjunktur durchaus an Geschwindigkeit verliert. 

In Deutschland berichten die großen Bauverbände der Bundesrepublik von einer mehrheitlich anderen Situation (s. Beitrag "mit Optimismus ins neue Jahr"). Von Abkühlung ist hier nichts zu spüren. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie sprach von anhaltend hohen Auftragsbeständen und auch davon, dass der Wohnbau 2022 weiter deutlich wachsen soll. Nach den Vorjahreszahlen konnte der deutsche Wohnbau erneut um 20% zulegen und bleibt somit weiterhin einer der bedeutendsten Stützpfeiler in der Bauwirtschaft.

Nicht nur Deutschland berichtet von konträren Stimmungsbildern, auch der Holzbau startet laut einer Umfrage der KMU Forschung Austria durchaus positiv gesinnt ins neue Jahr (s. Beitrag "2021 brachte Holzbau-Aufschwung").