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Deutschland

Baukonjunkturabflachung trifft nicht alle Bauprodukte

Ein Artikel von Raphael Kerschbaumer | 26.05.2023 - 13:07

Seit dem Jahreswechsel von 2020 auf 2021 hat sich in der Baubranche vieles verändert. Zumindest, wenn man auf die anschließenden Rallyes und Achterbahnfahrten der Preise baunaher Produkte blickt. Betrachtet man jedoch die Entwicklungen des vergangenen halben Jahrhunderts als Ganzes, so erkennt man, dass sich die Preise nach langen ähnlichen Verhältnissen zueinander zuletzt deutlich voneinander entfernten. 

In vier Monaten alles aufgeholt

Wie schnell sich jahrzehntelange Entwicklungen entkoppeln können, zeigte das Frühjahr 2021. Innerhalb nur weniger Monate kletterte der Schnittholzindex auf seinen bisherigen Spitzenwert im August desselben Jahres. Das anschließende Auf und Ab der Nadelschnittholz-Preise ist allseits bekannt, wenngleich auch die Höhe im darauffolgenden Jahr nie mehr ganz erreicht werden sollte. Im April 2023 lag der Nadelschnittholz-Index bei 225,9% (Basis 1976 = 100%) und damit deutlich unter seinen Hauptkonkurrenten am Bau. 

Achterbahn mit Sicherheitsgurt

Mitaufgesprungen auf den turbulenten Preiszug und nach wie vor mit an Bord sind die Entwicklungen beim Roheisen. Der rasche Preisanstieg erfolgte im Gegensatz zum Nadelschnittholz jedoch später und sollte im Sommer 2021 auch nie die hölzernen Höhen erreichen. Der Roheisenindex kletterte bis zum Sommer des Vorjahres stetig nach oben und war auch deutlich weniger intensiven Schwankungen als der Index für Nadelschnittholz ausgesetzt.  

Zum Jahreswechsel 2021-2022 sollten die Roheisenentwicklungen gegenüber Nadelschnittholz schließlich erneut die Oberhand gewinnen und sie seither auch nicht mehr hergeben. Der stetige Anstieg fand schließlich im Frühjahr 2022 seinen bisherigen Höhepunkt. Für den Nadelschnittholz-Preis ging es aufgrund der geringen Auftragslage und schwachen Baukonjunktur zum zweiten Mal innerhalb nur kurzer Zeit steil bergab. Auch der Roheisenpreis musste Rückschläge einstecken, jedoch in einem deutlich geringeren Ausmaß als Nadelschnittholz. Mit einem Erzeugerpreisindex von 287,7% ist Roheisen im Vergleich zu Nadelschnittholz in den vergangenen Jahren deutlich teurer geworden. 

Vom Bau scheinbar unberührt

Ein Sortiment, das derzeit unangefochten die Spitzenposition der baunahen Indexwerte anführt, ist Frischbeton. Dieser blickt als einziges Produkt auf eine stetige Periode des Anstiegs zurück. Nach den teils rasanten Erhöhungen mussten zuletzt alle Bauproduktsparten konjunkturelle Einbußen hinnehmen. Frischbeton zeigte sich davon recht wenig beeindruckt, auch wenn die steil ansteigende Kurve zuletzt etwas abflachte. Mit einem Indexwert von 366,3% im April 2023 ist Beton nicht mehr weit davon entfernt, in diesem Jahr beinahe fünfmal so teuer zu werden wie noch im Jahr 1976.