Österreich

20 Insolvenzen pro Werktag

Ein Artikel von Martina Nöstler (für holzkurier.com bearbeitet) | 04.01.2023 - 08:31

Laut dem Gläubigerschutzverband Creditreform stieg die Gesamtzahl an Firmeninsolvenzen 2022 um knapp 60% auf 4913 Verfahren. Die eröffneten Verfahren sind dabei um 42,5% auf etwa 3000 und die Zahl der mangels Vermögen abgewiesenen Verfahren ist um 95,5% auf 1951 gestiegen. Sowohl die Insolvenzpassiva (rund 2 Mrd. €) als auch die betroffenen Arbeitsplätze (etwa 16.000) sind stark angewachsen. Die Steigerung um 60% klinge alarmierend, sei aber auf das geringe Niveau 2021 zurückzuführen.

Die pandemiebedingten Zeiten eines geringen Insolvenzgeschehens sind vorbei. Trotz dieser „Normalisierung“ sieht Creditreform-Geschäftsführer Gerhard M. Weinhofer keinen Grund zur Panik: „Nach dem Auslaufen der Coronahilfsmaßnahmen war mit einer Rückkehr auf das Vorpandemieniveau zu rechnen. Nun sind viele Kleinst- und Kleinunternehmen insolvent geworden, die nur durch die staatlichen Hilfen über die Pandemie hinweggerettet wurden. Dass viele dieser Unternehmen schon zuvor Probleme hatten, zeigt die stark ansteigende Zahl an vermögenslosen Abweisungen. Gläubiger erleiden dadurch einen Totalausfall.“ 

Die Insolvenzursachen lägen im Kapitalmangel und damit konkret in Problemen bei der Rückzahlung der gestundeten Abgaben und Steuern sowie in der allgemeinen Wirtschaftslage, heißt es. Lieferkettenprobleme, Fachkräftemangel und vor allem steigende Preise bei Materialien und Vorprodukten führen zu sinkenden oder gar negativen Margen, da die Teuerung nicht immer an den Endverbraucher weitergegeben werden kann. „Zuerst die Lockdowns, dann der Ukrainekrieg und die Inflation waren einfach für viele Unternehmen zu viel an Polykrisen“, fasst Weinhofer zusammen.

Den stärksten Zuwachs bei den Bundesländern verzeichneten Vorarlberg (+127,5%), Oberösterreich (+106,9%) und Tirol (+93,9%). Bei den Branchen gab es die meisten Insolvenzen im Handel (862), gefolgt von unternehmensbezogenen Dienstleistungen (841) und dem Bauwesen (805).

Weinhofer rechnet für 2023 mit rund 6000 Firmeninsolvenzen.